Falstaff Magazin Österreich 3/2016

ShOPPING IN WIENS

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HERAUSGEBERBRIEF DENN DIE GROSSEN KRIEGT MAN NICHT … LIEBE FEINSCHMECKERINNEN, LIEBE FEINSCHMECKER! I n den letzten Wochen wurde uns mit den »Panama Papers« (damit ist die Enthüllung von mehr als elf Millionen Geheimkonten einer Offshore-Bank in Panama gemeint) ein kleiner Blick in eine unglaublich clevere, stets an der Legalität dahin schrammende Finanzwelt gewährt. Jährlich werden so 150 Milliarden Euro Steuergelder an den Finanzämtern vieler Staaten vorbeigeschleust. Milliarden, die den Volkswirtschaften abgehen und wofür wir »kleinen Steuerzahler-Deppen« immer höhere Steuern leisten müssen, weil es sich die richtig Großen richten können. Es sind aber nicht nur die Offshore-Piraten. Viele der multinationalen Konzerne, deren Marken uns allen bestens bekannt sind, ändern permanent ihre Firmenkonstruktionen, um damit das jeweils steuerschonendste Land herauszufinden, um dort nur einen Bruchteil der sonst üblichen Steuern abzuliefern. Mitten in der EU tat sich dabei lange Luxemburg hervor. Aber auch die Niederlande, Malta oder Zypern sind für viele Multis Steueroasen. Das muss man sich so vorstellen: Ein bekannter multinationaler Konzern, sagen wir einer, der den österreichischen Getränkemarkt dominiert, nimmt zwar alle Staatsleistungen in Österreich in Anspruch und erwirtschaftet in unserem Land auch tolle Gewinne, aber die versteuert er nicht hierzulande, sondern etwa in Malta. Das müsste einmal einem kleinen Hotelier oder Gastronomen einfallen oder einem regionalen Produzenten von wertvollen Nahrungsmitteln. Wir, die »kleinen Steuerzahler-Deppen«, blechen volle Länge und haben leider nicht im Ansatz die Möglichkeit, unsere Unternehmen wie ein Multi zu verschachteln und Gewinne zu verstecken. Von den ASVG-Steuerzahlern, also den Angestellten, ganz zu schweigen. Wen wundert es da, wenn die Steuer- und damit auch die Staatsverdrossenheit immer größer werden. Der »kleine Steuerzahler« kommt nicht nur voll dran, ihm wird auch nichts nachgesehen. Den Multis passiert so gut wie nichts, denn was sie treiben, ist legal, und sie handeln frei nach dem Motto: »Denn die Großen kriegt man nicht …« Also wünschen wir unserem Finanzminister den Weitblick, die Härte und das System, dieses unmoralische Tun zu beenden. Das wäre die größte Motivation für uns kleine Steuerzahler, wenn es endlich ein bisschen mehr Gerechtigkeit gäbe. Genießen Sie trotzdem – oder gerade deshalb – den Frühling, die Schanigärten, die neuen Weine des jüngsten Jahrgangs, die neue Ausgabe des FALSTAFF und unser sonst so wunderbares Land! Denn Genießen ist – Gott sei Dank – etwas sehr Individuelles, und wir behaupten, dass die meisten FALSTAFF-Leserinnen und -Leser das besser können als die ständig vor der Finanz fliehenden, nach Steuerschlupflöchern suchenden Unmoralisten. Denn die sind eigentlich ungenießbar! Mit kulinarischen Grüßen Wolfgang und Angelika Rosam Herausgeber Falstaff »Wir, die ›kleinen Steuerzahler-Deppen‹, blechen volle Länge und haben leider nicht im Ansatz die Möglichkeit, unsere Unternehmen wie ein Multi zu verschachteln und Gewinne zu verstecken.« Foto: Ingo Pertramer WOLFGANG M. ROSAM wolfgang.rosam@falstaff.at ANGELIKA ROSAM angelika.rosam@falstaff.at mai 2016 falstaff 7