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Falstaff Magazin Österreich 2/2019

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wein / WORLD CHAMPIONS > Das prächtig renovierte Château d’Ampuis fungiert als Betriebssitz der Familie Guigal. 2006 kauften die Guigals dann das Weingut Domaine de Bonserine, um ihre Abhängigkeit von Traubenzukäufen weiter zu verringern. Für das Handelshaus werden nach wie vor Trauben aus dem südlichen Rhônetal – Appellationen wie Châteauneuf-du-Pape, Tavel, Gigondas und den Côtes du Rhône – erworben und in Ampuis verarbeitet. Einst hatte Étienne in einem Keller von wenigen Quadratmetern begonnen, die Lager- und Produktionsflächen von Philippes Keller dehnen sich heute auf rund drei Hektar aus. Die Familie besitzt heute rund 62 Hektar bester Lagen im nördlichem Rhônetal, die Gesamtproduktion liegt durchschnittlich bei etwa sieben Millionen Flaschen pro Jahr. Es sind zwei Dinge, von denen Étienne Guigal wohl nie zu träumen gewagt hätte. Zum einen, dass sich der Firmensitz des Weinhauses einst im prächtigen Renaissance-Schloss Château d’Ampuis direkt an den Gestaden der Rhône befinden würde. Zum anderen, dass ebendort Weine von Weltruf produziert werden würden. Denn Guigal hat klein angefangen: Als einfacher Kellereiarbeiter war er 1924 als Vierzehnjähriger in das berühmte Weingut Vidal-Fleury eingetreten, das einst sogar Thomas Jefferson in seiner Zeit als Botschafter in Frankreich persönlich besucht hatte. Der junge Guigal bewies Talent und avancierte bald zur rechten Hand des letzten Firmenchefs. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss er, seinen eigenen Weg zu gehen und gründete 1946 in Ampuis ein Weingut und Handelshaus. Der Betrieb entwickelte sich Schritt für Schritt, bis Étienne Guigal 1961 praktisch über Nacht völlig erblindete. So sah sich sein Sohn Marcel im zarten Alter von 17 Jahren veranlasst, an der Seite seines Vaters die Leitung der Geschäfte zu übernehmen. Er tat es mit Bravour, heiratete, und zwei Jahre später, 1975, wurde Sohn Philippe geboren, der heute mit seiner Gattin Eve die dritte Generation repräsentiert. Marcel Guigal leitete bereits einen stets wohlkalkulierten Wachstumskurs ein und betrieb den Ausbau des Familienweinguts sowie des Weinhandels, basierend auf von Vertragswinzern zugekauften, stets selbst vinifizierten Trauben auf höchstem Niveau. 1985 gelang es Guigal, den Lehrbetrieb seines Vaters zu übernehmen, doch ließ er die Marke Vidal-Fleury bestehen. 1995 konnte das prächtige Château d’Ampuis erworben werden, das seither als Betriebssitz genützt wird. Auf der Suche nach Top-Terroirs gelang es im Jahr 2001, gleich zwei alteingesessene Weingüter, nämlich die Domains Jean-Louis Grippat in Saint-Joseph sowie Vallouit mit Besitzungen in Côte-Rôtie, Hermitage, Saint- Joseph und Crozes-Hermitage zu erwerben. »Marcel Guigal ist der Godfather des Rhônetals. Das Weingut verbindet in einzigartiger Weise Qualität mit Quantität.« JANCIS ROBINSON, MW DIE GUIGAL-TRILOGIEN Es gibt mehrere Parallelen, die Guigal mit dem legendären piemontesischen Weingut von Angelo Gaja verbinden. Auch dieser wurde für gleich drei herausragende Lagenweine aus einer Appellation berühmt, auch diesem gelang es damit, die eigene Herkunft aus dem Schatten einer berühmteren und dominanten Herkunft heraustreten zu lassen. Gajas unzweifelhaftes Verdienst ist es, dass heute Barbaresco in einem Atemzug mit Barolo genannt wird – Guigal seinerseits hat Côte-Rôtie auf Augenhöhe mit Hermitage als Herkunft der weltbesten Syrah-Weine Fotos: WineBid 2016 , ddp images, GSJ, beigestellt 64 falstaff mär-apr 2019

