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Falstaff Magazin Österreich Nr. 4/2022

wein / WEINREISE SAN

wein / WEINREISE SAN SEBASTIÁN – BILBAO – NAVARRA San Sebastián am Golf von Biskaya ist ein Hotspot für Gourmets und der perfekte Ausgangspunkt für eine genussvolle Reise durch das Baskenland. Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass es im Baskenland ständig regnen würde. Tatsächlich hat San Sebastián (oder Donostia auf Baskisch) nämlich eher eine Art durchwachsenen Sommer, wie man ihn auch hierzulande kennt. Jedoch wird es auch im Hochsommer nie drückend, weil stets eine leichte Brise vom Atlantik heranweht. Den Spaniern selbst ist dieses Phänomen wohlbekannt. Und so flüchten sie in den großen Ferien gern an die grüne Atlantikküste, an den Sandstrand der Concha und abends in die zahllosen Pintxo-Bars ihrer heimlichen Sommerkapitale. Dass man im Baskenland gut essen kann, sowohl traditionell als auch avantgardistisch, ist wahrhaftig kein großes Geheimnis. Häuser wie das »Arzak«, seit genau 33 Jahren ununter- Fotos: Shutterstock, beigestellt, iStockphoto / Getty Images Karte: Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com 60 falstaff jun 2022

ochen mit drei Michelin-Sternen ausgestattet, belegen das eindrücklich. Es geht aber auch zwei Stufen tiefer auf der Edelküchen-Leiter. Die »Casa Urola« beispielsweise startete vor über sechs Jahrzehnten als Bar-Restaurant, in dem »Pintxos« gereicht werden, die baskischen Tapas. Mittlerweile gibt es in der »Casa Urola« nicht nur Tischdecken, sondern auch eine Küche, die eine auf die Spitze getriebene Schaffensfreude vermittelt. ERFRISCHEND AUTHENTISCH Ein Blick in die Weinkarte der »Casa Urola« beweist, dass man sich von San Sebastián aus durchaus auf eine Weinreise durch den spanischen Norden machen kann. Neben traditionellem Cidre, hier als »Sagardoa« bezeichnet und seit jeher das bevorzugte Getränk der einfacheren Leute, existieren auch baskische Weine, deren dokumentierte Wurzeln mindestens bis ins neunte Jahrhundert zurückreichen. »Txomín Etxaníz« ist einer der bekanntesten Namen. Das Weingut westlich von San Sebastián, spektakulär auf einem Hügel über dem »Mutiger« Txakolí: der Artizar vom Weingut Itsasmendi. Atlantischen Ozean schwebend, produziert nicht nur den berühmten weißen Txakolí, sondern auch seine Geschwisterversionen als Schaumwein und Rosé. Bereitet werden die Txakolís primär aus der weißen Traube Hondarribi Zuri. Ganz ähnlich wie beim portugiesischen Vinho Verde sind diese manchmal leicht perlenden, immer erfrischenden und alkoholleichten Weine die ideale Begleitung zur Meeresküche. Wer etwas ausschließlich Lokales versuchen möchte, kann auch den herben Roten aus der Traube Hondarribi Beltza probieren. Ein wahrhaft authentisches Erlebnis. Weiter im Inland und schrittweise näher an die größte baskische Stadt, Bilbao, heran befinden sich mit »Itsasmendi« und »Gorka Izagirre« zwei weitere bedeutende baskische Weingüter. Itsasmendi ist es gelungen, mit dem Artizar für (regional gesehen) mutige 38 Euro ab Hof einen Txakolí mit einem völlig neuen Twist auf den Markt zu bringen. Zehn Monate Hefelager im großen Holzfass haben für Cremigkeit gesorgt, die einem gereiften Albariño ähnlich ist. 95 Punkte gab es < Tapas heißen hier im Baskenland Pintxos – die kleinen Häppchen werden zu Wein oder Bier gereicht. Besonders gute bekommt man in der »Casa Urola«. Besonders beliebt: der traditionelle Cidre namens »Sagardoa«. (im Bild links). Wer lieber zum Wein greift, macht mit einer Flasche vom Weingut Gorka Izagirre bestimmt nichts falsch. jun 2022 falstaff 61