Falstaff Magazin Österreich Nr. 9/2022

wein / ROTWEIN GRAND

wein / ROTWEIN GRAND PRIX 2022 SCHON ANHAND DER JUNGEN WEINE KANN MAN DEM JAHRGANG 2021 BEI DEN HEIMISCHEN ROTEN EIN TOLLES ZEUGNIS AUSSTELLEN. Die jugendlichen, fruchtbetonten Roten, diesmal aus dem sehr gelungenen Jahr 2021, waren der Eröffnungsakt für die alljährliche Falstaff-Rotweinprämierung, die in diesem Jahr bereits in die 43. Runde ging. Für die Jungweine wurde in drei Kategorien der Grand Prix vergeben – und die mit den meisten Proben bemusterte Gruppe ist traditionell jene des Blauen Zweigelt. Ebenfalls ausgezeichnet wurden zudem die besten Vertreter der Kategorie Cuvée und jene aus der Gruppe der Blaufränkisch­ Weine. SAFTIGE SIEGERTYPEN Zu den Ergebnissen: An die 100 jugendliche Zweigelt-Weine, bestechend mit anregender Kirschenfrucht, rundem Körper und guter Frische gingen ins Rennen um den Blauen-Zweigelt-Grand-Prix. Aus einem Finale mit sieben Kandidaten ging wie schon im Vorjahr schließlich Hannes Reeh aus Andau im Burgenland mit seinem Zweigelt Unplugged 2021 mit satten 93 Punkten als klarer Sieger hervor. Der zweite Platz bei den Zweigelt ging an das Weingut Horst und Georg Schmelzer aus Gols für den Blauen Zweigelt Neusiedlersee DAC Classic 2021. Über Zweigelt-Bronze darf sich Erich Scheiblhofer, ebenfalls mit einem Zweigelt Neusiedlersee DAC, freuen. In Sachen Blaufränkisch traf bei den Topweinen der würzig-saftige Stil aus dem Mittelburgenland auf die finessenreichen, eleganten Weine vom Leithaberg, und am Hannes Reeh aus Andau wiederholte heuer den Sortensieg mit seinem Zweigelt Unplugged 2021. Ende hatte der große Routinier Albert Gesellmann die Nase entscheidend vorne. Mit seinem Blaufränkisch vom Lehm 2021 zeigt der Fünf-Sterne-Winzer aus Deutschkreutz im Mittelburgenland, dass er auch bei den sogenannten »kleinen» Weinen höchsten Ansprüchen gerecht wird. Frisch, fast leichtfüßig und unverkennbar als ein Wein vom nördlichen Teil des Leithabergs präsentiert sich der Zweitplatzierte, der Blaufränkisch Ried Joiser Hoflagen aus dem Weingut Pasler in Jois. Der dritte Rang geht wieder ins Mittelburgenland, und zwar an das Weingut Josef Tesch für den Blaufränkisch Mittelburgenland DAC Classic 2021. Die dritte Kategorie widmet sich den aus mehreren Rebsorten komponierten Cuvées, die eine große Bandbreite an Stilen ermöglichen. Den ersten Platz holte sich hier Michael Allacher von Vinum Pannonia Allacher in Gols mit seinem – der Name ist 74 falstaff nov 2022

Programm – All Red 2021, einer Cuvée, in der Zweigelt neben etwas Merlot aromatisch die erste Geige spielt. Silber holte das Weingut Mad aus Oggau mit der Grande Cuvée Burgenland 2021 – hier dominieren Blaufränkisch und Syrah. Den dritten Rang sicherte sich das Weingut Pfneisl aus Deutschkreutz im Mittelburgenland mit Black Pepper 2021, einer gelungenen jungen Mischung aus Syrah, Merlot und Zweigelt. 2021 – EIN STOFFIGES JAHR Die jung zu trinkenden Rotweine bilden den Einstieg in einen Jahrgang – und jene aus 2021 spiegeln unmittelbar den Charakter eines großen Jahres wider. Auch wenn es sich hierbei nicht um die komplexesten Sortenvertreter handelt, sondern um Weine, die auf den Alltagsgenuss abzielen und sich bereits gut entwickelt präsentieren, so sind auch sie Rotweine mit Eleganz, präziser Frucht und einer für ihre Kategorie überdurchschnittlichen Konzentration. Und die roten Jungweine sind ein Vorbote jener länger gereiften Rotweine, auf die sich die Falstaff-Jury dann im Herbst 2023 freuen darf. Denn was sich bei den österreichischen Weißweinen bereits klar herausgestellt hat – nämlich, dass es sich beim Jahrgang 2021 um ein herausragendes Jahr handelt –, könnte durchaus auch auf die roten Spitzenkreszenzen zutreffen. Manche feiern 2021 bereits jetzt als Traumjahrgang, und sie tun es wohl zu Recht. Denn es war der Herbst des Jahres, der für so spannungsgeladene Rotweine sorgte. Blicken wir nochmals zurück: Das Wein-Jahr begann nach einem Winter mit wenig Niederschlag kühl, eher düster und durchaus feucht. Austrieb und Blüte erfolgten verspätet – und das war diesmal ein entscheidender Vorteil. In Österreichs Nachbarländern im Süden und Westen war man 2021 früher dran mit der Blüte, dadurch wurden viele Winzer zum Opfer massiver Ernteeinbußen aufgrund von Spätfrösten. Mit dem Sommer kam auch die Sonne, und mir ihr die Wärme: Ende Juni führte die Hitze teilweise zum Verrieseln der Traubenansätze. Mächtige Gewitterzellen zerstörten am 24. Juni im nördlichen Weinviertel Teile der Weingärten, fast 1000 Hektar trugen Schäden davon. Im Juli gab es Hagelschäden in der Wachau, aber auch die Rotweinzentren < BLAUER ZWEIGELT IST DIE MIT ABSTAND WICHTIGESTE ROTWEINSORTE FÜR DIE HEIMISCHEN WINZER UND KONSUMENTEN. Albert Gesellmann aus Deutschkreutz »kann« auch jungen Blaufränkisch, wie er mit dem Vom Lehm 2021 eindrucksvoll bewiesen hat. nov 2022 falstaff 75