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Falstaff Magazin Österreich 4/2019

wein / GEMISCHTER SATZ

wein / GEMISCHTER SATZ Vom Gemischten Satz spricht man, wenn Trauben unterschiedlicher Sorten gemeinsam in einem Weingarten wachsen, gemeinsam geerntet und verarbeitet werden. Martin und Anna Arndorfer aus Straß setzen auf den Facettenreichtum des Gemischten Satzes. am Ende oft der Dumme. Daher waren sortenreine Auspflanzungen, um deren Vorteile man in Bezug auf die Weinqualität sehr wohl wusste, sehr lange die große Ausnahme von der Regel, denn sie setzten auch eine wirtschaftliche Unabhängigkeit des Grundbesitzers voraus. Erst mit dem Entstehen von Musterweingütern wie jenem von Erzherzog Johann in der Steiermark und den ersten Weinbauschulen wurden Voraussetzungen geschaffen, die das Blatt wendeten. Das tatsächliche Ende für einen Großteil der heimischen Mischanlagen kam schließlich durch eine Katastrophe. 1867 trat in Klosterneuburg erstmals die Reblaus auf, ein Schädling, eingeschleppt aus Nordamerika, der die Weingärten fast zur Gänze vernichtete und das Neuauspflanzen auf resistenten amerikanischen Unterlagsreben notwendig machte. Nun schlug die Stunde des Reb schulgewerbes, die Nachfrage nach geeignetem Pflanzmaterial war enorm. Die Reblaus veränderte den österreichischen Weinbau nachhaltig, die Zahl der reinsortig gepflanzten Weingärten stieg schlagartig an. Bei dieser Gelegenheit wurden auch zahlreiche Rebsorten ausgemustert. Diese Revolution in den Weingärten sollte sich in Österreich ein weiteres Mal wiederholen, nämlich mit der fast flächendeckenden Einführung der Lenz-Moser- Hochkultur. Nun verschwand auch der große Rest der noch bestehenden Mischsatzanlagen und die Zahl der kultivierten Rebsorten nahm weiter ab. Es ist wohl den Wiener Heurigen geschuldet, dass der Gemischte Satz heute noch existiert, denn es waren diese populären gastronomischen Einrichtungen, die ihn als Weinkategorie am Leben hielten. Tatsächlich haben im Wiener Weinbaugebiet Anlagen mit verschiedenen Rebsorten an einem Standort eine lange Tradition, die hier nur dank der Buschenschenken überleben konnte, die diese oft undefinierbaren Kreationen offen und als G’spritzten verkauften. Dass in den vergangenen Jahrzehnten aus dieser Weinkategorie eine Spezialität von höchster Güte entwickelt wurde, die sogar mit einem DAC geadelt wurde, ist das Verdienst einiger engagierter und visionärer Wiener Winzer, die die Einmaligkeit dieser Gelegenheit erkannt haben. Dank strikter Spielregeln ist der Wiener Gemischte Satz < nun die Speerspitze dieser Weinkategorie und hat mitgeholfen, in jüngerer Zeit so manchen uralten Mischweingarten auch in anderen Weinbauregionen vor der endgültigen Rodung zu bewahren. Mehr noch: Der Wert von alten Anlagen wird heute wieder geschätzt, vereinzelt werden auch wieder neue Gemischte Sätze angelegt. Wenn ein Winzer einen Wein aus verschiedenen Rebsorten komponieren will, warum macht er dann nicht einfach eine Cuvée, also einen Verschnitt aus einzelnen Weinen? Der Unterschied zwischen einem Gemischten Satz und der Cuvée ist eklatant: Bei einem klassischen Gemischten Satz entsteht die Mischung im Weingarten und nicht im Keller. Eine Vielzahl an Sorten, zumindest aber drei, wächst an einem Standort, auf einem speziellen Terroir. Alle Trauben werden ohne Rücksicht auf die speziellen Eigenheiten der Sorte an einem Stichtag zusammen geerntet und zusammen verarbeitet. Kein anderer Weinstil wird daher den Charakter eines Weinjahrgangs so gut abbilden wie ein Gemischter Satz. Die Geschmacksrichtung und das Volumen können natürlich von der Gewichtung der gepflanzten Rebsorten abhängen. Laute und aromatische Sortenanteile wie Muskateller oder Traminer werden sich schon bei kleineren Anteilen aromatisch bemerkbar machen, Riesling, Sauvignon Blanc und Co. werden für das nötige Säuregerüst forciert, Burgundersorten sorgen für Stoffigkeit. So gesehen legt der Winzer die künftige Cuvée durch die Auswahl und Gewichtung der Rebsorten beim Auspflanzen der Anlage für die Zukunft fest, er gibt eine Grundausrichtung vor. Am Ende entstehen immer ganz individuelle Produkte. Diese handeln von Herkunft, von einem speziellen Ort in einer Region und bieten dem Verkoster eine Vielschichtigkeit an Nuancen an, die er so in einem reinsortigen Wein kaum antreffen wird. Falstaff hat Weine aus Gemischtem Satz aus so gut wie allen Weinregionen aufgespürt und verkostet und eine faszinierende Vielfalt an Stilen angetroffen. Von leicht und spielerisch bis komplex, tiefgründig und lagerfähig spannt sich der Bogen, der vom Weinviertel bis in die Südsteiermark reicht. Es sind Weine mit viel Charakter. < Fotos: Michael Buechling, Herbert Lehmann, beigestellt 40 falstaff jun 2019

Albert Gesellmann keltert von der Lage Hochberg in Deutschkreutz einen tollen weißen Gemischten Satz. Der Erfolg des Wiener Gemischten Satzes DAC macht auch manchen Winzern in anderen Regionen Lust, diese oftmals vernachlässigte Weinkategorie wieder ins Rampenlicht zu stellen. Hans Schmid zählt mit Mayer am Pfarrplatz und Rotes Haus zu den führenden Produzenten vom Wiener Gemischten Satz DAC. jun 2019 falstaff 41

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