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Falstaff Magazin Österreich 7/2016

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wein / ZINFANDEL &

wein / ZINFANDEL & PRIMITIVO > zugewandten Landstrich des Sporns südlich von Taranto. Man findet Primitivo aber auch um Brindisi und in Gioia del Colle bei Bari, wo er eine eigene DOC bildet. Der Name des Primitivo hat nichts mit vermeintlicher Einfachheit zu tun, sondern ist vom lateinischen Wort »primativus« abgeleitet: die Sorte, die am frühesten reift. Sie treibt im Frühjahr als erste aus, blüht am frühesten und wird bereits im August geerntet. Primitivo fällt durch seine dichte, rubin-violette Farbe auf. Je nach Herkunft und Ausbauart präsentiert er sich von intensiv-fruchtig bis kräftig, voll und schwer, zeigt dabei aber doch immer eine gewisse Eleganz und Frische. Das ist umso erstaunlicher, wenn man auf die Alkoholgrade der Weine schaut. Primitivo ist der Weltmeister unter den Zuckersammlern. 15 und 16 Prozent Alkohol sind eher die Regel als die Ausnahme, und einige besonders konzentrierte Exemplare durchbrechen sogar die Schallmauer von 18 oder 18,5. Alles natürlich wohlgemerkt! Im Jahr 1967 reiste ein amerikanischer Pflanzenkundler nach Bari, wo er Weine aus einer Sorte namens Primitivo vorgesetzt bekam. Und die erinnerte ihn stark an den Zinfandel. Er bat daher, die Weingärten sehen zu dürfen. Die Übereinstimmung war derartig verblüffend, dass er Primitivo-Setzlinge an die Universität Davis in Kalifornien schickte, wo man anhand wissenschaftlicher Vergleiche feststellte, dass es sich wohl um die gleiche Rebsorte handeln dürfte. So begannen bereits in den späten 1970er-Jahren süditalienische Winzer, ihren Primitivo als Zinfandel anzubieten, was ihnen die Behörden 1985 untersagten, da die Übereinstimmung als nicht sicher galt. Erst 1994 erbrachte die Wissenschaftlerin Carole Meredith von der Universität Davis durch einen positiven DNA-Vergleich den wissenschaftlich unumstößlichen Beweis: Primitivo und Zinfandel sind tatsächlich genetisch ident. Fünf Jahre später erlaubte auch die EU den Italienern, den Namen Zinfandel zu verwenden. Noch unklar war aber die Herkunft der Rebsorte an sich, denn in Apulien taucht die Sorte erstmals unter dem Namen »Primativo« (die »Erstreife«) 1799 in Gioia del Colle auf, sie war damals aber auch unter dem Namen »Zagarese« verbreitet, was auf Za greb im heutigen Kroatien hindeuten könnte. Ein Ursprung in Dalmatien wurde tatsächlich schon länger vermutet. Bereits Mitte der 1970er-Jahre wies der kalifornische Winzer Mike Grigich, geboren auf der kroatischen Halbinsel Pelješac, auf die frappanten Dave Pramuk, Robert Biale und Tres Goetting von Biale setzen mitten im Napa Valley, im Oak Knoll District, auf Zinfandel. 52 falstaff okt–nov 2016

Fotos: Peter Moser , JeanL, Donato Cosmo, Henrik Blomqvist, beigestellt Ähnlichkeiten der Zinfandel-Weine mit denen aus Plavac Mali hin. »Ganz recht hatte ich mit meiner Vermutung nicht, aber ich war sehr knapp dran. Und die Tatsache, dass der Zinfandel aus Kroatien stammt, hat meinem Herkunftsland viel Publizität in den USA gebracht«, freut sich der heute 93-jährige Starwinzer aus dem Napa Valley. Während Wissenschaftler die Herkunftsfrage der Sorten lange Zeit nicht lösen konnten, unternahmen in der Zwischenzeit hocherfreute kroatische Winzer den Versuch, ihre Plavac-Mali-Rotweine in den USA als Zinfandels zu platzieren. Doch schon bald kam die schlechte Nachricht: Plavac Mali ist nicht Zinfandel, das haben sogenannte Isoenzym- Analysen klar ergeben. Danach setzte in Kroatien eine noch intensivere Suche ein, um den Ur-Zinfandel dingfest zu machen. Zahlreiche Muster von »Verdächtigen« wurden eingeschickt und überprüft, bis nach drei Jahren Forschung – im Jahr 2001 – eine Rebe volle Übereinstimmung zeigte. Sie kam aus einem Weingarten in Kaštel Novi nördlich von Split und war dort unter dem lokalen Namen Crljenak Kaštelanski bekannt. Ein Jahr später wurden neun weitere Rebstöcke gefunden, und zwar südlich von Split im Garten einer alten Dame. Sie kannte die Sorte nur unter dem örtlichen Namen Prididrag. Jetzt ergaben weitere Untersuchungen, dass die Sorte unter dem Namen Tribidrag bereits im 15. Jahrhundert in der Region Split bekannt war. Dabei stellte sich heraus, dass dieser alte Name sich wiederum aus der griechischen Bezeichnung für »Frühreifende« ableiten lässt, also mit dem lateinischen »primativus« deckungsgleich ist. Damit hatte sich der Kreis geschlossen. Nun stand eindeutig fest: Hinter den Namen Zinfandel, Primitivo, Crljenak Kaštelanski und Prididrag verbirgt sich ein und dieselbe alte kroatische Rebsorte namens Tribidrag. Zurück nach Kalifornien, unweit von Lodi im Central Valley: Unter baumartigen Rebstock-Riesen verkostet gerade Steve Felton, der Chef der lokalen Klinker Brick Winery, Zinfandel-Weine von über hundert Jahre alten Reben. Felton sagt: »Zinfandel wurde hier schon im 19. Jahrhundert gekeltert. Heute ist er längst eine urkalifornische Rebe. Woher er auch stammen mag: Der Name wird immer mit unserem Land in Verbindung stehen, und der Wein ist einfach Kult.« Wer will das einem Mann nicht glauben, auf dessen Autokennzeichen »ZINMAN« steht? < Das Weingut Polvanera steht für stoffige, kraftvolle Primitivo-Weine. okt–nov 2016 falstaff 53

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