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Falstaff Special 22/2019 Burgenland

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urgenland / LANDWIRTSCHAFT Kaum ein Gemüse, das es im Burgenland nicht gibt – neben den Klassikern wie Karotten und Tomaten im Kisterl, gedeihen inzwischen sogar Oliven, Ingwer und Minikiwis. > 34 falstaff punkt des EU-Beitritts, ihre Höfe aufgegeben. Die verbliebenen Betriebe sind entsprechend größer geworden, bewirtschaften weitere Flächen. Namhafte Winzer wie Franz Weninger haben auch ins grenznahe Ungarn expandiert. Bio ist für Weninger seit Jahren selbstverständlich. Er orientiert sich an den – noch weitaus strengeren – Richtlinien für biodynamischen und Demeter-Weinbau. »Die erste große Biowelle im Weinbau gab es 2008, 2016 sind dann viele der ganz Großen nachgezogen, andere stel- hat – und auf ein deutlich regionaleres Sortiment setzt als konventionelle Supermärkte. Denn klar ist für Susanne Kummer auch: Um Bio wirklich flächendeckend auszurollen, reicht es nicht, wenn Bioprodukte nur in Wien, in noblen Weinbars oder in den burgenländischen Gourmettempeln verkocht werden. Auch die lokale Bevölkerung muss mitziehen. Und der Tourismus. Durchaus von Vorteil, dass gerade der Ökotourismus im Burgenland bereits eine große Rolle spielt. Das weite Land ist ideal für Fahrradtouren, und der Seewinkel etwa wird von Birdwatchern aus aller Welt besucht. »Da ist die Akzeptanz für Bio natürlich größer, als wenn jemand zu einem Open-Air-Konzert nach Ischgl fährt«, weiß Alois Lang, der im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel seit Jahrzehnten den Ökotourismus entwickelt. Eine naturaffine Klientel habe höhere Ansprüche an die Qualität von Lebensmitteln. »Das ist natürlich einfacher, als wenn es wo nur Touristen gibt, die ihre Bucket-List abhaken wollen – und eine Chance, die kleinen Strukturen der Landwirtschaft zu erhalten«, so Lang. Zweifelsohne ist es um die Landwirtschaft auch im Burgenland nicht rosig bestellt. Bald 70 Prozent der Bäuerinnen und Bauern haben seit 1995, dem Zeitlen gerade um«, weiß er. »Wer ernsthaft mit Trauben arbeitet und auf Individualität setzt, kommt immer schwerer an Bio vorbei,« sagt Weninger, der durchaus bedauert, dass es – gerade im Weinbau – längst auch eine Bioindustrie gibt, mit maschineller Ernte und seelenlosen Weinen. Im internationalen Vergleich sind freilich selbst die Großen der Gegend immer noch überschaubar klein und agieren in Nischenmärkten. Für Biobauernfunktionär Franz Traudtner ist es deshalb entscheidend, bei Lukas Hausensteiner und Verena Wühr garantieren reinste Bioware. In ihrer Manufaktur im Mittelburgenland stellen sie feinste Marmeladen, Pestos etc. von Hand her. Fotos: Getty Images, beigestellt

