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vor 8 Jahren

Falstaff Magazin Österreich 6/2016

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wein / HÔTEL DE PARIS

wein / HÔTEL DE PARIS Patrice Frank (rechts) wacht als Chefsommelier über den kostbaren Weinkeller. D er Keller des »Hôtel de Paris« ist ein besonderer Ort. Kaum jemand darf hinein. Aus dem Felsen gehauen, beherbergt er 440.000 Flaschen, 330.000 davon Bordeaux. > ist ein Mann, der oft im »Hôtel de Paris« zu Gast ist: Sir Winston Churchill. Man serviert ihm einen Armagnac aus seinem Geburtsjahr 1874, der ebenfalls hinter Mauern lagerte. Solche Versteckspiele geschahen überall im Land. An der Loire verbargen Winzer ihre Spitzenweine in Höhlen, die entstanden waren, als man Baumaterial für die Kathedralen herausschlug. Nach dem Krieg ließ der Staat eine Spezialeinheit bilden. Sie sollte gestohlenen Wein aus Hitlers Alpenfestung zurückbringen. Das Versteck blieb ein besonderer Ort. 1976 feierten Fürstin Gracia Patricia und Fürst Rainier hier ihren 20. Hochzeitstag. Eine Gardinenstange über dem Durchgang erinnert daran. Die Gesellschaft sollte ungestört bleiben. Was es zu essen gab und welche Weine gereicht wurden, will der Fürstenpalast nicht verraten. Staatsgeheimnis. Heute lagert hier die Réserve Patrimoniale, jeweils zwanzig Flaschen der besten Weine, die auf der Karte der Restaurants stehen: 1982 Mouton,1978 Haut-Brion, 1961 Cheval Blanc, 1947 Lafite. Würde der Besucher hier alleine gelassen, liefe er Gefahr, nie mehr zurückzufinden zu den zwei Fässern Cognac mit der Vieille Réserve, die am Eingang stehen. Er sieht endlose Gänge, Treppen, Abzweigungen. Unzählige Flaschenhälse ragen aus dem Halbdunkel ins matte Licht. 440.000 Flaschen lagern hier, 330.000 davon Bordeaux, allesamt en primeur gekauft. »Wir haben einen der größten Weinkeller, die man weltweit in einem Hotel finden kann«, sagt Chefsommelier Patrice Frank. In Zahlen heißt das: 6500 Positionen. 97 Prozent der Weine sind aus Frankreich. Frank, früher Rugbyspieler, ist stolz auf die Qualitätstiefe. »Manche Restaurants haben großen Wein aus großen Jahren auf der Karte. Meist sind es nur wenige Flaschen. Wir haben vom 1990 Der britische Premier Winston Churchill war Gast im »Hôtel de Paris«. V iele Geschichten schlummern hier im Weinkeller – über Churchill, eine Hochzeit und eine Kuh. Einige davon stimmen auch. Fotos: Monte-Carlo SBM, Getty Images, Shutterstock 56 falstaff sep–okt 2016

Cheval Blanc noch 48, vom 1982 Cheval Blanc noch 29, vom 2000 Pétrus noch 72 und vom 1982 Pétrus noch 24.« Seit die Preise für Bordeaux explodiert sind, kauft Frank weniger. »Früher waren es zwanzig Kisten Mouton, jetzt sind es zwei. Selbst hier können wir die Preise nicht mehr weitergeben.« Wir sind zwölf Meter unter dem »Hôtel Hermitage«, das auf dem Felsen thront. Keine Erschütterungen, kein Lärm – man merkt nichts von der riesigen Baustelle, die Monaco derzeit ist. Keine Gerüche, kein Luftzug. Konstant 75 Prozent Luftfeuchtigkeit und 13 Grad. Der Keller wurde dem Berg abgetrotzt. »In 18 Monaten harter Arbeit schaffen sechzig Bergarbeiter ein Mausoleum für die Aufbewahrung von Tausenden raren Weinen, eine unschätzbar wertvolle Armee der Schatten.« So beschreibt Bernard Spindler in »Jeux de dames à Monte-Carlo« die Entstehung. 8000 Kubikmeter Gestein haben die Arbeiter herausgehauen, um 2000 Quadratmeter Fläche zu schaffen. Die Idee hatte 1864 Marie Blanc, die Frau des Gründers der Société des Bains de Mer, die mehrheitlich der Fürstenfamilie gehört und seit 153 Jahren Monacos Ruf eines Gourmeteldorados modelliert. Sie wusste um die Klassifizierung der großen Bordeaux neun Jahre zuvor und ahnte, welch wichtige Rolle die Grand Crus spielen würden. Und sie sah, dass immer mehr Châteaux keine Fässer mehr verschickten, sondern ihre Weine selbst abfüllten. Für alle Weinkeller hieß das: mehr Lagerraum nötig. 1874 war der Keller fertig. Dass der Falstaff sich umsehen darf, ist ein > Das »Hôtel de Paris« gilt als eine Hochburg der Gastronomie. Legendäres Luxushotel mit über 150-jähriger Geschichte: »Hôtel de Paris«. sep–okt 2016 falstaff 57

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