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INTERVIEW „MEIN JOB IST SPRUDELNDE GESCHICHTE.“ Reinhard Gruber, Domarchivar zu St. Stephan, weiß am besten, dass das Vorurteil, sein Job sei trocken, fehl am Platz ist. Ein großes Aufgabengebiet mit spannenden Recherchen prägt seinen Arbeitsalltag. Ihr Titel ist der des Domarchivars. Was sind Ihre Aufgaben? Vieles, um das ich mich in meinem Arbeitsalltag kümmere, hat wenig mit den prominenten Tätigkeiten eines Archivars zu tun. Natürlich sind die Erschließung, Ordnung und Aufarbeitung des historischen Bestandes des Domarchivs ein bedeutender Aspekt, aber dazu kommen das Beantworten von historischen (manchmal auch von hysterischen) Anfragen, Vorträge, Sonderführungen durch Archiv und Dom, das Publizieren von Aufsätzen, Beiträgen und Büchern, der Leihverkehr – sofern es nicht die Dombauhütte betrifft, Verwahrung des Inventars sowie die Betreuung und Begleitung von Projekten. Wichtig ist mir die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Archiven, Reinhard Gruber im Archiv zum Beispiel mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und mit dem Diözesanarchiv. Darüber hinaus bin ich auch Referent bei den Theologischen Kursen und an der KPH Wien/Krems. Rund um den Dom gibt es sehr viele Archive, die sich alle mit der Geschichte von Wiens wichtigster Kirche sowie Wien selbst beschäftigen. Wo liegt der Schwerpunkt Ihres Archivs? Streng genommen gehören fast alle Archivalien bis zur Gründung des Bistums Wien 1469, die sich im Diözesanarchiv befinden, zum Domarchiv. Sie werden jedoch aus praktischen und Kapazitätsgründen dort verwahrt, die Zusammenarbeit mit Diözesanarchivarin Dr. Johanna Kößler und ihrem Team funktioniert wunderbar. REINHARD H. GRUBER, MA Geboren 1971 in Tirol, wuchs im Schatten des Zisterzienserstiftes Stams auf, was nicht ohne Auswirkung blieb. Studien in Innsbruck und Wien, seit 1995 für den Stephansdom und im Diözesanarchiv tätig, seit 2000 Domarchivar zu St. Stephan in Wien. Zahlreiche Publikationen und Beiträge zur Geschichte und Ikonographie der Dom kirche St. Stephan, externer Referent bei den Theologischen Kursen Wien und an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. In den Räumen des Curhauses werden das Archiv des Kirchenmeisteramtes (ab 1709), der Dompfarre bzw. der Erzbischöflichen Cur, Inventare, Urkunden der Curpriesterschaft, Stiftungsurkunden, Dokumente und Aufzeichnungen über den Dombrand und den Wiederaufbau, die Domchroniken, das Musikarchiv und die eine oder andere Kuriosität aufbewahrt sowie das große wertvolle Matrikenarchiv. Es ist das älteste Österreichs. Was entgegnen Sie dem Vorurteil, dass der Job des Domarchivars sehr trocken ist? Natürlich gibt es wie in fast jedem Beruf trockene und monotone Tätigkeiten, aber da mich die Materie Stephansdom auch persönlich sehr interessiert, ist es selten wirklich mühsam. Mir ist es wichtig, aufzuzeigen, dass ein Archiv nicht nur eine Sammlung von verstaubten, schwer les baren Akten ist, sondern auch eine sprudelnde Quelle lebendiger Geschichte. Das geschieht zum Beispiel durch die Aufbereitung für Publikationen, 30
INTERVIEW Domarchivar Reinhard Gruber Ausstellungen, Führungen, Beiträge für Funk und Fern sehen sowie Bachelorarbeiten, Master arbeiten oder Dissertationen von Forschenden. Was war in den letzten 35 Jahren das spannendste Projekt, das Sie (vielleicht sogar in Zusammenarbeit mit dem Verein „Unser Stephansdom“) betreut haben? Ich bin seit 27 Jahren am Stephansdom und seit 22 Jahren für das Archiv zuständig. In Erinnerung sind mir das Mitwirken und Beraten bei den verschiedenen TV-Dokumentationen, Jubiläen, Begräbnissen und Festen geblieben. Oder der Papstbesuch 2007. Dankbar blicke ich auf den Umbau und die Sanierung der Archivräumlichkeiten zurück. Immer wieder beeindruckend ist es, auf ein Gerüst zu steigen, dort einen anderen Blickwinkel einzunehmen oder sozusagen Aug‘ in Aug‘ mit den Heiligen auf halber Höhe der Domsäulen zu stehen. Den Dom gut kennenlernen durfte ich während der Inventarisierung vor knapp 20 Jahren. Und natürlich bleibt es mir in Erinnerung, wenn es gelingt, dem Dom ein Geheimnis zu entlocken, vielleicht sogar mithilfe historischer Dokumente aus dem Archiv. Wird das alles auch noch publiziert oder ist Inhalt einer wissenschaftlichen Arbeit, dann profitieren Domkirche und Forschung davon. Ich wünsche dem Steffl, dass er sich das eine oder andere Geheimnis bewahrt. Und: Möge unser lieber Stephansdom ein Symbol des Friedens und der Einheit bleiben! Was denken Sie oder würden sich wünschen, das die Zukunft für den „Steffl“ und die Menschen um ihn bringen wird? Dem Dom wünsche ich, dass er seine Seele nicht verliert. Diese sind die Gläubigen, die ihn als Kirche und nicht nur als Kulturdenkmal besuchen. Ich hoffe, dass es uns gelingt, den Stephansdom als Ort des Gottesdienstes und des Gebetes zu erhalten, und dass im wissenschaftlichen Bereich die verschiedensten Disziplinen, die sich mit ihm beschäftigen – wie Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und Architektur –, auf die Theologie nicht vergessen. Wenn die dafür notwendige Sensibilität das Handeln der Verantwortungsträger:innen und hier Beschäftigten prägt, dann kann nicht viel schiefgehen. Dem Steffl selbst wünsche ich darüber hinaus, dass er sich das eine oder andere Geheimnis bewahrt, damit auch kommende Generationen noch etwas zum Forschen finden. Und abschließend: Möge unser lieber Stephansdom ein Symbol des Friedens und der Einheit bleiben! ■ 31
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