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Falstaff Magazin Österreich 7/2017

wein / GRAUBURGUNDER &

wein / GRAUBURGUNDER & PINOT GRIS > zu vielen Gerichten der klassischen italienischen Küche. Zu Santa Margherita gesellten sich später auch noch andere Großproduzenten wie Cavit oder Mezzocorona. Heute werden in Italien jährlich 250 Millionen Flaschen Pinot Grigio erzeugt, 93 Prozent davon gehen ins Ausland, Hauptexportländer sind die USA, Großbritannien und Deutschland. Der Pinot- Grigio-Boom brachte auch gutes Geld für die Weinbauern. Ein original Pinot Grigio von Santa Margherita ist heute in den USA nicht unter 20 Dollar zu haben. Frühe Lese und kühle Gärführung machen den Pinot Grigio mitunter recht banal und ausdruckslos. Dass man aus Pinot Grigio aber auch anspruchsvolle, dichte Weine erzeugen kann, zeigen die Weine kleiner, engagierter Winzer. Im Friaul etwa sind der Gris von Lis Neris und der Pinot Grigio Dessimis von Vie di Romans großartig. Im Trentino hebt sich der Pinot Grigio von Cesconi in Pressano aus der großen Masse ab. In Südtirol zählen dazu der Unterebner der Kellerei Tramin, Porer von Lageder, Punggl von Nals Margreid, der Aristos der Eisacktaler Kellerei in Klausen oder der Sanct Valentin von St. Michael-Eppan, der gekonnt im Holz ausgebaut wird. Diese Weine bereiten großes Vergnügen. Konrad Salwey aus Oberrotweil in Baden baut gleich zwei Große Gewächse vom Grauburgunder aus. DER MINERALISCHE ELSÄSSER In Frankreich stammen die besten Pinot Gris – egal ob trocken oder süß – aus dem Elsass. Der Legende nach wurden die ersten Reben im Jahr 1565 aus Tokaj in Ungarn nach Frankreich gebracht. (Der sagenhafte Erfinder des süßen Tokajer-Weines namens Máté Szepsi wurde allerdings erst 1567 geboren, aber was soll’s!) Gesichert ist, dass man nicht Furmint, sondern Grauburgunder ins schöne Elsass gebracht hat, wo er heute 15 Prozent der Fläche einnimmt, Tendenz steigend. Bis 1870 hieß der Wein Grauer Tokajer, dann Tokay Gris, später bürgerte sich Tokay d’Alsace ein, gefolgt von Tokay Pinot Gris und nach langem Hin und Her heißt er seit dem 1. April 2007 offiziell Pinot Gris (d’Alsace). Wer sich von der enormen Klasse und Noblesse dieser Rebsorte überzeugen will, der verkostet bei Zind Humbrecht von trockenen Grands Crus über die Vendanges Tardives bis zur Séléction de Grains Nobles (TBA). Und wer je einen Pinot Gris Grand Gut ein Viertel seiner gesamten Rebfläche hat Markus Wöhrle vom Weingut der Stadt Lahr mit Grauburgunder bepflanzt. 58 falstaff okt–nov 2017

Der Pinot Grigio Unterebner aus der Kellerei Tramin ist ein echtes Prachtstück. Cru Rangen de Thann »Clos Saint Urbain« genossen hat, dem erschließt sich vollends, was diese Rebsorte aus Trauben aus uralten Rebstöcken auf vulkanischem Boden hervorzubringen imstande ist. In der Champagne ist der Grauburgunder auch bekannt als Pinot Gris Fromenteau und zählt dort zu den erlaubten sieben Rebsorten für die Cham pagnerproduktion. Sogar in Gevrey- Chambertin oder Bonnes Mares dürften bis zu zehn Prozent des Weines aus Pinot Gris bestehen – theoretisch zumindest. Im Loiretal taucht die Sorte in geringem Umfang unter dem Synonym Malvoisie meist in Süßweinen auf, auch im Savoie wird dieser Name verwendet. VOM ENDE DES RULÄNDERS Fotos: Helmuth Scham, Andreas Durst, Frank Gasteiger, Rickard Kust/ Projector Srl, beigestellt Aus dem Burgund, der vermuteten Heimat der Rebsorte, gelangte der Pinot Gris schon früh in die Schweiz. Seine Rebfläche beträgt heute 230 Hektar. Die wichtigsten Anbaukantone sind Wallis (72 Hektar), Waadt (36 Hektar), Genf (25 Hektar) und Neuenburg (23 Hektar). In der Deutschschweiz fühlt er sich vor allem in Zürich (12 Hektar) und in Graubünden (10 Hektar) zu Hause. Im Wallis genießt der Pinot Gris einen besonderen Status. Eine ganze Reihe von Winzern erzeugt daraus einen außergewöhnlich vollmundigen und körperreichen Wein namens Malvoisie. Mit Edelfäule als Spätlese geerntet, ergibt das einen geradezu prunkvollen Wein. In Deutschland hießen bis zum Beginn der 1980er-Jahre alle Weine aus der bronzefarbenen Burgunder-Varietät Ruländer. Meist befand sich in der Flasche ein goldfarbener, schwerer Wein, geprägt von mehr oder weniger Botrytis und einiger Restsüße. Zwar beeindruckte der Ruländer mit seiner öligen Wucht, als Speisenbegleiter hingegen war er nur bedingt zu gebrauchen. Der große Umschwung kam mit dem ertragreichen Jahr 1982. Zwei Betriebe streiten bis zum heutigen Tag darum, wer zuerst Grauburgunder statt Ruländer auf das Etikett schrieb. Dass beide Anwärter am Kaiserstuhl in Baden zu Hause sind und gerade mal drei Kilometer voneinander entfernt liegen, zeigt, dass die Idee in der Luft lag: Denn zum einen hatte der frankophile Adlerwirt aus Oberbergen, der berühmte »Rebell vom Kaiserstuhl« Franz Keller, seinen Ruländer schon immer trocken ausgebaut. Es muss 1984 gewesen sein, als er > Clive Jones von Nautilus Estate in Marlborough ist vom Pinot Gris überzeugt. okt–nov 2017 falstaff 59

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