Falstaff Magazin Österreich 1/2019

Wein-Chefredakteur PETER

Wein-Chefredakteur PETER MOSER WEIN STEHT ROMANÉE-CONTI VOR DEM VERKAUF? Nicht nur in Frankreich brodelt die Gerüchteküche, denn in gut informierten Kreisen in der Weinszene heißt das Thema Nummer eins derzeit: Wer kauft die legendäre Domaine de la Romanée-Conti (DRC) und was soll das kosten? Hintergrund dieser Spekulationen um einen möglichen Verkauf des berühmtesten Weinguts der Welt ist die personelle Situation in der Führung des Betriebes, der zwei Familien-Clans (de Villaine, Leroy) zu gleichen Teilen gehört. Der langjährige Leiter Aubert de Villaine (80) hat seinen endgültigen Rücktritt erklärt, der zweite Gérant, Henri-Frédéric Roch, ist im November mit nur 56 Jahren verstorben. Star-Kellermeister Bernard Noblet, der seit 1986 für die großartigen Weine verantwortlich zeichnete, ist 2018 in Pension gegangen. Der designierte neue Leiter Bertrand de Villaine stand bis zu seinem Eintritt einigen Optikergeschäften in Dijon und Chalon-sur-Saône vor. Henri-Frédéric Rochs Tante Lalou Bize-Leroy, 87, war selbst Co-Gérante bis 1991, sie führt seither das ebenso legendäre Burgunderhaus Domaine Leroy. Doch auch hier wollen Verkaufsgerüchte angesichts fehlender Nachfolger seit geraumer Zeit nicht verstummen. Was aber müsste man für DRC hinlegen? Eine Millarde Euro steht im Raum. Ein Betrag, den man auch den französischen Erzrivalen Pinault und Arnault nicht ohne Weiteres zutraut. Einen ausländischen Investor könnte die Republik Frankreich verhindern, wie in den Siebzigern bei Château Margaux geschehen. romanee-conti.fr WEIN AUS ÖSTERREICH LEGT IM EXPORT ZU STEINFEDER-PREIS AN FOIDL UND KAMMERER Anlässlich der 30. Verleihung des Steinfeder- Preises wurde im festlichen Rahmen im »Loibnerhof« von der Vineau Wachau die Auszeichnung an Annemarie Foidl, der Präsidentin der Sommelierunion, und der Ehrenpreis an Dkfm. Heinz Kammerer verliehen. vinea-wachau.at Der hervorragende Jahrgang 2017 treibt Österreichs Weinexporte in neue Höhen. Von Anfang des Jahres bis September 2018 wurden 39,2 Millionen Liter Wein auf Auslandsmärkten abgesetzt. Das bedeutet ein Plus von 9,7 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im selben Zeitraum stieg der Gesamtexportwert im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 126,4 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis rangiert somit aktuell bei 3,22 Euro. Wichtige Details: Der Zuwachs konnte ausschließlich durch Steigerungen bei den Flaschenweinen erzielt werden, der Fasswein spielt hier keine Rolle, die Drittmärkte außerhalb der EU machen bereits fast ein Drittel der Exporte aus. So zeigen etwa die Vereinigten Staaten (+20 Prozent) und Kanada (+70 Prozent) markante Zuwachsraten bei Wert und Menge. Auch der Absatz innerhalb des EU-Binnenmarktes konnte gesteigert werden, vor allem Österreichs größter Exportmarkt Deutschland stützt diese Entwicklung. 10 falstaff feb–mär 2019

NOTIZEN »Ein großer Wein wie Mouton- Rothschild 2016 kündet von Vergnügen sowie kultureller Tradition wie auch Respekt und Moderation.« Fotos: Getty Images, Bernhard Schramm, Martin Hesz, Johannes Zinner, beigestellt WILLIAM KENTRIGDE, KÜNSTLER TRIUMPH DES BACCHUS Der 1955 in Johannesburg geborene William Kentridge ist der erste Künstler aus Afrika, der beauftragt wurde, die Illustration für das Etikett des legendären Premier Grand Cru Classé aus Pauillac in Bordeaux zu entwerfen. chateau-mouton-rothschild.com DIE WEINTRENDS FÜR 2019 NEUE SORTEN BRAUCHT DAS LAND Mit einer Weinrecht-Sammelnovelle werden in Österreich vier Weißweinsorten zu neuen Qualitätsweinrebsorten: Blütenmuskateller, Goldmuskateller, Muscaris, Souvignier Gris. Drei davon sind pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen (PIWIs). Insgesamt steigt die Anzahl der Qualitätsweinrebsorten in Österreich damit auf vierzig. In Umfragen bei den führenden Vertretern des Weinhandels, der zuversichtlich auf das neue Jahr blickt, lassen sich einige Vorhersagen treffen. Erwartet wird eine weitere Zunahme im Online-Geschäft mit Wein, ebenso ein wachsendes Interesse an autochthonen Rebsorten. Immer öfter wird auch auf die Weine aus dem osteuropäischen Raum gut angesprochen, Griechenland könnte sich 2019 noch weiter etablieren. Im Schaumweinbereich festigen die französischen Crémants als Alternative zu Champagner und Prosecco im Mittelfeld ihre Position. Immer öfter wird im Weinhandel der Begriff »vegan« strapaziert, und auf vielen Onlineangeboten werden dafür eigene Rubriken eingerichtet. Offensichtlich hat der Markt nun auch beim Wein spezielles Interesse einer Kundenschicht an rein pflanzlich erzeugten Produkten erkannt. MAG. WILLI KLINGER VERLÄSST ÜBERRASCHEND ÖWM Knall-Effekt in der heimischen Weinszene: In der Aufsichtsratssitzung der Österreich Wein-Marketing-GmbH (ÖWM) im Dezember 2018 kündigte Geschäftsführer Mag. Wilhelm Klinger völlig überraschend seinen geordneten Rückzug von der ÖWM-Spitze an. Klinger wird mit Ende 2019 seine Funktion als Geschäftsführer zurücklegen. Damit ist mehr als ein Jahr Zeit für eine geordnete Nachfolgeregelung. Klinger sagte, er wolle den Weg für einen Generationenwechsel rechtzeitig ebnen. »Man muss wissen, wann es Zeit ist. Als am längsten dienender Weinmarketing-Chef bin ich stolz auf das, was uns gemeinsam gelungen ist. Ich danke allen, die mit mir für den österreichischen Wein arbeiten: Meinem wunderbaren Team, den Funktionären und vor allem den Winzerinnen und Winzern im großartigen Weinland Österreich«, erklärte Klinger. Der 62-Jährige betonte, er wolle sich nach 2019 noch einmal einer Herausforderung auf internationaler Ebene stellen. Die Österreich-Wein-Marketing GmbH wurde 1986 infolge des Weinskandals gegründet und war maßgeblich an der steilen Aufwärtsentwicklung der österreichischen Weinwirtschaft beteiligt. Klinger führt die ÖWM seit zwölf Jahren als sechster Geschäftsführer. Er verfolgte eine konsequente Qualitätsstrategie. Der österreichische Wein gelangte in dieser Zeit auch international zu hohem Ansehen und erzielte Jahr für Jahr neue Exportrekorde. Nun hat die intensive Suche nach einer geeigneten Nachfolge begonnen. oesterreichwein.at feb–mär 2019 falstaff 11