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trends / FASHION BALENCIAGA DEMNA GVASALIA Als Kind floh er vor dem russisch-georgischen Krieg. Mit acht Jahren wusste er, dass er schwul ist und beriet seine Großmütter bei der Kleiderwahl. Heute ist der 42-jährige Balenciaga-Chefdesigner, der sich nur mit seinem Vornamen Demna anreden lässt, der Vordenker der Modebranche. Nachdem er das 1937 gegründete Modehaus vor acht Jahren übernahm, transformierte er es zum angesagtesten unserer Zeit. Schon mit seinem ersten Label Vetements sorgte Demna schnell für Aufsehen: Mit zerschnittenen, wiederzusammengeflickten Jeans für mehrere tausend Euro und T-Shirts mit »DHL«-Logo parodierte er die eigene Branche. Nachdem Ende vergangenen Jahres eine Werbeaktion gehörig in die Hose ging und Demna der Verharmlosung von Kinderpornografie beschuldigt wurde, hielt er seine erste Show im März in Paris nach dem großen Skandal auffallend schlicht. LOUIS VUITTON NICOLAS GHESQUIÈRE Nicolas Ghesquière war der erste Stardesigner des neuen Jahrtausends. 1997, mit nur 25 Jahren und nahezu unbekannt, wurde er Kreativchef von Balenciaga und verhalf der Marke in rasantem Tempo mit modernen Interpretationen von Cristóbal Balenciagas ursprünglichen Entwürfen zur Rückkehr in den Modeolymp. Dem historischen Erbe des Couture-Hauses stellte er seine Begeisterung für Science-Fiction gegenüber. 2013 wechselte Ghesquière als Kreativchef zu Luis Vuitton, wo er seither die Linie des Modehauses vorgibt und dessen Ansehen wiederherstellte. Ghesquières scharfe Schnitte und seine Unerschrockenheit, Stile aus unterschiedlichsten Jahrzehnten bunt zu mischen, hat Luis Vuitton zurück an die Spitze der Branche befördert. Bewunderer des 51-jährige Franzosen sagen, er schaffe nicht einfach Mode, sondern ein Gefühl, das zur Form wird. Eigentlich sei Mode ja Rechnen, behauptet Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in ihrem Stück »Das Licht im Kasten«. »Und zwar mit allem. Mit allem muss man rechnen.« Wenig fasst das vergangene Modejahrzehnt so treffend zusammen wie jene Zeilen der Dramatikerin. Dabei sind sie bereits 2016 erschienen, als wir uns noch mittendrin befanden in den meisten Umwälzungen – wenn sie nicht sogar noch unvorhersehbar waren. Angefangen bei den ökologischen Herausforderungen durch den Klimawandel, über die Auflösung traditioneller Geschlechterrollen, globale Einschnitte wie Corona nicht zu vergessen. Selten zuvor dürfte die Mode sich innerhalb einer Dekade in einem so umfänglichen Wandeln befunden haben. Der Blick zurück auf die vergangenen zehn Jahre Mode und ihre prägendsten Figuren, die wir Ihnen hier vorstellen, macht deutlich: Kleidung ist mehr als ein Konsumobjekt – sie ist Ausdruck von Identität, sozialer Zugehörigkeit und Kultur. Ein Spiegel der Gesellschaft. Vor allen Dingen überrascht sie uns stets aufs Neue. Oder hätten Sie erwartet, dass ein männliches Sexsymbol im fortgeschrittenen Alter zum Vertreter einer Genderless-Fashion-Bewegung avanciert, die Kleider nicht mehr nur einem Geschlecht zuordnet? Gemeint ist Brad Pitt. Bei einer Filmpremiere im vergangenen Sommer zeigte der Hollywoodstar sich in einem rostfarbenen Leinenrock, der knapp an den Knien endete. Allein ist er mit dieser Kleiderwahl nicht. Als Popsänger Harry Styles 2020 als erster männlicher Cover-Star die amerikanische Vogue zierte, wählte er als Outfit ein Kleid. Natürlich ging die Initiative vom Laufsteg aus. Von Designern wie Alessandro Michele für Gucci, Nicolas Ghesquière für Louis Vuitton oder Jean Paul Gaultier, der über Jahrzehnte Männerröcke als Teile seiner Kollektion präsentierte. Heute sprechen Mode konzerne damit vor allem die junge Konsumentenschaft an, unter der eine viel freiere Vorstellung von Geschlecht