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Falstaff Magazin Österreich Nr. 8/2024

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südafrika / ESSAY

südafrika / ESSAY SEHNSÜCHTE UND STEREOTYPE Nelson Mandelas Traum von der Regenbogennation verblasst: Südafrika ist ein Land mit riesigen Problemen. Doch wer es abschreibt, macht einen Fehler – und verfestigt ein bestimmtes Bild von Afrika, das endlich überwunden gehört. Seit 30 Jahren ist Südafrika ein freies Land. Doch die Hoffnungen auf ein besseres Leben für alle haben sich nicht erfüllt. Viele Menschen sind enttäuscht vom Afrikanischen Nationalkongress (ANC), der einstigen Befreiungsorganisation Nelson Mandelas, die seit dem Ende der Apartheid das Land regiert. Noch immer steht Südafrika vor gewaltigen Problemen: Ungleichheit und soziale Spaltung, Armut und Arbeitslosigkeit, Kriminalität. Vor allem lähmt die Vetternwirtschaft das Land. Der ehemalige Präsident Jacob Zuma und sein Netzwerk an Geschäftsleuten haben Südafrika ausgeplündert. Mehr als gewöhnliche Korruption war das, sagen Experten, es war »State Capture«: Eine kleine Elite macht sich den Staat zur Beute. Im Alltag zeigt sich das vor allem an den Stromausfällen. Der staatliche Energieversorger Eskom soll von Kriminellen unterwandert sein. Als ein neuer Manager versuchte, aufzuräumen, mischte man ihm Zyanid in den Kaffee. Die Generation der in Freiheit Geborenen, der »Born free«, traut der alten Politikerkaste nicht mehr zu, eine bessere Zukunft zu gestalten. Viele Junge fühlen sich von Mandela verraten. Der Traum von der geeinten Regenbogennation scheint geplatzt zu sein. Andere sagen, das Erbe der kolonialen Gewaltherrschaft sei eben nicht so schnell zu überwinden. Die jüngere Geschichte Südafrikas scheint ein typisches Bild von Afrika im Allgemeinen zu bestätigen. Der Kontinent kommt angeblich nicht voran. Die Menschen seien faul, abergläubisch und nicht demokratiefähig, so das Vorurteil. Doch ein solcher Abgesang bedient rassistische Denkmuster, die seit der Kolonialzeit existieren. VERKLÄRTE FOLKLORE In den Köpfen vieler Afrikareisender stecken Sehnsüchte und Stereotype. Die meisten Urlauber kommen nach Kenia, Südafrika oder Namibia, weil sie auf einer Safari wilde Tiere in unberührten Landschaften sehen wollen. Die Einheimischen sind oft nur Statisten in mythisch anmutenden Kulissen. Sie treten auf in der Rolle des »edlen Wilden«, zum Beispiel als kundige Fährtenleser. Das Fremde wird exotisiert, verklärt und zu einem folkloristischen Einheitsbrei. Die Art und Weise, wie der Tourismus in Afrika noch immer beworben und veranstaltet wird, trägt häufig dazu bei. Da preist ein deutscher Veranstalter die »faszinierende afrikanische Kultur«, wenn es um eine Südafrika-Rundreise geht. Was soll das sein? Ein anderes Beispiel sind die von vielen Lodges organisierten Touristenführungen der San, einer indigenen Ethnie im südlichen Afrika. Auf »Bushwalks« weihen die Frauen und Männer die staunenden Urlauber in die Geheimnisse der Jagd und des Foto: Paris Match / Getty Images 56 falstaff okt 2024

PHILIPP LAAGE Der Reisejournalist und Autor Philipp Laage hat rund 20 Länder in Afrika kennengelernt, die meisten auf eigene Faust. Auf seinen Reisen hat er sich mit seinem eigenen Bild von Afrika und seinen Vorurteilen auseinandergesetzt. Fallenstellens ein. Dabei tragen sie teils nur Lendenschurz und Tierfelle. Über das, was abseits dieser inszenierten Ursprünglichkeit existiert, schüttelt man den Kopf. Armut, Elend, Konflikte: So sei Afrika eben, heißt es, ein Jammer. Als Tourist bringe man wenigstens Geld. Afrika gilt zugleich als ein magisches Paradies und als hoffnungsloser Fall. Was für ein Zerrbild. Land und Leute kennenlernen, das wollen viele. Man möchte das »echte Afrika« sehen und »hinter die Kulissen schauen«. Das bedeutet, das Klischee eines homogenen, vormodernen Afrikas zu durchschauen und hinter sich zu lassen. Afrika ist ein Kontinent mit 54 Ländern und Hunderten verschiedenen Ethnien und Sprachen. Wer ein afrikanisches Land auf authentische Weise erleben möchte, der sollte sich mit AFRIKA GILT ALS EIN MAGISCHES PARADIES UND ALS HOFFNUNGSLOSER FALL ZUGLEICH. WAS FÜR EIN ZERRBILD! dessen hoch spannender und ja, auch problematischer Gegenwart befassen. Besonders in den Metropolen ist man in Südafrika nah dran am Zeitgeist und kulturellen Puls. Kapstadt, Johannesburg und Durban haben ihre Szeneviertel mit innovativen Gastronomen, Kunstgalerien und Fashion Weeks. Accra in Ghana und Dakar im Senegal sind Zentren der Modebranche in Westafrika. Nairobi in Kenia gilt als führende Tech- Metropole des Kontinents und wird Silicon Savannah genannt, in Anlehnung ans Silicon Valley. An Orten wie diesen kommt man schnell in Kontakt mit Unternehmerinnen und Kreativen, die ihr Land voranbringen wollen. Und selbst in einer gewöhnlichen Mall etwa in Kigali erfährt man wahrscheinlich mehr über den Alltag in Ruanda als bei den Berggorillas im Dschungel. Diese darf und soll man sich natürlich trotzdem anschauen, ebenso wie die Löwen und Elefanten im Kruger-Nationalpark. Aber es lohnt sich, vielfältige Eindrücke eines Landes zu sammeln, und zwar in Situationen, in denen man den bereisten Menschen möglichst auf Augenhöhe begegnet. Die Schautänze halbnackter Einheimischer in teuren Lodges zählen in aller Regel nicht dazu. EINE REISE ALS CHANCE Warum ist es wichtig, sich vielfältigen einheimischen Stimmen zu öffnen? Weil sich sonst etwas im Kopf verfestigt, das die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie die eine Geschichte einer Kultur oder eines Landes nennt, die irgendwann zur Identität wird: Afrika, ein bemitleidenswerter Kontinent, verurteilt zum Scheitern. Eine Reise ist vielleicht der beste Weg, an diesem Klischee kräftig zu rütteln. Diese Chance sollte man nutzen, auch und gerade in Südafrika. Ja, das Land steht vor gewaltigen He rausforderungen. Doch seit dem Ende der Apartheid hat sich schon eine Menge getan. Die Verfassung von 1996 gilt als eine der fortschrittlichsten der Welt. Trotz der verbreiteten Korruption funktioniert die Demokratie. Südafrika ist mit die führende Volkswirtschaft des Kontinents, vor allem in den Städten entstand eine breite schwarze Mittelschicht. Die Zivilgesellschaft ist stark. Nicht die Menschen sind das Problem, sondern die politische Führung. < okt 2024 falstaff 57

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