etabliert. Marcel Guigal hat es auch geschafft, in einem Zeitraum von zwanzig Jahren drei unterschiedliche Lagen in der nur rund 260 Hektar umfassenden Appellation am rechten Ufer der Rohône gleich unterhalb von Vienne zu finden, in denen die Nuancen der unterschiedlichen Terroirs ihren besten Ausdruck finden. Die Weingärten in steiler Hanglage sind in drei Teilbereiche gegliedert: Saint-Cyrsur-le-Rhône im Norden, die Orte Ampuis und Vernay bilden das Mittelstück, das Gebiet von Tupin-et-Semons liegt im Süden. Über die Jahrhunderte hat sich der zentrale Teil bei Ampuis als der für den Weinbau wertvollste herausgestellt, hier ist der Weinberg ziemlich in der Mitte durch einen kleinen Bach in zwei Teile abgegrenzt, die tatsächlich recht unterschiedliche Bodenbedingungen aufweisen: die Côte Brune und die Côte Blonde. Die geologische Basis wird in diesem Teil des nördlichen Rhônetals aus Glimmerschiefer und Gneis gebildet. Die Böden der Côte Blonde sind etwas sandiger und enthalten mehr Kalk, die hier gewonnenen Weine gelten als geschmeidig und eher zugänglich. Die Côte Brune ist lehmhaltiger und durch einen Eisenoxidanteil geprägt, was auch ihre dunklere Färbung erklärt. Die hier wachsenden Rotweine gelten landläufig als kräftiger, robuster und lagerfähiger als jene von der anderen Seite des Bachs. Der erste Lagen-Côte-Rôtie, den Marcel separat abfüllte, trägt den Namen La Mouline, eines Lieu-dit (= klar definierte Parzelle innerhalb einer Ried, die eine Lage in der Lage nochmals präzisiert) in der Côte Blonde. Die junge Generation mit Eve und Philippe Guigal sowie Winzerlegende Marcel Guigal mit Gattin Bernadette, die seit 1973 an seiner Seite steht. La Mouline wurde erstmals mit dem Jahrgang 1966 präsentiert und gilt in der Trilogie der Guigal’schen Côte-Rôtie-Juwelen als der floralste, duftigste Vertreter mit einer seidig-saftigen Textur, der bereits in der Jugend zugänglich und verführerisch wirkt. Dieser Wein ist einer uralten Tradition folgend kein reinsortiger Syrah, sondern weist einen Anteil von weißen Viogniertrauben auf, der hier zwischen acht und zwölf Prozent beträgt und natürlich die Aromatik und Textur entscheidend mitformt. Mit dem Premieren-Jahrgang 1978 trat der zweite Einzellagenwein, damals noch weitgehend unbeachtet von der internationalen Weinwelt, auf die Bühne: La Landonne. Er kommt in der Côte Brune vor und wächst auf einem Boden mit besonders hohem Eisengehalt. Im Gegensatz zu La Mouline ist dieser herrische Rotwein zur Gänze aus Syrah vinifiziert, er ist der tanninreichste und zugleich lagerfähigste Vertreter der roten Guigal- Weinwelt. Tiefdunkel, in der Jugend oft unnahbar und verschlossen, erblüht dieser außergewöhnliche Wein oft erst nach Jahrzehnten. La Turque, der jüngste der Trilogie, stammt aus einem weiteren > Die neue Kellerei von Vidal-Fleury, 2008 am Fuße der steilen Weinberge errichtet, befindet sich ebenfalls im Besitz der Winzerfamilie Guigal. mär-apr 2019 falstaff 65

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