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Falstaff Magazin Österreich Nr. 8/2022

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wein / CHÂTEAU MUSAR

wein / CHÂTEAU MUSAR LIBANON Es war Serges Vater, der die verrückte Idee mit dem Weingut hatte. Gaston Hochar entstammte einer Händler- und Bankiersfamilie, die mit dem Ende des Ottomanischen Reiches 1918 den Großteil ihres Vermögens verlor, das sie durch Handel mit Indien und dem Fernen Osten über Generationen erworben hatte. Zunächst studierte Gaston Medizin in Bordeaux, wo er auch mit der französischen Weinkultur in Kontakt kam. Als der junge Mann in den Libanon zurückkehrte, erklärte er seiner Familie, dass er nicht als Arzt zu praktizieren, sondern einen Rebberg SERGE HOCHAR SAGTE EINST: »MEINE WEINE SIND MEIN VERMÄCHTNIS, WENN ICH ZU REDEN AUFGEHÖRT HABE, SPRECHEN SIE FÜR MICH.« anzulegen gedenke, um seine eigenen Weine zu erzeugen. Die Familie war anfänglich von dieser Idee nur mäßig begeistert, denn Weinbau wurde im Libanon als etwas betrachtet, womit sich Bauern beschäftigen und nicht der studierte Spross einer angesehenen Familie. Der Jungwinzer entschied sich, sein Weingut rund 25 Kilometer nördlich von Beirut hoch über dem Mittelmeer in Ghazir zu errichten. Als Gebäude für seine Kellerei diente zunächst die 400 Jahre alte Burg »Mzar«, die seinem jungen Unternehmen den Namen »Château Musar« schenkte. Seine Weingärten legte er in der relativ weit entfernten Bekaa-Ebene an, Serge Hochar (im Kreis) machte das Weingut zur Legende. Heute führen seine beiden Söhne Gaston und Marc gemeinsam mit Onkel Ronald und Cousin Ralph den Betrieb weiter. die etwa 40 Kilometer östlich von Beirut in einem breiten Talgrund auf 1000 Meter Seehöhe liegt und von Mount Lebanon im Westen sowie von den Bergen des Anti- Libanon an der syrischen Grenze definiert wird. Im Jahr 1933 wurde der erste Jahrgang gekeltert und Hochar entschied sich, seinen Wein selbst in Flaschen zu füllen und nicht, wie im Libanon damals gängig, im Fass zu verkaufen. Die Qualität der Weine muss gut gewesen sein – gut genug, um den jungen Herrn Doktor zum Exklusivlieferanten der französischen Offiziersmessen in der Levante avancieren zu lassen. Von der Konferenz von Sanremo 1920 übte Frankreich bis 1943 ein Völkerbundmandat über die Gebiete des heutigen Syrien und Libanon aus. Ronald Barton, 1902 in London geboren, war 1924 nach Bor deaux gekommen, um das Weingeschäft der Familie zu übernehmen und deren klassifizierte Weingüter Léoville-Barton und Langoa in Saint-Julien ebenso. Als die Deutsche Wehrmacht 1940 Bordeaux besetzte, schloss sich Barton den Royal Inniskilling Fusiliers an, wo er als Verbindungsoffizier mit den von de Gaulle gegründeten »Forces françaises libres« im Mittleren Osten und später in Syrien eingesetzt war. Im Juli 1941 konnte die FFl den Vichy-treuen Franzosen in Syrien und Libanon die Kontrolle entreißen, und so lernte der Winzer aus Bordeaux den Weinlieferanten Hochar kennen, dessen Château Musar er mit Vergnügen trank. Major Barton ermutigte Hochar, seine Weinaktivitäten zu erweitern und auszubauen. Die Freundschaft zwischen den Winzern sollte ein Leben lang halten. »FRENCH CONNECTION« 1959 übernahm Sohn Serge Hochar – er hatte in Bordeaux beim legendären Professor Emile Peynaud Önologie studiert – die Verantwortung über das Familiengut. Er war es dann auch, der Château Musar in aller Welt bekannt machte. Der neue Fotos: Lucy Pope, beigestellt, Peter Moser 52 falstaff okt 2022

Neben den klassischen französischen Rotweinsorten kultiviert Château Musar auch autochthone weiße Sorten wie »Merwah« und »Obaideh«, die für den charaktervollen »Musar Blanc« verwendet werden. Keller wurde bereits 1958 neben dem alten Gemäuer errichtet und mehrere Etagen tief in den Kalkstein gegraben. Hier werden bis heute die Trauben verarbeitet, vinifiziert und ausgebaut, später abgefüllt und bis zur Auslieferung gereift. Und das Lager ist entsprechend groß. In der Unterwelt von Ghazir liegen beträchtliche Mengen von fast 75 Jahrgängen und damit eine der größten Sammlungen eines derartig ikonischen Markenweines wie Château Musar. Eine weitere Besonderheit erfordert ein zusätzliches, subterranes Platzangebot. Die rote Topcuvée DAS BEKAA-TAL VERFÜGT DANK SEINER HÖHENLAGE AUF 900 METERN ÜBER EIN OPTIMALES KLIMA FÜR DEN WEINBAU. Die nach biologischen Prinzipien bewirtschafteten Weingärten liegen in der fruchtbaren Bekaa-Ebene. besteht aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Carignan und Cinsault, die Trauben kommen aus Top-Plots in Kefraya. Alle Komponenten werden zunächst in kleinen französischen Barriques aus Nevers bis zu zwei Jahre lang ausgebaut, nur zehn Prozent der Fässer werden pro Jahr durch neue ersetzt. Erst im dritten Jahr werden die Sorten in einem dem jeweiligen Jahrgang entsprechenden Verhältnis verschnitten. Bevor er auf den Markt kommt, reift der rote Château Musar noch weitere vier Jahre auf der Flasche. So liegen stets sieben komplette Ernten in den unterirdischen Galerien. Ein weiterer, ebenfalls gut lagerfähiger Spitzenwein ist der weiße Château Musar, der aus den zwei autochthonen Sorten »Merwah« (40 Prozent) und »Obaideh« (60 Prozent) hergestellt wird. Nicht nur die Sorten sind speziell, an diesem Wein ist vieles anders als sonst. Zunächst wird entrappt, gepresst, der Most von den Beerenhäuten abgezogen, im Fass vergoren und neun Monate im Holz ausgebaut. Nach einem Jahr wird verschnitten und gefüllt, dann reifen die Flaschen sieben Jahre im Keller. DER INTERNATIONALE DURCHBRUCH Nachdem 1975 im Libanon der Bürgerkrieg ausgebrochen war, gab es kaum < okt 2022 falstaff 53

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