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Falstaff Magazin Österreich 09/2021

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wein / DER WEINGLAS-KULT

wein / DER WEINGLAS-KULT Bei Zalto setzt man ausschließlich auf Handgemachtes. Die Erfindung der Glasmacherpfeife um das erste Jahrhundert nach Christus machte diese Produktionsweise erst möglich. Der Konsum von Wein hat eine Tradition von vielen Jahrtausenden, doch der Brauch, den Rebensaft aus gläsernen Behältern zu trinken, reicht weniger weit zurück, als man denken würde. Bereits die vorchristliche Antike kannte Glas, das Zweistromland wird als früheste Erzeugungsstätte vermutet. Im ägyptischen Theben wurde Glas ab etwa 1500 vor Christus zu Gefäßen verarbeitet, Wein jedoch nach wie vor aus Tonbechern genossen. Die Erfindung der Glasmacherpfeife, die man auf den Beginn des ersten nachchristlichen Jahrhunderts datiert, änderte alles. Von da an war es möglich, Glas fast nach Belieben zu formen und die bisher gewohnten Trinkgefäße aus Metall oder Ton aus dünnwandigem Glas nachzubilden. Schnell entwickelte sich Glas bei den Römern zum Luxusobjekt. Der noppenbewehrte »Krautstrunk« war die mittelalterliche Urform des Trunkglases. Cicero erwähnte das »Vitrum« bereits 54 n. Chr., das dem Bergkristall ähnliche Transparentglas »Crystallum« war ebenfalls äußerst begehrt. Bereits nach Ende des ersten Jahrhunderts war die Glasproduktion in den römischen Provinzen weit verbreitet, vor allem in Gallien, Britannien und bald auch im Rheinland, wo in Köln, Worms und Trier Sekundärglashütten belegt sind. Doch das Ende des Römischen Reiches und die Völkerwanderung blockierten jede Weiterentwicklung. Im Mittelalter entstanden auf deutschem Boden wie auch in Italien nur wenige, primitive Gläser. Erst gegen Ende des Mittelalters wurden neue Formen entwickelt. Der »Krautstrunk«, der später zum heute noch bekannten »Römer« werden sollte, sowie mit Nuppen besetzte Becher, Stangengläser oder zylindrische Maigelein bestimmten den Formenkanon nördlich der Alpen. Fotos: beigestellt, Sepia Times / Universal Images Group / Getty Images, akg / van Ham / Saša Fuis / Köln, Moment RF / Getty Images 86 falstaff dez–feb 2022

DIE HEUTIGE WEINGLAS- KULTUR ENTSTAMMT DER ZWEITEN HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS. In Italien entwickelte sich Venedig zum Mekka einer neuen Glaskultur. Wegen der Brandgefahr hatte man alle Glasmacher auf die kleine Lagunen-Insel Murano ausgelagert. Dort wurde ein besonders klares Glas entwickelt, mit dem die gelb- und grünstichigen Waldgläser des Nordens nicht mithalten konnten. Immer dünner, verspielter, in unglaublichem Formenreichtum und höchster Qualität erzeugten die venezianischen Glasmacher Luxus pur – darunter auch die ersten hochstieligen Weingläser. Jenseits der hohen Berge regte sich rasch die Begehrlichkeit, und bald wurden auch hier qualitätsvolle Gläser geschaffen – meist mithilfe mehr oder weniger freiwillig in den Norden verfrachteter Könner aus Murano. In Hall in Tirol etwa fertigten ab dem Jahr 1543 Venezianer für den Augsburger Wolfgang Vitl Produkte in der »facon de Venise«. Viele kleinere Waldhütten befriedigten zudem den Bedarf nach Gläsern, die stilistisch noch spätmittelalterlichen Formen verpflichtet waren. Langsam entwickelte sich auch die Form des »Römers«, mit der Grundform eines Kugelbechers auf zylindrischem Schaft, die bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein des Deutschen liebstes Weinglas bleiben sollte. ZIERDE DER GROSSEN TAFELN Die Zeit des Barocks brachte einen Wandel in der Tischkultur, nach Silber und Porzellan wurde nun im höfisch-aristokratischen Bereich Wert auf entsprechend veredelte Gläser gelegt. Die guten Stücke wurden geschnitten, graviert, geschliffen, bemalt und mit Gold verziert. Anfang des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Bild erneut. Nun war es die bürgerliche Gesellschaft, die ihre Tafeln mit feinen Gläsern dekorierte. Als Folge davon erlebte die Glasproduktion und -veredelung in Vom 16. bis hinein ins 20.Jahrhundert war der »Römer« im deutschsprachigen Raum die Benchmark für Weingläser. Böhmen einen enormen Aufschwung. Die Zeit der Trink-Service war mit dem Biedermeier gekommen – nun brauchte die Hausfrau von Welt je eine Serie von gleich dekorierten Gläsern für Champagner, Rheinwein, Rotwein, Südwein (für Tokajer, Port und andere Dessertweine) und Wasser. Erstmals spielte neben der Optik also auch die Art des Weines eine gewisse Rolle. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die Massenproduktion ein, aufwendige Bearbeitungstechniken wurden zu teuer und nur wenige Manufakturen setzten auf handwerkliche Spitzenqualität. Es sind einige wenige Glasverleger in Metropolen wie Berlin und Wien, die bereits vor der Wende zum 20. Jahrhundert ein Die Kunst der Glasveredelung nahm in Europa ihren Ausgang auf der Insel Murano vor Venedig. < dez–feb 2022 falstaff 87

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