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Falstaff Magazin Österreich 7/2020

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wein / PEDRO XIMÉNEZ

wein / PEDRO XIMÉNEZ Auch wenn daraus meist nussbraune Süßweine entstehen: Die Pedro Ximénez ist eine Weißweinsorte. ALLEIN DER NAME IST EIN MYSTERIUM: STAMMT ER WIRKLICH URSPRÜNGLICH VON EINEM DEUTSCHEN SOLDATEN NAMENS PETER SIEMENS? Um die Herkunft der andalusischen Rebsorte Pedro Ximénez, heute kurz als PX bezeichnet, sowie um ihren Namen ranken sich bis heute zahlreiche Mythen. Der 1627 geborene Botaniker Philipp Jakob Sachs von Löwenheim gilt als Vater der Rebsortenkunde, der er den Namen Ampelografie gab. In seinem 1661 erschienenen Werk »Ampelographia« spekuliert Sachs über einen möglichen Ursprung der Sorte in Madeira oder auf den Kanaren. Von dort soll sie in deutsche Weinberge im Rheingau, in Rheinhessen und an der Mosel gekommen sein, von wo aus sie wiederum ein Söldner namens Peter Siemens, ein spanischer Soldat namens Pedro Ximen oder gar ein katholischer Kardinal namens Ximénez in die Berge um Málaga gebracht haben soll. Spätere deutsche Autoren wie Balthasar Sprenger oder Wilhelm von Babo perpetuierten diese fantasievollen Räuberpistolen, man verstieg sich sogar so weit, eine Verwandtschaft des PX mit deutschen Rebsorten wie Elbling oder gar Riesling für gesichert zu halten. Dank der Ergebnisse moderner DNA- Analysen haben sich alle diese Theorien als haltlos erwiesen. Wissenschaftler suchen den Ursprung der Rebsorte heute dort, wo sie am stärksten verbreitet ist – in Andalusien. Und tatsächlich: Der spanische Schreiber Vicente Espinel erwähnte im Jahr 1618 einen »berühmten Wein aus der Sorte Pedro Ximénez de Málaga«. 2007 gelang schließlich der erste erfolgreiche Blick in die Gene der Pflanze, und als ein Elternteil wurde die Rebsorte Gibi erkannt, eine uralte arabische Tafeltraube. Daher erscheint es nur logisch, dass die Sorte während der Jahrhunderte dauernden Anwesenheit der Mauren auf der iberischen Halbinsel auch in »al- Andalus« heimisch gemacht wurde und hier dank einer Spontankreuzung jene zuckerreiche Keltertraube entstand, die letztlich den Namen Pedro Ximénez erhielt. Der französische Rebforscher Joseph Roy-Chevrier verweist darauf, dass es unweit von Sanlúcar de Barrameda ein Dorf gibt, das Jiménez heißt. Ungeachtet dessen könnte der Name der Sorte einen ebenso naheliegenden Ursprung haben wie seine Herkunft. Denn Ximénez oder Jiménez ist in Spanien ein ebenso verbreiteter Familienname wie bei uns Mayer oder Müller. Vielleicht hat sich irgendwann einmal ein Winzer namens Pedro Ximénez dadurch einen besonderen Ruf erworben, weil er als Erster die Idee hatte, die Trauben auf Matten in der Sonne zu trocknen, um dann diesen unvergleichlichen, damals sicher kostbaren Süßwein zu keltern, der bis heute fasziniert. Der süße Pedro- Ximénez-Wein wird oft in gebrauchten Fässern gereift. DIE PEDRO-XIMÉNEZ-STILE Die stilistische Bandbreite des Pedro Ximénez wird durch Grad der Süße, Komplexität und Reifedauer bestimmt und reicht von unkompliziert, dörrfruchtbestimmt und eher simpel-süß bis hin zu echter Konzentration, Komplexität und von Fasslagerung herrührender Würz-Aromatik. In Jerez gibt es den alten Brauch, bereits benutzte Fässer für die Weinlagerung nach Schottland oder Irland zu schicken, wo diese für eine gewisse Zeit mit Whisk(e)y befüllt werden, bevor sie wieder nach Andalusien zurückkehren. So entstehen im Sherryfass gereifte Whisk(e)y ­ sorten, danach aber auch süße Sherrys aus Whisk(e)yfässern, die ihre enorme Süße mit einer fein-rauchigen Torfwürze verbinden. Bei der Altersangabe der süßen PX-Weine wird mit Superlativen in den Bezeichnungen nicht gegeizt. Die Viños Viejos heißen dann gleich einmal »Anticuario«, »Reliquia« oder »Gran Reserva«, und sie tragen Fotos: mauritius images, beigestellt 80 falstaff okt 2020

ALS BEGLEITUNG ZU KRÄFTIGEN SCHOKOLADE- DESSERTS IST PEDRO XIMÉNEZ EINE TOLLE WAHL. Erst die von der Sonne zu Rosinen geschrumpften Beeren geben dem Wein die volle Süße und Konzentration. Jahreszahlen aus grauer Vorzeit, die ein biblisches Alter des Weins vermitteln sollen, um deren stolzen Preis zu rechtfertigen. Bei der Angabe von Jahreszahlen muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass es sich dabei oft um das Gründungsjahr einer Solera handelt und dass keineswegs der gesamte Wein, sondern nur ein minimaler Anteil aus diesem weit zurückliegenden Jahr stammt. Die Altersangaben werden zudem in den verschiedenen D.O.-Gebieten, die PX abfüllen, unterschiedlich gehandhabt. HEIMAT IN DEN BERGEN Das Hauptanbaugebiet für PX ist die D.O. Montilla-Moriles, die im Osten von Sevilla liegt. Sie ist die größte Anbaufläche für Pedro Ximénez in Spanien, die insgesamt an die 10.000 Hektar beträgt. Sowohl die Kellereien im »Sherry-Dreieck« Jerez de la Frontera – Sanlúcar de Barrameda – El Puerto de Santa María als auch jene in Málaga kaufen in der Region Montilla-Moriles gerne und völlig legal Pedro-Ximénez- Trauben, die sie dann unter ihrer Herkunft Jerez D.O., Málaga und Sierras de Málaga D.O. verarbeiten und verkaufen. Das liegt natürlich auch am historischen Wettbewerbsvorteil, den die beiden weit bekannteren Zonen durch ihre Lage direkt am Meer haben, während Montilla-Moriles fernab der frequentierten Verkehrswege im Hinterland liegt. Und würde es die Kategorie Pedro-Ximénez-Sherry nicht geben, so gäbe es möglicherweise auch die Traubenanbauzone von Montilla-Moriles gar nicht mehr. Bleibt die Frage, warum man die Rebsorte nicht gleich in Jerez im benötigten Umfang ausgepflanzt hat. Der Grund dafür < okt 2020 falstaff 81

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