PUBLIKATIONEN ÖSTERREICH

Liebe Leserin, lieber Leser,

willkommen zu Ihrem E-Reader des Falstaff Magazins! Ihre persönlichen Zugangsdaten haben Sie per Post bekommen. Klicken Sie bitte oben rechts auf "LOGIN" und geben Sie Ihren Usernamen und Ihr Passwort dort ein.

Anschließend wählen Sie bitte unterhalb der aktuellen Ausgabe aus den Reitern Ihre Sammlung, für die Sie ein Abo besitzen. Darin finden Sie die Ausgabe, die Sie lesen möchten.

Wenn Sie ein gültiges Abo für die gewählte Ausgabe besitzen, können Sie im E-Reader das vollständige Magazin lesen. Haben Sie für eine Ausgabe kein gültiges Abo, werden die Seiten ab Seite 20 nur verschwommen dargestellt.

Viel Spaß beim Genuss Ihrer digitalen Falstaff-Ausgabe!

Ihr Falstaff Team

Aufrufe
vor 8 Jahren

Falstaff Magazin Österreich 4/2016

  • Text
  • Reisen
  • Gourmet
  • Restaurant
  • Wein
  • Frankreich

cover / ARMAGNAC Er

cover / ARMAGNAC Er lebte in der Gascogne, der gute d’Artagnan, einer der verwegenen Musketiere. Von dort stammt auch eine genussvolle Spirituose mit einer ebenso leidenschaftlichen Beschaffenheit, wie sie d’Artagnan an den Tag legte: der Armagnac. Armagnac, was so viel wie »brennendes Wasser« bedeutet, ist die älteste bekannte französische Spirituose mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung und gilt in der Gascogne noch immer als Lebenselixier. Außerhalb Frankreichs mangelt es dem Armagnac allerdings erkennbar an Popularität, er wird teilweise sogar ein wenig abschätzig als »kleiner Bruder« seines berühmteren Verwandten, des Cognacs, bezeichnet. Einer breiteren Öffentlichkeit ist Armagnac bloß als ideales Geburtstagsgeschenk vertraut, weil es viele Flaschen mit allen möglichen Jahrgängen gibt. Viele Konsumenten glauben noch immer an jene unzutreffende Vorstellung eines minderwertigeren Cognacs – ein Imageverlust, von dem sich der Armagnac bis heute nicht ganz erholt hat. Darüber hinaus war die Fokussierung auf Vintages, also auf Destillate eines Jahrganges, für den Armagnac keineswegs von Vorteil. Viele Kunden – oder Beschenkte – haben noch heute eine Flasche mit einem Jahrgangs-Armagnac in ihren Barschränken, den sie nur zu einem besonderen Moment öffnen wollen. Mit einem derartigen Image behaftet, hat es auch der beste Armagnac schwer auf dem Markt. Und das, obwohl viele der traditionsreichen Cocktails im 19. Jahrhundert mit französischem Cognac oder Armagnac kreiert wurden, bevor die Reblauskrise dafür sorgte, dass mehr und mehr Whisk(e)y verwendet wurde. Alte Jahrgangs-Armagnacs der Kategorie »Hors d’Age« zählen zu den ganz großen Spirituosen. FAST VERGESSENE LEGENDE »Während Cognac inzwischen wieder seinen angestammten Platz in den Cocktailgläsern zurückerobert hat, lässt Armagnac noch etwas auf sich warten«, ist Tina Ingwersen- Matthiesen überzeugt, »dabei wäre ein guter Armagnac in vielen charakterstarken Drinks eine überaus empfehlenswerte Alternative.« Ingwersen-Matthiesen ist Geschäftsführerin des Borco-Marken-Import, für den deutschsprachigen Raum importiert die Firma unter anderem Armagnac von Comtal, der, so Ingwersen-Matthiesen, »leider in den Bars noch immer vernachlässigt wird«. Fotos: Shutterstock 58 falstaff jun 2016

Überdies sucht man beim Armagnac die ganz großen Namen leider noch vergebens. Unter den rund 14.000 Winzern, von denen etwa tausend auch destillieren, sind nur wenige bekannte Namen: zu den wichtigsten Produzenten zählen Comtal, Janneau, Samalens, Armanoir (Sempé), Castarède und Charron. Doch auch diese Hersteller sind noch weit davon entfernt, eine ähnliche internationale Breitenwirkung wie die großen Häuser des Cognacs zu erzielen. Noch heute kommen auf jede verkaufte Flasche Armagnac 35 verkaufte Flaschen Cognac. Einige Häuser, wie etwa die Domaine de Charron oder das Haus Samalens, versuchen dem Armagnac durch Herstellung von Singlegrape-Varianten (Reinsorten) einen zusätzlichen Schub zu verleihen; Charron arbeitet ausschließlich mit der Rebsorte Baco 22A, Samalens konzentriert sich auf die Ugni Blanc als bevorzugte Rebsorte. Ihre ge - schmacklich hochwertigen und individuellen Armagnacs, mit und ohne Altersangaben, zeugen eindeutig davon, dass Armagnac viel zu bieten hat. Die Geschichte der Herstellung dieser hocheleganten Spirituose reicht weit zurück. Die in der Gascogne ansässige Bevölkerung übernahm bereits im Mittelalter die Destillationstechnik der Mauren. Im 15. Jahrhundert belegen dann Dokumente die Existenz dieses Branntweins. Doch eine hundertprozentig genaue Zeitangabe gibt es nicht, so werden in unterschiedlichen Quellen die Jahreszahlen 1311, 1411, 1441 und 1461 genannt. Fest steht aber, dass zu dieser Zeit Armagnac als Medizin verwendet und hauptsächlich schmerzlindernd und desinfizierend eingesetzt wurde. Eine der frühesten überlieferten Urkunden aus dem Jahr 1411 gewährte einer Brennerei im »Département Landes« das Recht auf die Erzeugung des Branntweins, des späteren > FAKTEN UND ZAHLEN »Die charakteristische Struktur und der typische Duft eines Armagnacs sind mit keiner anderen Spirituose vergleichbar.« TINA INGWERSEN-MATTHIESEN Geschäftsführerin Borco-Marken-Import In Labastide-d’Armagnac reift Rebensaft in Eichenholzfässern zu Armagnac heran. Wo wird Armagnac hergestellt? Armagnac ist kein Verwaltungsbezirk, kein Département. Das durch Verordnung von 1909 umrissene Armagnacgebiet umfasst heute rund 15.000 Hektar Rebfläche und setzt sich aus Teilen der drei Départements Gers, Landes und Lotet-Garonne zusammen. Von den Rebstöcken bis zum Transport unterliegen alle Schritte der ständigen Kontrolle der französischen Behörden und des Bureau Interprofessionnel de l’Armagnac. Der Mindestalkoholgehalt für Armagnac liegt bei 40 Vol.-%. Wie lange reift Armagnac? Armagnac wird gemäß den AOC-Regeln in mehrere Qualitätsstufen eingeteilt: »Trois Etoiles« steht für eine Reifung von mindestens einem Jahr; bei VS beträgt die Reifung mindestens zwei Jahre; bei VSOP sind es vier Jahre; XO steht für sechs Jahre Reifung; und »Hors d’Age« ist eine Kategorie, bei der die Reifung mindestens zehn Jahre beträgt. jun 2016 falstaff 59

FALSTAFF ÖSTERREICH