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vor 5 Jahren

Falstaff Special DACH 20/2019

sparkling / ESSAY

sparkling / ESSAY BEFLÜGELTE WORTE Feiern mit Champagner. Auf rosaroten Wolken schweben und die Sterne schmecken. Der König unter den Schaumweinen ist nicht nur anregend und prickelnd, sondern auch voller Poesie. Warum ich Champagner zum Frühstück trinke? Tut das nicht jeder?« Diese Fragen stellte der britische Schauspieler Noël Coward einmal einem entsetzten Gast. Es ist richtig, dass man Champagner trinkt. Zu jeder Gelegenheit. Das moussierende Getränk aus vergorenen Trauben, gerüttelt, degorgiert und nie dosiert, ist eine Offenbarung. Plopp! Der Korken knallt. Champagner statt Kaffee. Ein Glas Blanc de Blancs zu Bélons-Austern. Ein Gläschen Rosé zur Käseplatte. Eine Bouteille Cuvée de Réserve zu frischen Erdbeeren mit Mousse au Chocolat. Eine Magnum-Flasche Prestige- Cuvée zum großen Fressen. Champagner – sagen Kenner – passe bestens zu vulgären Gerichten wie Sülze, Schlachtplatten und Eintopf. Aber auch darüber hinaus. In turbulenten Zeiten in der Badewanne getrunken, schmeckt er besonders gut. Das machte die australische Schauspielerin Margot Robbie in einer Filmszene in »The Big Short« über die Auslöser der Weltwirtschaftskrise 2007 genüsslich vor. Von Schaum umhüllt, liegt die schöne Blondine ungeachtet aller Probleme in der Wanne, ein Glas Champagner in der Hand. Santé! Die Liste Prominenter, die dem Champagner verfallen sind, ist lang. Johnny Depp und Kate Moss schütteten 1998 im Londoner »Portobello Hotel« 36 Flaschen Champagner in die Wanne und nahmen ein Bad darin. Talkmasterin Oprah Winfrey kaufte für die Silvesternacht 2012 Champagner im Wert von 250.000 Dollar. Leonardo DiCaprio gab für die Sause anlässlich seines 22 falstaff

CORINNA VON BASSEWITZ ist freie Lifestylejournalistin. Davor war sie Text - che fin bei »GQ Ger many«, Executive Editor und Autorin bei »In Style«, 12 Jahre freie Jour nalis tin und Übersetzerin in den USA und Redakteurin bei »ELLE Germany«. Illustration: Gina Mueller, Foto: Getty Images, Özgün Turgut 37. Geburtstags drei Millionen Dollar nur für Champagner aus. Übrigens ein Jahr, nachdem er im Film »The Great Gatsby« als Jay Gatsby für die Gäste einer rauschenden Party eine Pyramide mit gefüllten Champagnerschalen aufstellen hatte lassen. Auf dieser balancierte eine leicht bekleidete Dame, die aus einer gigantischen Flasche Moët & Chandon Brut Impérial nachschenkte. Am Rande: Champagnerschalen waren in der Zeit der Belle Époque, in der »The Great Gatsby« angesiedelt ist, der letzte Schrei. Heute trinkt man ihn aus bauchigen Gläsern, in denen Geschmack und Perlage erst richtig zum Ausdruck kommen. Belehrung beiseite, wir wollen Spaß. Damals wie heute gilt: Ohne Champagner geht gar nichts. Denn nur das Beste verspricht höchsten Genuss. Auch Rapper Jay-Z strebte danach. Mit Louis Roederer Cristal führte der milliardenschwere Musiker und Ehemann von Beyoncé Champagner früh in die Hip-Hop- Szene ein. 2014 gab es dann einen Riesenwirbel um den edlen Schaumwein. Als der Chef des Hauses Louis Roederer, Frédéric Rouzaud, die Verbindung seines Champagners mit US-Rappern verteufelte, kaufte Jay-Z seine eigene Marke: Jetzt fließt Armand de Brignac aus der 1,5 Meter hohen und 45 Kilo schweren »Brut Gold Midas«-Flasche in Strömen. Wie es sich gehört. Denn Champagner nur schluckweise zu trinken, ist der halbe Spaß. Das amerikanische Hip-Hop-Trio Migos rief zu einer anderen Art von Späßchen auf. Die Rapper forderten im Jahr 2015 auf ihrem Album »Yung Rich Nation«: »Spray the champagne, spray the champagne …« OHNE CHAMPAGNER GEHT GAR NICHTS. DENN NUR DAS BESTE VERSPRICHT HÖCHSTEN GENUSS. Champagner verführt Menschen dazu, erstaunliche Dinge zu tun und Erstaunliches zu sagen. Das älteste verbürgte Zitat stammt vom Benediktinermönch Dom Pérignon, als er Ende des 17. Jahrhunderts das erste Mal moussierenden Wein probierte: »Kommt schnell, ich schmecke die Sterne!« Der mutmaßliche Erfinder des Champagners bringt damit alles, was man mit Champagnertrinken verbindet, auf den Punkt. Lily Bollinger präzisierte 1961 ihr Trinkverhalten. Sie war in London, um Bollingers 1955er-Jahrgang vorzustellen. Gefragt, zu welchen Gelegenheiten sie Champagner tränke, antwortete sie: »Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin und wenn ich traurig bin …« Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve drückte ihre Leidenschaft für Champagner noch poetischer aus: »Der erste Schluck – und du sitzt auf einer rosa Wolke und beginnst zu schweben.« Nichts macht Menschen schöner als ein Champagner-Schwips. Das könnte einer der Gründe sein, warum bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes seit 1993 Piper- Heidsieck-Champagner und nicht irgendeine Biermarke offizieller Partner der glamourösen Veranstaltung ist. Und das erklärt möglicherweise die wilden Champagnerpartys, die jeden Sommer von den Superreichen auf Ibiza und in St. Tropez geschmissen werden. Derlei Exzesse sorgen auch dafür, dass weltweit mittlerweile mehr als 300 Millionen Flaschen Champagner jährlich getrunken werden. »Zu viel von irgendetwas ist schlecht, zu viel Champagner hingegen ist genau richtig.« Wir glauben Mark Twain, dem Urheber dieses Zitats. Einen besseren Trinkspruch gibt es nicht. < falstaff 23

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