der Bewusstseinsbildung anzusetzen – gerade auch bei Köchen. Diesen müsste nicht zuletzt vermittelt werden, dass Bio auch auf herkömmlichen Beschaffungswegen kein Problem mehr darstelle – in der Küche wie auf der Weinkarte. Was Köchen, die sich für regionale Bioqualität begeistern lassen, entgegenkommt: Es gibt wenig, das es im Burgenland nicht gibt. Getreide, Gemüse, Pilze, Früchte, Reis, Rinder und Wild. Mittlerweile sogar Oliven, Ingwer und Minikiwis. Die Diversität ist groß. Und beim Wein wächst jede Sorte, die in Österreich gedeiht, auch um den Neusiedler See. Umgekehrt ist das nicht der Fall. Ein ganz wesentlicher regionaler Akteur ist die Esterházy-Gruppe, in vielerlei Hinsicht ein Leitbetrieb, der mit der Landespolitik an einem Strang zieht. Mit seinen 2200 Hektar Landwirtschaft setzt Esterházy konsequent auf die behutsame Bewirtschaftung der ökologisch bedeutsamen Flächen. »Nur im Weinbau haben wir noch einen gesun- den Respekt vor Bio, wollen kein Risiko eingehen«, gesteht Geschäftsführer Matthias Grün. »Wir sehen uns aber als Vorreiter im naturnahen Weinbau und streben eine Bioumstellung an.« Die unter der Esterházy-Marke Pannatura vermarkteten Bioprodukte werden vor allem regional verkauft – in den eigenen Gastround Tourismusbetrieben, in der Markthalle in Eisenstadt und seit Kurzem über zwei Foodtrucks. Diese »rollenden Markthallen« vertreiben auch Bioprodukte anderer burgenländischer Betriebe. Überregional machte Esterházy bereits vor einiger Zeit auf sich aufmerksam – mit einer Kooperation mit Ja! Natürlich, der Biomarke der REWE-Gruppe. Erstmals setzte Ja! Natürlich bei Mehl, Brot und Feingebäck gewissermaßen auf Co- Branding. Ein Riesenschritt für beide Partner. Die Innovation im Biobereich hierzulande, das steht derzeit fest, geht einigermaßen geballt vom Burgenland aus. Weitem Horizont sei Dank. < Der »Red Organic« (Gernot Heinrich) kommt vom Neusiedler See. Die Gärten werden nach biodynamisch Richtlinien bewirtschaftet. BURGENLAND: DER 12 -PUNKTE-BIOFAHRPLAN Fördern statt fordern. Mit einer gezielten Umstellungsförderung soll die Bio- 1 quote im Burgenland bis 2027 von zuletzt 37 Prozent auf 50 Prozent gesteigert werden: Seit Sommer 2019 können alle Landwirte, die in die Bioproduktion umsteigen wollen, maximal 15.000 Euro als Landesförderung beantragen. Neue Ertragschancen für Bauern 2 entwickeln. Um den burgenländischen Bäuerinnen und Bauern neue Absatzmärkte zu sichern, wird in Landes- und landesnahen Küchen und Buffets der Bioanteil Schritt für Schritt erhöht: 2021 soll er bei 50 Prozent, 2024 bei 100 Prozent liegen. Gesunde Ernährung für Kinder 3 sicherstellen. Auch in Kindergärten und Landesschulen soll die Bioquote bis 2021 auf 50 Prozent und bis 2024 auf 100 Prozent gesteigert werden. In Volksschulen soll es eine »Biostunde« pro Monat geben, um das Ernährungs- und Umweltbewusstsein zu fördern. Bio-Modellgemeinden als Good 4 Practice. Im Nord-, Mittel- und Südburgenland wird je eine Modellregion zeigen, dass ein vollständiger Umstieg auf Biolandwirtschaft mehr Wachstum und Lebensqualität bringt. Fruchtbare Böden schützen. Durch die 5 Änderung des Bodenschutzgesetzes und eine neue Verordnung mit vorgegebenen Bewirtschaftungsregeln in hangreichen Gemeinden wird abgeschwemmtes Erdgut verhindert und die Fruchtbarkeit der Böden erhalten. Neue Ställe nur mehr biozertifiziert. 6 Durch eine Änderung in der Raumplanung und im Baurecht werden neue Stallbauten nur mehr dann zugelassen, wenn sie eine Biowidmung haben. In bestehende Widmungen und Stallbauten wird allerdings nicht eingegriffen. Die beste Ausbildung für junge Bäuerinnen und Bauern. Mit einer Änderung 7 des Landwirtschaftsschulgesetzes und dem sukzessiven Umbau der Anbauflächen auf 100 Prozent Bio werden die beiden burgenländischen Landwirtschaftsschulen in Güssing und Eisenstadt zu Vorzeigeschulen für Österreich – und dadurch beide Standorte langfristig abgesichert. Güssing erhält bestehende Betriebssparten aus Eisenstadt zusätzlich hinzu, Eisenstadt wird ein »Weinkompetenzzentrum«. Auch Tiere brauchen Bio. Der Tiergesundheitsdienst Burgenland (TPD) 8 erhält eine neue Sektion Bio, die die Bäuerinnen und Bauern beim Umstieg auf biologische Viehzucht, auch aus dem Blickpunkt der Tiergesundheit, unterstützt. »Bio aus dem Burgenland« als Gütesiegel. Die Initiative »Genuss Burgen- 9 land« wird zu »Bio Genuss Burgenland« und soll durch eine Zusammenarbeit mit dem »Netzwerk Kulinarik« österreichweit neue Märkte für die burgenländische Landwirtschaft erschließen. Regelmäßige Marktforschung als 10 Unterstützung für bäuerliche Betriebe. Um rasch auf neue Markttrends reagieren zu können, werden die Bäuerinnen und Bauern mit regelmäßigen Konsumentenumfragen und einer Bio-Roadshow unterstützt. Von den Besten lernen. Einmal jährlich 11 – erstmals am 28. November 2019 – werden die besten Bio-Ideen mit dem Bio-Innovationspreis des Landes Burgenland ausgezeichnet. Durch wissenschaftliche Begleitung 12 Fehler vermeiden. Seit Juni 2019 begleitet das renommierte Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) alle Maßnahmen des Burgenlands wissenschaftlich. Eine Machbarkeitsstudie zu 100 Prozent Bio im Burgenland soll neue Wege aufzeigen. falstaff 35

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