PUBLIKATIONEN ÖSTERREICH

Liebe Leserin, lieber Leser,

willkommen zu Ihrem E-Reader des Falstaff Magazins! Ihre persönlichen Zugangsdaten haben Sie per Post bekommen. Klicken Sie bitte oben rechts auf "LOGIN" und geben Sie Ihren Usernamen und Ihr Passwort dort ein.

Anschließend wählen Sie bitte unterhalb der aktuellen Ausgabe aus den Reitern Ihre Sammlung, für die Sie ein Abo besitzen. Darin finden Sie die Ausgabe, die Sie lesen möchten.

Wenn Sie ein gültiges Abo für die gewählte Ausgabe besitzen, können Sie im E-Reader das vollständige Magazin lesen. Haben Sie für eine Ausgabe kein gültiges Abo, werden die Seiten ab Seite 20 nur verschwommen dargestellt.

Viel Spaß beim Genuss Ihrer digitalen Falstaff-Ausgabe!

Ihr Falstaff Team

Aufrufe
vor 6 Jahren

Falstaff Magazin Österreich 5/2018

  • Text
  • Gaumen
  • Falstaff
  • Weingut
  • Rubingranat
  • Violette
  • Wein
  • Nase
  • Reflexe
  • Zarte
  • Tannine

wein / WORLD CHAMPIONS

wein / WORLD CHAMPIONS Panoramablick auf die Grand-Cru-Lage Cannubi Boschis, wo der Nebbiolo für den Barolo Aleste wächst. Luciano Sandrone besuchte ich das erste Mal im Sommer 1992. Ich recherchierte für ein Buch über die Weine der Langhe, wie das Gebiet um Alba, südlich und östlich des Flusses Tanaro, heißt. Sandrone empfing mich in seinem kleinen, bescheidenen Haus an der Straße ins Zentrum von Barolo. Er hatte zwar schon 1978 aus der ebenso historischen wie hoch dotierten Lage Cannubi, in die er sich das Jahr zuvor einkaufen konnte, seinen ersten Barolo erzeugt, doch tat er das gleichsam als Freizeitwinzer. Hauptberuflich war er als Kellermeister bei den mächtigen Marchesi di Barolo beschäftigt, die als Geburtshelfer des modernen Barolo gelten. 1990 machte er sich selbstständig. Die dazwischen liegenden Jahrgänge hatten ihm einen guten Ruf als Barolista verschafft. Er galt als feinfühliger Vermittler zwischen dem traditionellen und dem modernen Barolo-Stil. Die Diskussion darüber – hier die Verfechter einer langen Maischegärung und eines ebenfalls langen Ausbaus in Holzfudern, da die Anhänger einer kurzen Gärung und einer oxidativen Reifung in französischen Eichenbarriques – schlug in diesen Jahren hohe Wellen. Sandrone wählte als »aufgeklärter Traditionalist« einen Mittelweg: Er ließ den Most mit safteigenen Hefen rund zwei Wochen vergären und den jungen Wein in Tonneaux reifen, das sind Eichenfässer von 500 Liter Fassungsvermögen, und rückte nie mehr von dieser Methode ab. Der rasche Erfolg hatte den bedächtigen Mann, das Gegenteil eines Blenders, überrascht. Man erhielt den Eindruck, dass er sich manchmal in die stillen, dunklen Kellergänge zurückwünschte, in denen es ihm noch vergönnt war, in aller Seelenruhe zwischen den großen, alten Fässern zu arbeiten. Nach 1992 sind wir uns immer mal wieder begegnet. Es verfestigte sich der Eindruck, dass hier einer konsequent und unbeirrt seinen Weg geht, unabhängig von den Moden eines launischen Weinmarkts. 1997 wurde unweit des Friedhofs von Barolo am Fuße des Cannubi-Rebbergs mit dem Bau eines großzügig bemessenen Weinguts begonnen. Kein architektonisches Ausrufezeichen, sondern ein solider, regionaltypischer Bau, der sich ruhig in die Hügellandschaft einfügt, dessen angebauter Turm aber von Selbstbewusstsein und vom sozialen Aufstieg zeugt, den die Familie dem Wein verdankt. 1999 wurde an der neuen Adresse der erste Jahrgang gekeltert. DAS WERK IST VOLLBRACHT Nun also, zum Anlass einer Hommage an Luciano Sandrone und des vierzigsten Jubiläums dieser Barolo-Familie, ein neuer Besuch. Es regnet ohne Unterlass. Das Hügeldorf La Morra, das den Horizont begrenzt, steckt im Nebel. Man wähnt sich im Spätherbst und wünscht sich einen Fotos: beigestellt 50 falstaff jul–aug 2018

Teller Tajarin mit einer schönen Portion Tartuffi. Lucianos Tochter Barbara, der die Verwaltung des Weinguts obliegt, führt mich in den Salon, wo ihr Vater wenig später eintrifft. Das Wiedersehen freut ihn sichtlich. Die 72 Jahre sind ihm nicht anzumerken. Die Haare sind zwar weiß geworden und er hat erfolgreich eine Herzoperation überstanden, doch seine Gedanken sind so klar und präzise wie immer. Als er ruhig zu erzählen beginnt, ist es, als ob er den Faden da aufnehmen würde, wo er vor Jahren liegen geblieben ist. »Wir haben meine Ideen inzwischen alle umgesetzt«, sagt er, und der Satz wirkt wie ein Motto über dem Gespräch. Mit 27 Hektar Gesamtfläche, zwanzig davon in Besitz, weist das Weingut eine Größe auf, von der drei Familien ausgezeichnet leben können. (Neben Luciano und Barbara arbeitet seit 1992 auch Bruder Luca im Betrieb.) »Wir erzeugen nur fünf Weine, allesamt rot, auf Weißwein verzichten wir. Das hat hier keine Tradition.« Neben Dolcetto d’Alba und Barbera d’Alba sind es drei Nebbioli: die beiden Baroli Cannubi Boschis und Le Vigne sowie ein Nebbiolo d’Alba aus der erstklassigen Lage Valmaggiore in Vezza d’Alba. Vezza d’Alba liegt im nördlicher gelegenen Roero, wo die steil aufragenden Hügel kegelförmig und die sandigen Böden leichter sind und die Weine mehr auf Duft und Eleganz setzen denn auf Körper und Wucht. > »Die Verbundenheit mit der Landschaft, in der wir aufwachsen durften, ist tief. Einen Weinberg liebe ich besonders: Cannubi, die Wiege des Barolo.« LUCIANO SANDRONE Winzer jul–aug 2018 falstaff 51

FALSTAFF ÖSTERREICH