Falstaff Magazin Österreich Nr. 5/2022

wein / MITTELMEER

wein / MITTELMEER GRIECHISCHER WEIN Hellas, einmal bewusst von seiner eleganten, weißen Seite betrachtet < Retsina von Kourtaki oder den Agioritikos von Tsantali. Mit Glück konnte man eine Flasche Santorini aus dem Haus Boutari ergattern, das war richtiger und auch gut trinkbarer Wein. Ergänzt wurde das Weinangebot eventuell durch einen vor Ort erzeugten offenen Tischwein, dessen fragwürdige Qualität vom Fortschritt der sicher bereits eingetretenen Oxidation abhängig war. Und auf Nachfrage, warum es keine besseren Weine gäbe, hörte man häufig, die Touristen wären Schnorrer und nicht bereit, mehr Geld für guten Wein auszugeben. HIGH END STATT RUCKSACK Doch das Bild hat sich enorm gewandelt. Statt Rucksacktouristen sind es heute betuchte Ruhesucher, die sich in schicken Villen und luxuriösen Hotelanlagen unter griechischer Sonne regenerieren und die eleganten Restaurants von Santorini bis Kreta bevölkern. Statt dicken Zahnputz­ Die Region Nemea auf dem Peloponnes hat sich zu einer der besten Appellationen entwickelt. bechern zieren mundgeblasene Edelgläser die Tafel und gut ausgebildete Sommeliers bieten das Beste auf, was Griechenlands Weinberge zu bieten haben. Aber Achtung: Diese edlen, meist limitierten Kreszenzen haben auch ihren Preis: Ein Assyrtiko de Mylos Vieilles Vignes von Hatzidakis kostet schon im Fachhandel seine 150 Euro, der Kultwein Clos Stegasta Rare Assyrtiko von T-Oinos von der Insel Tinos schlägt mit 100 Euro zu Buche. Die teuersten Rotweine liegen bei einem Einkaufspreis von 50 bis 70 Euro, dazu zählen der Bordeaux-Blend La Tour Melas, der Koniaros von Domaine Nerantzi oder der A1 Alpha One von Alpha Estate. Wenn Sie von der Domaine Sigalas eine Flasche Assyrtiko aus der »7 Villages«-Serie, am besten den Ortswein aus Akrotiri oder Imerovigli oder den roten Megas Oenos Labyrinth von Skouras, finden, schlagen Sie zu! Denn dann sind Sie dem griechischen Wein-Olymp schon sehr nahe gekommen. < • 2021 MALAGOUSIA Domaine Costa Lazaridi wines-of-greece.de, € 13,90 • 2021 DROUMO SAUVIGNON Kir-Yianni wines-of-greece.de, € 18,95 • 2021 OLIVOS WEISS Biblia Chora wines-of-greece.de, € 22,75 • 2019 RIZES 2 Iliana Malihin griechenland-weine.de, € 22,89 • 2021 SANTORINI ASSYRTIKO Sigalas, Santorin wines-of-greece.de, € 22,95 • 2019 MALAGOUZIA NI (ORANGE), Chatzivaritis griechenland-weine.de, € 24,39 • 2020 ASSYRTIKO WILD FERMENT Gaia Wines, Peloponnes weinco.at, € 24,95 • 2018 PATOINOS ASSYRTIKO Domaine de L’Apocalypse, Patmos griechenland-weine.de, € 35,59 • 2020 SANTORINI CUVÉE NO.15 Hatzidakis, Santorin gute-weine.de, € 39,90 • 2021 XINOMAVRO ROSÉ Ktima Gerovassiliou wines-of-greece.de, € 14,50 Fotos: Moment RF / Getty Images, Shutterstock, Peter Moser 46 falstaff jul 2022