vorherrscht als bei vorherigen Generationen. Studien zufolge identifizieren sich über 30 Prozent der Gen-Z als nicht heterosexuell. Nicht weniger interessant ist die Erklärung der Modetheorie: Die Übertragung männlicher Kleidung in weibliche, die über Dekaden die Arbeit von Designer:innen bestimmte, sei mit diesem Modejahrzehnt abgeschlossen, sodass Innovation sich nun auf umgekehrtem Weg vollziehe: als Inszenierung des Mannes in Frauenkleidung. Bei einer Mode-Rückschau dürfen allerdings auch düstere Ereignisse nicht > Fotos: BFA / Action Press / picturedesk.com, x / Action Press / picturedesk.com, PIROSCHKA VAN DE WOUW / REUTERS / picturedesk.com, PIROSCHKA VAN DE WOUW / REUTERS / picturedesk.com, PIROSCHKA VAN DE WOUW / REUTERS / picturedesk.com, FRANCOIS LENOIR / REUTERS / picturedesk.com, LUCIEN LIBERT / REUTERS / picturedesk.com, CRISTINA QUICLER / AFP / picturedesk.com, CRISTINA QUICLER / AFP / picturedesk.com, Vianney Le Caer / AP / picturedesk.com, Hubert Boesl / dpa / picturedesk.com 54 falstaff 10 JAHRE LIVING 2023

SCHIAPPARELLI DANIEL ROSEBERRY Die Wiederbelebung Schiaparellis gehört zu den überraschendsten Wendungen der jüngsten Modegeschichte. Der 2019 zum Chefdesigner berufene Texaner Daniel Roseberry knüpft mit seinen expressiven Entwürfen an die dramatischen Looks von Markengründerin Elsa Schiaparelli an: Bei der Präsentation seiner Haute-Couture-Show 2023 ließ er Models täuschend echte Tierköpfe tragen und so die Grenzen zwischen Realem und Irrealem verschwimmen - wie einst Schiaparelli, die in den 30-Jahren mit exzentrischen Kreationen Modegeschichte schrieb als eine Art Punk ihrer Zeit. Von Kim Kardashian über Topmodel Bella Hadid setzt Hollywoods weibliche Elite heute auf Schiaperelli und die Entwürfe des 38-jährigen Roseberry. Als Popstar Lady Gaga bei der Amtseinführung von Präsident Joe Biden sang, tat sie dies in einer Robe von Schiaparelli. DIOR MARIA GRAZIA CHIURI Eine Reporterin der britischen Zeitung »The Guardian« urteilte einmal über Maria Grazia Chiuiris Büro, dass es nicht wie das einer Modeschöpferin aussehe, sondern wie von einer Forscherin. So vollgestopft sei es mit allerlei theoretischen Bänden. Seit 2016 ist die 59-jährige Römerin an der Spitze des französischen Modehauses – als erste Frau überhaupt. In Chiuris sechs Jahren bei Dior ging es genauso stark um Frauenrechte wie um Mode: »Wir alle sollten Feministinnen sein!« stand 2016 auf den T-Shirts aus ihrer Debütkollektion. 2020 präsentierte sie ihre Haute-Couture-Show innerhalb eines Gehäuses das von der feministische Künstlerin Judy Chicago entworfen wurde und einem weiblichen Geburtkanal nachempfunden war. Als Chiuri zu Dior kam, erwartete das Publikum einen neuen Look, einen neuen Saum, neue Farben. Es bekam eine neue Weltanschauung. GUCCI ALESSANDRO MICHELE Alessandro Michele kam 2015 an die kreative Spitze von Gucci und hat die Marke zum Goldesel des Kering-Konzerns gemacht. Seine Mode? Märchenhaft und eklektizistisch. Männer packte er konsequent in Frauenkleidung und Netzhemden und schwelgte dabei hemmungslos in einer 70er-Jahre-Ästhetik. Unter Micheles Führung hatte sich der Umsatz des Hauses mehr als verdoppelt. 2018 lag er bei 8,29 Milliarden Euro. Doch zuletzt gab es interne Unstimmigkeiten: Michele, der ursprünglich Kostümbildner werden wollte, sträubte sich nach Corona dagegen, zu dem branchenüblichen hochfrequenten Output von vier Hauptkollektionen im Jahr zurückkehren. Sein seit Jänner amtierender Nachfolger Sabato De Sarno arbeitete zuletzt über 13 Jahre als Fashion Director bei Valentino. Seine erste Gucci-Kollektion wird er auf der Mailänder Modewoche im September präsentieren. 2023 10 JAHRE LIVING falstaff 55

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