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Falstaff Magazin Österreich Nr. 6/2024

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wein / CHÂTEAU BELÁ

wein / CHÂTEAU BELÁ Die Restaurierung dauerte sieben Jahre: So schön sehen die Salons im Château Belá heute wieder aus. Die Ortschaft Belá liegt vier Kilometer Luftlinie von der Donau entfernt, 60 Kilometer nordwestlich von Budapest und 200 Kilometer östlich von Wien. Die Umgebung ist eher dünn besiedelt, auf der Landstraße begegnet man nur wenigen Autos, aber man überholt immer wieder das Fahrrad einer Hausfrau, die mit dem Einkaufskorb am Lenker in den Nachbarort zum Einkaufen radelt. Vom Wegesrand leuchtet der Klatschmohn am Rand der Felder, und wo die Flussebene in Hügelland übergeht, gliedern Rebzeilen den Hang. Inmitten dieses geradezu bukolischen Idylls erhebt sich im Ort Belá ein in noblem Safrangelb gehaltener, weitläufiger Gebäudekomplex, das Kaštiel’ Belá oder eben Château Belá. Das Schloss geht zurück aufs Ende des 18. Jahrhunderts und auf Erweiterungsbauten, die ein aus Korsika stammender Besitzer in den 1830er-Jahren vorgenommen hatte. Im Jahr 1910 gelangte der Besitz in die Hände der Bankiersfamilie von Ullmann aus Budapest. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Besitz von den kommunistischen Machthabern enteignet, das NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG DIENTE DAS SCHLOSS ALS CHEMIEFABRIK, OBSTLAGER UND GEFÄNGNIS. UND ES VERFIEL ZUR RUINE. Die 2018 verstorbene Ilona Gräfin von Krockow war Motor und guter Geist beim Wiederaufbau von Belá. Schloss diente danach unter anderem als Gefängnis, als Obstlager und als chemische Fabrik. Im Jahr 2000 schließlich erwarb Ilona von Krockow, eine Enkelin des letzten Vorkriegsbesitzers Georg Ullmann, Gebäude und Ländereien. Mit sehr viel Herzblut und beträchtlichen finanziellen Mitteln ließ die Gräfin das Schloss von Grund auf sanieren und richtete ein Luxushotel ein. ERFAHRUNG UND DEMUT Miroslav Petrech kommt federnden Schritts durch einen Salon im Erdgeschoss des Schlosses, blaue Jeans, blaues Poloshirt und blauer Blazer. Volles, braunes Haupthaar. Die gegerbte Haut zeigt, dass dieser Mann große Teile seines Lebens im Freien verbracht haben muss, im Weinberg bei Regen und sengender Hitze. Doch nichts deutet darauf hin, dass der Weingutsleiter auf Château Belá gerade den 80. Geburtstag feiern konnte, man würde ihn vielleicht auf Anfang 60 schätzen, höchstens. Doch noch bevor Petrech von den Weinen zu sprechen beginnt, die er gemeinsam mit Egon Müller macht, erzählt er von Gräfin Krockow und ihrem schier unerschöpflichen Engagement für Belá: »Der Aufbau hat sieben Jahre Fotos: Henrietta Tóthová / Château Bela, beigestellt, Laura Lauch / Unsplash, Slovakia Travel / MartinŠopinec 148 falstaff aug 2024

Zum Gebäudekomplex von Château Belá gehört auch ein kleines Kirchlein – im Kreis: Klatschmohn am Wegesrand gedauert. Die Gräfin hat die Ruine im Jahr 2000 vom Staat gekauft. Am 20. 10. 2007 fand die Hochzeit ihrer ersten Tochter hier statt, 2008 bekam das Hotel den Fünf-Sterne-Status. 99 Prozent sind neu, Fenster, Möbel, alles neu, vom ursprünglichen Mobiliar war gerade noch ein einziger alter Tisch in der Kirche übrig geblieben, ansonsten war alles weg.« Petrech erinnert sich an die kommunistische Ära sehr gut, auch damals war er bereits ein angesehener und bestens vernetzter Önologe. Bestens vernetzt auch im Westen: »Als junger Mann konnte ich neun Monate ein Praktikum in Krems machen, beim Weingut Karrer. Damals sprach ich außer Bitte und Danke kein Wort Deutsch. Aber der Herr Karrer war streng, ich musste jeden Tag die Zeitung lesen und ihm berichten. Auf Deutsch natürlich!« Im »Kombinat«, wie er sagt, leistete Petrech in den Siebzigerjahren weinbauliche Pionierarbeit – auch in Sachen Demut: »Die Leute von der LPG haben immer gesagt: Wir sind die Weltmeister beim Wein. Aber ich habe gesagt: Nein, der Weltmeister ist die Natur!« Dass letztere dem Weinbau in Belá günstig ist, streicht Petrech dann aber ebenfalls heraus: »Štúrovo ist das wärmste Gebiet in der Slowakei, die Donau ist nah, und wir haben magere Kalkböden.« Die Kooperative hatte 70 Hektar Reben, ihr Schwerpunkt lag aber auf Obst und Gemüse, »einmal hatte die Partei eine Produktionssteigerung verfügt«, erinnert sich Petrech mit einer Mischung aus Gruseln und Amüsement, »da wurden auf einen Schlag 50 Hektar Zwiebeln gepflanzt, die ganze Gegend hat gestunken.« Er selbst experimentierte rastlos mit Trauben und Wein, ließ sich Neuzüchtungen aus dem In- und dem befreundeten sozialistischen Ausland schicken und pflanzte sie in die Hügel bei Belá: Beslava etwa aus Bratislava, Aurelius aus Tschechien und Alibernet aus der Ukraine. Als der eiserne Vorhang fiel, war Petrech in den Startlöchern, um seine Erfahrung für Spitzenprodukte zu nützen. »Baron Ullmann hatte schon 20 Hektar Weinberge. Gleich nach dem Erwerb des Schlosses sagte die Gräfin: Und diese Tradition führen wir weiter.« Danach kam sehr schnell der Kontakt zu Egon Müller zustande, dessen Ehefrau Valeska eine Nichte der Gräfin von Krockow ist. DIE KOOPERATION Als Egon Müller im Jahr 2000 erstmals nach Belá kam, hatte Petrech bereits Erfahrung mit diversen Rieslingklonen gesammelt: »Er hatte eine Sammlung von Ver- Sinn für Ästhetik beim Fine Dining auf der Schlossterrasse. suchen, die er in Kleinstmengen gekeltert hatte – abgefüllt in Milch- und Bierflaschen, was eben gerade da war an Glas. Da habe ich gesagt: Wenn ich was kann, dann Riesling, und so entstand die Idee, gemeinsam Rieslinge zu machen.« Müller ist wichtig, zu betonen, dass die Rieslinge von Belá etwas ganz anderes sind als seine Schiefer-geprägten Scharzhofberger von der Saar: »Das Klima ist anders, der Boden ist anders. In Belá hat man im Boden obenauf Löss, unten dann Kalk und Kreide. Wo der Kalk an die Oberfläche kommt, ist das ein richtig weißer Boden.« Gleichzeitig sieht Müller den Weinbau < aug 2024 falstaff 149

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