Falstaff Magazin Österreich Nr. 6/2024

portugal / WEINLAND MIT

portugal / WEINLAND MIT POTENZIAL New Generation: Daniel und Marco Niepoort sind mit ihrem Vater Dirk nicht nur in Portugal, sondern auch in Deutschland aktiv. Ihr gemeinsames Weingut an der Mosel heißt Fio. < ben. Heute wird in den elf offiziellen Weinregionen des Landes, die sich von der Algarve im Süden bis hoch zum Rio Minho an der spanischen Grenze ziehen, ein faszinierendes Weinspektrum geboten. Alleine die rund 250 autochthonen Rebsorten, die im Land kultiviert werden, suchen weltweit ihresgleichen. Viele von ihnen stammen aus dem frühen Mittelalter oder sind sogar noch älter. Die Zeit hat es ihnen ermöglicht, sich perfekt an das jeweilige Terroir anzupassen. Im Zuge des Klimawandels stoßen aber auch die autochthonen Rebsorten Portugals, von denen viele Hitze und Trockenheit gut vertragen, an ihre Grenzen. In den letzten Jahren war es in Regionen wie dem Alentejo PORTUGALS WEISSWEINE GEHÖREN OHNE ZWEIFEL ZU DEN GROSSEN ENT- DECKUNGEN DER VERGANGENEN JAHRE. oder Douro sogar so heiß, dass Winzer Ernteausfälle verbuchen mussten. Eine Entwicklung, die von den hiesigen Produzenten seit vielen Jahren aufmerksam beobachtet wird, inklusive richtungsweisender Forschungsarbeiten zu Maßnahmen, die dem entgegenwirken können. Dazu zählt unter anderem die Wiederbelebung einiger widerstandsfähiger Rebsorten, die in den traditionellen portugiesischen Field Blends vorkommen. AUTOCHTHON Wichtigste Traubensorte Portugals ist Touriga Nacional, die unter anderem traditionell im Dourotal angebaut wird. Dort ist sie eine der fünf Leitrebsorten, die ab den 1970er-Jahren aus Dutzenden alteingesessenen Rebsorten gezielt selektioniert und anschließend im großen Stil angebaut wurden. Zu diesen gehören auch Tinta Roriz, wie Tempranillo in Portugal genannt wird, Tinta Cão, Tinta Francesa und Tinta Barroca. Sie alle wurden lange vornehmlich für die Portweinproduktion verwendet, bis sich in den 1990ern einige Winzer an die Vergangenheit erinnerten. Bevor die Portweinherstellung im 17. Jahrhundert Einzug hielt, war die Region nämlich für kräftige Rotweine bekannt, < DAS LAND DER TRADITIONEN Portugal ist eines der wenigen Weinländer, in denen altertümliche Methoden bis heute zur Weinbereitung genutzt werden. Berühmtestes Beispiel sind sicherlich die Lagares: große, flache Gärbecken aus Beton, Granit oder Edelstahl, in denen die Trauben mit den Füßen gestampft und eingemaischt werden. Die Extraktion der Gerbstoffe erfolgt auf diese Weise besonders schonend, was den Weinen eine eigene, samtige Gerbstoffstruktur verleiht. Eine weitere antike Weinbereitungsmethode sind die Talhas, amphorenähnliche Gefäße aus Steingut oder Ton, die vor allem in der Region Alentejo zum Einsatz kommen. Im Zuge der Kellermodernisierungen verschwanden sie fast, da man sie für unnötig hielt. Seit gut 20 Jahren erleben sie dank ihrer Eigenschaft, elegante, pure Weine hervorzubringen, jedoch eine Renaissance. Ebenso traditionell wie diese beiden Weinbereitungstechniken ist auch die eindrückliche Pergolaerziehung im üppigen Vinho-Verde-Gebiet. Früher wuchsen die Reben hier an Bäumen hoch, damit am Boden Gemüse gepflanzt werden kann. Heute ranken die Rebstöcke immer noch mancherorts an bis zu vier Meter hohen Pergola-Anlagen. Fotos: beigestellt 24 falstaff aug 2024

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