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Falstaff Magazin Österreich 6/2018

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wein / WORLD CHAMPIONS

wein / WORLD CHAMPIONS »Unsere Philosophie ist es, aus dem hervorragenden Potenzial, das uns die Natur bietet, das Beste zu machen.« LUCAS PICHLER Winzer, Oberloiben Nachlesen Alle Teile aus der Serie »World Champions« unter falstaff.com/champ Stolz blickt Altmeister F.X. Pichler vom Balkon des neuen Weinguts auf die Berge hinüber, wo die Terrassen der Familie liegen. Seine blauen Augen glänzen, während sie die Lagen vom Pfaffenberg im Osten bis zum Kellerberg und Dürnstein im Westen mustern. »Es ist der vielleicht schönste Platz in der Wachau«, sagt er dann, und seine Worte sind nachvollziehbar – immerhin hat er von hier aus all jene Rieden im Blick, deren Trauben ihn zu einem der bekanntesten Winzer der Welt gemacht haben. Familie Pichler blickt auf eine lange Winzertradition zurück, die nun bereits in die elfte Generation tritt. Mitte des 19. Jahrhunderts war mit Weinhauer Franz Xaver Pichler II. der Ururgroßvater von F.X. Pichler VI. von Rohrendorf bei Krems nach Oberloiben gezogen. Um 1905 wurde das Haus Nr. 27 in Oberloiben erworben, in dessen Kellergewölbe bis zum Jahrgang 2008 die Basis für den Welterfolg gelegt wurde. Schon der 1906 geborene Vater Franz Xaver war ein echter Qualitätsfanatiker und führte Bücher, in denen er die Ergebnisse der einzelnen Weinstöcke vermerkte, um schließlich das Erbgut der besten Grünen Veltliner für Neuanlagen zu vermehren. Er war Ende der 1930er-Jahre auch Gründungsmitglied der Winzergenossenschaft in Loiben, die den zahlreichen kleinen Hauern des Ortes das wirtschaftliche Überleben sichern sollte. Sohn Franz Xaver, der früh beschloss, ebenfalls den Weg als Winzer zu gehen, absolvierte die Kremser Weinbauschule und besuchte dann Fachkurse in Deutschland und im Elsass. Schritt für Schritt baute er seine Flächen aus, stets überzeugt vom enormen Potenzial seiner Heimat. »Wenn man tolle Trauben hat, muss man nicht viel dazu tun. Wozu also den Most aufzuckern oder entsäuern?«, lautete sein Credo. Gesagt, getan. Bald fanden die Weine ihre Anhänger und der hauseigene Heurigenbetrieb, geleitet von Rudolfine Pichler, wurde schnell zur Anlaufstelle für Weinkundige. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: 1984 wurde der Gelbe Muskateller zum »Wein des Jahres« gekürt, mit dem weltweit erfolgreichen Jahrgang 1990 öffneten sich die Türen zum internationalen Markt endgültig. Und F.X. Pichler reagierte richtig: Trotz erhöhter Nachfrage produzierte der Winzer nicht mehr, sondern bessere Weine. Im Jahr 1999 – mit dem Eintritt seines Sohnes Lucas, der nach dem Schulabschluss beim bekannten Riesling-Gut Müller-Catoir in der Pfalz an seinem Können gefeilt hatte – war auch an eine Erweiterung 54 falstaff sep–okt 2018

der Rebflächen zu denken. Seit zwanzig Jahren steht nun bereits der Junior an der Spitze des Vinifikationsprozesses, während der Senior seine Aktivitäten zusehends auf die Weingärten gerichtet hat. Heute führt Lucas Pichler mit seiner Gattin Johanna das Weingut, und mit dem kleinen F.X. junior flitzt bereits die nächste Pichler-Generation durch den Verkostungsraum. Ausgelöst durch das verheerende Donau-Hochwasser von August 2002 wurde die Entscheidung getroffen, an einem sicheren Standort ein neues Weingut zu errichten, das den neuen Anforderungen und dem gewachsenen Platzbedarf des Betriebs voll gerecht wird. Stylish und funktionell – mehrere Jahre wurde das Weingut geplant, das Ergebnis ist nun optimal. MONUMENTAL UND UNENDLICH Aber zurück zum Wein: Bereits in den 1980er-Jahren hatte F.X. Pichler begonnen, seinen richtungsweisenden Weinstil zu entwickeln, der einerseits das spezielle Potenzial der einzelnen Rieden ausschöpft und andrerseits eine möglichst hohe Reife der Trauben anstrebt. Während viele Kollegen nach dem Weinskandal ihre Weißen leichtfüßig und säurebetont anlegten, wurden im Hause Pichler bereits deutlich stoffigere Weine aus Riesling wie Grünem Veltliner abgefüllt. Und es waren genau diese komplexen und dem Terroir verbundenen Smaragde, die bald darauf nicht nur in der Heimat, sondern auch im Export die Speerspitze des österreichischen Weinwunders bildeten. Zum Synonym dieser Entwicklung wurde bei Pichlers die Dürnsteiner Ried Kellerberg – zunächst beim Riesling, später auch für den herausragenden Veltliner. Der schweigsame Franz Xaver Pichler ging penibel und rigoros daran, sein Projekt umzusetzen, die besten Weißweine der Wachau zu keltern. Die Rebflächen, von ihm selbst im Lauf der Jahre ausgewählt und gepflegt, haben sich über die Jahre vermehrt. »Als ich in den 1950er-Jahren von der Weinbauschule nach Hause kam, waren nur 0,7 Hektar Weingarten vorhanden, direkter Nachbarschaft zum Weingut in Loiben und Dürnstein – ein klein wenig mehr als die Hälfte der Fläche ist mit Kulturgut, dessen intensive Pflege viele Jahrhunderte zurückreicht. dafür mit bestem, vom Vater selektio- niertem Rebmaterial, das wir weiter fortgeführt Grünem Veltliner besetzt, die andere Hälfte mit Riesling. Dazu kommen eine FLÜSSIGES URGESTEIN haben«, erzählt F.X. Pichler heute. »Als ich den Betrieb übernehmen durfte, waren es immerhin schon drei Hektar. Heute kann Lucas bereits über gut 20 Hektar in Toprieden verfügen.« Diese liegen in sehr geringe Menge Sauvignon Blanc und wenige Flaschen Gelber Muskateller. Etwa 50 Prozent der Reben wachsen in den steilen Urgesteinsterrassen, die nur von Hand zu bearbeiten sind: ein Wachauer In der Hierarchie der Lagen des Weinguts nimmt der Kellerberg die Stellung eines primus inter pares ein. Das spezielle Mikroklima und extrem tief verwurzelte alte Reben lassen hier Weinkunstwerke > sep–okt 2018 falstaff 55

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