WEINGUT GSCHWEICHER RÖSCHITZER RIEDEN ERZÄHLEN Winzer zu sein, bedeutet nicht nur im Hier und Jetzt oft auch rasche Entscheidungen zu treffen, es ist in erster Linie die Weitsicht, die in einem herausragenden Weingut unabdingbar ist. Bernhard Gschweicher fühlt sich privilegiert, denn schon seine Vorfahren wussten Entscheidungen zu treffen, die ihm heute in die Hände spielen. Sie pflanzten vorwiegend Grüner Veltliner und Riesling, doch immer genau dort, wo auch die Lage bestens geeignet war. Denn Alter der Weingärten auf dem richtigen Standort und auch der Jahrgang spielen eine entscheidende Rolle, wenn Wein nicht nur ein Getränk sein soll, sondern Ausdruck seiner Herkunft ist. Ein springender Punkt, denn weit einfacher wäre es, alte Rebstöcke, die nur noch wenig Ertrag haben, zu roden und junge Reben zu pflanzen. Für den jungen Winzer kein Thema. Mit seinen sehr alten und tief verwurzelten Reben gelingt es ihm, sein Erbe in Form seiner Riedenweine mit vielen Menschen zu teilen. Sie sind seine Botschafter und erzählen von seiner Heimat. Sie erzählen aber auch von seinem Leben. Besonders die Ried Kellerberg. Sie hat in Röschitz, wo vorwiegend Urgestein zu finden ist und den Weinen eine im Weinviertel unvergleichbare Mineralik verleiht, ein Alleinstellungsmerkmal, handelt es sich doch um eine mächtige Lösszunge. Auch auf der Ried Galgenberg, der erste Hügel hinter Röschitz, stehen 45-jährige Veltlinerrebstöcke. Hier findet man zwar den für die Gegend so typischen Verwitterungsgranit, je näher man allerdings dem Ort kommt, desto dominanter wird auch hier Löss. Bernhard Gschweicher vinifiziert daraus einen sehr klassischen Veltlinertyp, der mit feiner Struktur begeistert. Die Ried Königsberg, ein Hügel weiter, liegt etwas höher und das kühlere Klima, der reine Urgesteinsboden und vor allem auch wieder das Alter der Veltlinerreben von rund 55 Jahren machen hier den subtilen Unterschied. Ausgebaut wird er etwa zu einem In Kindertagen genoss Bernhard Gschweicher die Fahrten am Traktor mit seinem Opa. Heute sitzt er selbst am Steuer seines Weinguts und des Traktors. Drittel im großen Holzfass, ein »Rezept«, das dem Wein ausgezeichnet steht. Bernhard Gschweicher ruht sich aber auf den Weingärten, die seine Ahnen gepflanzt haben, nicht aus. In all seinen wichtigen Lagen, zu denen auch die Rieden Reipersberg und Mühlberg für ihre beiden Rieslinge, die Ried Gebirg für ihre Grauen Burgunder oder ebenfalls die Ried Reipersberg für ihre Sauvignon Blanc zählen, werden Junganlagen spezieller Selektionen nachgepflanzt, damit auch seine Kinder und Kindeskinder auf eine wertvolle Basis für ihre Weine zurückgreifen können. Ein Zugang, der dem Begriff nachhaltig Sinn verleiht. ADVERTORIAL Fotos: © Marek Knopp; beigestellt VELTLINER AUS BESTER LAGE Der Kellerberg befindet sich direkt hinter dem Weingut und die Rebstöcke sind hier bis zu 65 Jahre alt. Der Grüne Veltliner erzählt von seinen Kindheitserinnerungen, wie er mit seinem Opa auf dem Traktor durch die Weingärten gegondelt ist oder mit seinem Vater die verschiedenen Vogelarten am Gezwitscher zu erkennen gelernt hat, aber auch von den Partys im Teenageralter. Weinprofis erzählt er von seinem besonderen Terroir und seiner Jahr für Jahr hohen Qualität. Seine trotz Lössboden mineralischen Noten holt sich der Wein mit seinen alten Wurzeln übrigens aus der rund 30 Meter unter dem Boden liegenden Granitschicht. INFO Weingut Gschweicher Winzerstraße 29, 3743 Röschitz T: +43 2984 3800, gschweicher.at jul 2022 falstaff 47