PUBLIKATIONEN ÖSTERREICH

Liebe Leserin, lieber Leser,

willkommen zu Ihrem E-Reader des Falstaff Magazins! Ihre persönlichen Zugangsdaten haben Sie per Post bekommen. Klicken Sie bitte oben rechts auf "LOGIN" und geben Sie Ihren Usernamen und Ihr Passwort dort ein.

Anschließend wählen Sie bitte unterhalb der aktuellen Ausgabe aus den Reitern Ihre Sammlung, für die Sie ein Abo besitzen. Darin finden Sie die Ausgabe, die Sie lesen möchten.

Wenn Sie ein gültiges Abo für die gewählte Ausgabe besitzen, können Sie im E-Reader das vollständige Magazin lesen. Haben Sie für eine Ausgabe kein gültiges Abo, werden die Seiten ab Seite 20 nur verschwommen dargestellt.

Viel Spaß beim Genuss Ihrer digitalen Falstaff-Ausgabe!

Ihr Falstaff Team

Aufrufe
vor 8 Jahren

Falstaff Magazin Österreich 6/2016

  • Text
  • Reisen
  • Trinken
  • Essen
  • Sizilien
  • Wein

wein / SYRAH & SHIRAZ >

wein / SYRAH & SHIRAZ > Shiraz zeitlich und hinsichtlich des menschlichen Beitrags recht gut eingrenzen. Denn der maßgebliche historische Umstand, der die Neuansiedlung der Syrah Down Under ermöglicht hatte, war der Sturz Napoleons im Jahr 1815. Der Grund hierfür ist in den englisch-französischen Beziehungen zu suchen. Englische Botaniker und Rebenkundler, die vor der Französischen Revolution das Studium der französischen Weinbaugebiete begonnen hatten, konnten sich erst nach 1815 wieder frei in Frankreich bewegen. Und dies taten sie dann auch innerhalb kürzester Zeit, um einen Beitrag zum Aufbau der Landwirtschaft in der fernen Kolonie zu leisten. Im Oktober 1817 gelangten Reiser nach New South Wales, die der Brite John Macarthur (1767–1834) gemeinsam mit seinen beiden Söhnen James und William in ganz Frankreich gesammelt hatte. Auf der Liste jener Pflanzen, die die monatelange Reise auf dem Schiff »Lord Eldon« überstanden, stehen »Syracuse« und »Hermitage«. Allerdings scheinen sich diese Syrah-Abkömmlinge in den Versuchspflanzungen Macarthurs nicht durchgesetzt zu haben. In einem Resümee der Experimente aus seinen letzten Lebensjahren erwähnte der zwischenzeitlich geadelte Sir William Macarthur die Rebsorte Syrah oder ihre Synonyme nicht mehr. Als Wegbereiter des australischen Shiraz gilt daher James Busby (1802–1871), der zwischen September und Dezember 1831 Reiser von Hunderten Rebsorten sammelte. Busby nützte die Rebbestände im Botanischen Garten von Montpellier und im Jardin du Luxembourg in Paris, aber er schnitt auch in Dutzenden Weinbergen im ganzen Land Reiser. Unter den Schreibweisen »Scyras« and »Ciras« verbreitete Busby seine Syrah- Setzlinge, zunächst im Hunter Valley nahe Sydney, ab 1839 auch in Südaustralien. Die Shiraz-Legende »Penfolds Grange« trug in den Anfangsjahren den Zusatz »Hermitage«. Am »Hill of Grace« wachsen die ältesten Shiraz-Rebstöcke Australiens: Sie sind 140 Jahre und älter. EINE FRAGE DES STILS In Europa ist auch außerhalb des Rhônetals die Schreibweise »Syrah« gebräuchlich. Diese Benennung verweist nicht nur auf die französische Herkunft des Rebmaterials, sie ist vor allem eine stilistische Aussage: Würze und Stoffigkeit dominieren über Schmelz, Volumen und Frucht. Dabei tragen allerdings die allerbesten Syrah-Weine den Namen der Rebsorte gar nicht auf dem Etikett, denn sie werden im Einklang mit dem romanischen Prinzip unter ihren Herkunftsbezeichnungen verkauft. Archetypische Syrah-Eigenschaften Rote Böden (»Terra Rossa«) verleihen Shiraz vielerorts in Australien einen mineralischen Schliff. 44 falstaff sep–okt 2016

Fotos: beigestellt besitzen die Weine der AOC Hermitage: Sie sind dunkel in der Farbe und komplexkräuterwürzig in ihrem aromatischen Ausdruck, von mineralischem Kern und von solch stoffiger Tiefe, dass es in früheren Jahrhunderten gebräuchlich war, leichtere Bordeaux mit einem Schuss Hermitage zu verbessern. Es gab sogar ein Verb dafür: »hermitager«. An der Rhône selbst wiederum ist eine andere Form von Verschnitt gebräuchlich. Mit Ausnahme von Cornas ist es in allen Appellationen der Nordrhône gestattet, kleinere Prozentanteile Weißwein in den Rotwein zu cuvetieren, als Frische-Spender und um die Eleganz zu betonen. Kühler in ihrer Anmutung, fleischig und kompakt fallen die Syrah-Weine aus, die flussaufwärts der Rhône im Schweizer Bergkanton Wallis wachsen. An der Südrhône wird Syrah kaum reinsortig an- und ausgebaut, hier wird sie vor allem als strukturgebender Cuvée-Partner für Sorten wie Grenache und Carignan genutzt. Fast überall in Südeuropa experimentieren Winzer mit Syrah – mit dem besten Erfolg dort, wo es nicht zu heiß ist. In Deutsch land und Österreich wiederum be - nötigt die Sorte beste Lagen und aufwendige Pflege, um zu befriedigender Reife zu gelangen. »Shiraz« ist nicht nur ein im Englischen einfach auszusprechender Name, diese Bezeichnung verweist auch auf das stilistische Vorbild der Neuen Welt: Die Weine haben Wucht und eine intensive, zuweilen rosinenartige oder portig getönte Frucht. Shiraz-Weine sind typischerweise schon in ihrer Jugend zugänglich und haben milderen Gerbstoff als die europäischen Pendants. Vor allem in Australien und in Südafrika wachsen Shiraz-Weine, aber auch in Teilen Südamerikas, in Washington und Kalifornien. In den Anfangsjahren des australischen Shiraz glaubte man übrigens nicht, dass die Sorte zu einem roten Tischwein taugte – man bevorzugte die Produktion eines gespriteten, am Vorbild des Port orientierten Weins. Diese Tradition führen heute nur noch wenige aus tralische Weingüter fort. Dank moderner Kellertechnik gelingen auch in der Hitze aus tralischer Regionen wie des Barossa Valley strukturierte Rotweine, die der Oxidation Widerstand leisten. Den besten Weinen ge - lingt es sogar, mit der Hitzigkeit der Frucht zu spielen und dabei der auch aus Frankreich bekannten »Wildheit« der Syrah-Würze einen genuin australischen Ausdruck zu verleihen: Auch Shiraz ist am Ende eben nichts komplett anderes als Syrah. < Jaboulet-Inhaberin Caroline Frey an der berühmten Kapelle am Hermitage-Weinberg. Hermitage, die berühmteste Syrah-AOC der Nordrhône: Steilhänge auf Granit. In den Weinbergen von Jaboulet haben wieder Pferde Einzug gehalten. sep–okt 2016 falstaff 45

FALSTAFF ÖSTERREICH