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Falstaff Magazin Österreich 8/2016

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wein / CHARDONNAY &

wein / CHARDONNAY & MORILLON > Der Chardonnay ist heute eine der weltweit verbreitetsten Rebsorten überhaupt und liegt mit über 200.000 Hektar auf Platz fünf. Die Frage, wer früher da war, Chardonnay oder Morillon, sollte sich da gar nicht stellen. Oder doch? Nun, wenn es um den Namen der Rebsorte geht, ist die Antwort klar. Der Name Morillon ist um vieles älter. Fakt ist auch, dass man in Frankreich lange keinen Unterschied zwischen Pinot Blanc und Chardonnay machte, weil beide viele Ähnlichkeiten haben. Erst der Ampelograph Victor Pulliat (1827–1896) machte auf diese Problematik aufmerksam und schlug 1872 anlässlich einer Weinbauausstellung in Lyon den Namen Chardonnay vor. Die früheste Nennung des Sortennamens stammt aus der Zeit um 1690 und kommt aus dem Dorf La Roche-Vineuse in Saône-et-Loire, wo man ihn »Chardonnet« nannte, namensgebend war letztlich aber die kleine Gemeinde Chardonnay im Burgund. Es dauerte bis zu einem Kongress in Chalon 1896, bis sich die Winzer mit der Differenzierung in Pinot Blanc und Chardonnay offiziell einverstanden zeigten. Zu dieser Zeit war der Chardonnay längst die faktisch dominierende Weißweinsorte im Burgund und in der Champagne – wiewohl unter einem anderen Namen. Der Weißburgunder hingegen war in Ostfrankreich, im Elsass und im Badischen Oberland stark verbreitet.t. Nimmt man die deutschsprachige Weinliteratur unter die Lupe, so begegnet man der Sorte Morillon Blanc beispielsweise im 1672 erschienenen Buch »Vom Garten-Baw« von Johann Sigismund Elsholtz, das eine Auflistung der 36 besten »Raisins de France« zeigt und gleich vier Varietäten des Morillon, darunter Morillon Blanc, nennt. Der hochgelehrte Hofbotanicus am Hof des Kurfürsten von Brandenburg hat diese Rebaufstellung dem Buch »L’Abregé des bons Fruits« cap. XI., erschienen in Paris 1667 bei Charles de Sercy, entlehnt. Als erfolgsversprechende Empfehlung für kühlere deutsche Länder gibt Ferdinand Christian Touchy in seinem Buch »Die Gartenkunst« (Voss, Leipzig 1795) an: »Morillon Blanc, der weiße Morillon aus Frankreich. Diese Sorte kann ebenfalls in Bergen an Pfählen gezogen werden, wenn die Berge keine schlechte Lage haben. Die Beeren werden mittelmäßig groß, die Beeren stehen dichte beisammen; und erlangen ihre Reife bei guten Sommern zu Ende des Septembermonats.« 76 falstaff dez–feb 2017 Goldene Zeit im Burgund. Weißweine wie die des Comtes Lafon zählen zu den besten. Heinz Velichs Tiglat ist eine österreichische Chardonnay-Ikone. Aubert de Villaine von Romanée-Conti.

Im berühmten »Cours complet d’agriculture« des Abbé FranÇois Rozier ist der Morillon blanc ebenfalls ausführlich beschrieben und mit Kupferstichen porträtiert. Hier erscheint 1785 eine Abbildung des Blattes der Sorte Morillon Blanc, die exakt jene »nackte Stielbucht« zeigt, mit der man den Chardonnay zweifelsfrei vom Weißen Bur gunder unterscheiden kann. 1836 wählen die bekannten deutschen Ampelographen Johann Metzger und Lambert von Babo in ihrem Werk »Wein- und Tafeltrauben der deutschen Weinberge« für den Chardonnay den Begriff »Später weißer Burgunder« und ergänzen, dass es sich dabei um Morillon Blanc nach Rozier handelt. Vor etwa 200 Jahren ist also der Morillon bereits in Deutschland angekommen, wird dort aber zunächst eher in Gärten als in den Weinbergen angepflanzt. DER MORILLON-SIEGESZUG Der Morillon fühlt sich in der Steiermark richtig wohl. Morillon-Star Willi Sattler (r.) vom Sattlerhof steht für einen präzisen, mineralischen Weinstil. Fotos: Achim Bieniek, Shutterstock, beigestellt Erzherzog Johann von Habsburg, der jüngere Bruder von Kaiser Franz I., war um eine Hebung der Weinqualität in der Steiermark bemüht und nahm an dieser Entwicklung sowohl theoretisch wie praktisch regen Anteil. Wie in anderen Wirtschaftssparten auch ging er stets mit eigenem Vorbild voran. So gründete er 1822 ein Musterweingut unweit von Marburg im heutigen Slowenien. Hier ließ er Versuche mit den besten verfügbaren Rebsorten unternehmen, die sein aus dem Rheingebiet stammender Kellermeister aus Deutschland besorgte. Für seinen auf den Hängen des Bachern in Pekre (Pickern) gewachsenen »Johannisberger« Riesling holte man die Edelreiser aus dem Rheingau, dazu Sylvaner, Traminer und »Burgunder«. Ob der Erzherzog bei der ersten Weinlese 1826 auch schon Morillon geerntet hat, wissen wir leider nicht. Später wurde der Betrieb von Graf Meran’sches Weingut Johannisberg auf »Meranovo« umbenannt und gehört heute der Universität Maribor. Bis zum heutigen Tag wird hier neben Rheinriesling und Sauvignon Blanc erfolgreich Chardonnay kultiviert. Da gesichert ist, dass die Burgundersorten Weißer, Grauer und Blauer Burgunder schon vor dem 19. Jahrhundert in der Steiermark vorhanden waren, muss der Morillon bereits vor Ausbruch der Reblauskrise – um 1880 – angekommen sein und sich relativ schnell und erfolgreich verbreitet haben, sonst hätte man den Namen bald wieder vergessen. Nach 1900 hätte er ohnehin Chardonnay geheißen. < Auch im Vulkanland Steiermark findet der Morillon zahlreiche perfekte Standorte. Der behutsame Ausbau im großen Holzfass kommt dem Morillon sehr entgegen. Armin Tement erzeugt in seiner Toplage Zieregg große Morillons. dez–feb 2017 falstaff 77

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