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Falstaff Spezial VieVinum 2016

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VieVinum-Spezial / MOSEL Die Mosel – ein gurgelnder Mäanderstrom, gesäumt von Steilhängen. Winzer, die scheinbar durch nichts aus der Balance zu bringen sind und schwindelfrei und trittfest auf Schiefergeröll bergauf, bergab gehen. Monorackbahnen und Sonnenuhren. Rieslingträubchen mit Sommersprossen auf ihren goldgelben Beeren. Edelsüße Weine von einzigartiger Delikatesse. Federleichte Kabinettweine, fruchtige Spätlesen mit Spiel. Einkäufer aus aller Welt, Preis rekorde auf Auktionen. Die Mosel – ein deutscher Mythos. Und doch gibt es auch eine zweite Mosel – eine, die neben dem Mythos existiert und vom Abklatsch seines Ruhms zu leben versucht, gewissermaßen Tür an Tür. Nur ein paar Reb- zeilen abseits der Legenden mühen sich Winzer, die in ihren Steillagen kaum noch die Arbeitskosten erwirtschaften. Diese Mosel ist bevölkert von Camping-Urlaubern und Reisebussen mit Rheumadeckenverkauf. Auf jeden Karton mit halbtrockenem Müller-Thurgau oder Dornfelder legt der Andenkenverkäufer am Moselstrand noch eine Winzerschürze aus Plastik obendrauf, als Werbegeschenk und zur Erinnerung. Und jetzt baut sich diese Schattenmosel – als wolle sie sich selbst ein Denkmal setzen – auch noch eine Autobahnbrücke, 160 Meter hoch über dem Fluss. Schon sind die ersten Fundamente der Brückenpfeiler in Weinbergslagen von Weltruhm gerammt. Und all das nur, weil sich einige Provinz-Zaren die Hände an einem Großprojekt wärmen möchten. Jahrelang haben sich Winzer gegen das Bauvorhaben gewehrt, es gab Protestnoten und Petitionen, Weinprominenz aus dem In- und Ausland hat am Ort des geplanten Brückenbaus demonstriert, selbst der Doyen der Weinkritik, Hugh Johnson, richtete einen flammenden Appell an die Vernunft der Politiker – alles vergebens. Und während der Bau voranschreitet, sind immer noch nicht alle Bedenken über die Trag fähigkeit des Untergrunds ausgeräumt. INTERNATIONALES FLAIR So provinziell manche Motive der Lokalpolitik sind und so mau die Billigweine der Region, so mondän ist die Ausstrahlung des guten, des echten Moselrieslings. Es gibt Weingüter, die nahe- Christopher (li.) und Karl Josef Loewen sind wie Gärtner zu ihren Reben. 26 falstaff VieVinum

Nik Weis, Weingut St. Urbans-Hof, hat Weinberge an Mosel und Saar. Tausendsassa Markus Molitor kümmert sich um jedes Fass persönlich. Fotos: Jon Wyand, Andreas Durst, beigestellt zu ihre ganze Produktion exportieren und die daher zu Hause in Deutschland kaum jemand kennt. Solch kurios kopfstehende Verhältnisse gibt es nicht einmal im Rheingau, dessen Weine ja ebenfalls weltweiten Ruhm besitzen. Eine Nebenwirkung der starken Fokussierung auf die Exportmärkte ist die Verkürzung des Gebietsnamens auf »Mosel«, wo bis zum Jahr 2006 noch alle drei benachbarten Flüsse gleichberechtigt nebeneinander standen: Doch der Bandwurm »Mosel-Saar-Ruwer« sei Weinfreunden in den USA, in Japan und China nicht zuzumuten, so die Argumentation der Weinbaupolitik. Das ist einerseits einleuchtend, ebnet aber andererseits Unterschiede ein, die durchaus nicht nebensächlich sind. DREI FLÜSSE, FÜNF GEBIETE Selbst der »Moselwein« im engeren Wortsinn hat mindestens drei unterschiedliche Ausprägungen: Er kann von der Obermosel an der luxemburgischen Grenze stammen, von der Mittelmosel (dem berühmtesten Flussabschnitt) und von der Terrassenmosel – wie der am weitesten flussabwärts gelegene Teil genannt wird. Dazu kommen dann noch die Weinbergslagen an den Mosel-Nebenflüssen Saar und Ruwer. Mosel, Saar und Ruwer sind Anbaugebiete mit einzigartiger internationaler Ausstrahlung: Es gibt Weingüter, die nahezu ihre gesamte Produktion exportieren und die daher zu Hause in Deutschland kaum bekannt sind. Der Schiefer, der hier zutage tritt, bildet auch den Untergrund. Und eine solch hochauflösende Wein-Geografie hat durchaus ihren Sinn, denn die Weine unterscheiden sich beträchtlich. Selbst die Weine der Saar und der Obermosel, obgleich nur zehn, fünfzehn Kilometer Luftlinie voneinander entfernt gewachsen, kann man nicht in einen Topf werfen. Denn an der Obermosel gibt es keinen Schiefer, der vorherrschende Boden ist Muschelkalk. Auch gibt es an der Obermosel praktisch keinen Riesling. Winzer wie Stephan Steinmetz oder Hans-Jörg Befort produzieren kernige Weißweine aus Burgundersorten und höchst entdeckenswerten Winzersekt aus Elbling. Im Saartal hingegen wachsen die feinsinnigsten deutschen Rieslinge heran – in spätreifen, komplizierten Jahren wie 2013 stets von Unreife bedroht, aber in guten Jahren alles überstrahlend, was der Riesling sonst an Spiel und Rasse zu bringen imstande ist. So ist es kein Wunder, dass die emblematische Lage der Saar, der Scharzhofberg, als der deutsche Riesling-Gral schlechthin gilt. Neben Egon Müller und den Weingütern von Hövel und Kesselstatt bringt auch Roman Niewodniczanski mit seinem Weingut Van Volxem die alte Glorie dieses stark verwitterten Schieferhangs immer wieder neu ins Glas. Da es zudem so aussieht, als gehöre die Saar zu den > VieVinum falstaff 27

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