PUBLIKATIONEN ÖSTERREICH

Liebe Leserin, lieber Leser,

willkommen zu Ihrem E-Reader des Falstaff Magazins! Ihre persönlichen Zugangsdaten haben Sie per Post bekommen. Klicken Sie bitte oben rechts auf "LOGIN" und geben Sie Ihren Usernamen und Ihr Passwort dort ein.

Anschließend wählen Sie bitte unterhalb der aktuellen Ausgabe aus den Reitern Ihre Sammlung, für die Sie ein Abo besitzen. Darin finden Sie die Ausgabe, die Sie lesen möchten.

Wenn Sie ein gültiges Abo für die gewählte Ausgabe besitzen, können Sie im E-Reader das vollständige Magazin lesen. Haben Sie für eine Ausgabe kein gültiges Abo, werden die Seiten ab Seite 20 nur verschwommen dargestellt.

Viel Spaß beim Genuss Ihrer digitalen Falstaff-Ausgabe!

Ihr Falstaff Team

Aufrufe
vor 4 Jahren

Falstaff Magazin Österreich 08/2020

  • Text
  • Tannine
  • Zarte
  • Gaumen
  • Reflexe
  • Violette
  • Rubingranat
  • Weingut
  • Saftig
  • Hauch
  • Falstaff

wein / MITTELBURGENLAND

wein / MITTELBURGENLAND W er ein wenig in der langen Weinbau- Geschichte der Region zurückgeht, erfährt Erstaunliches. Lutzmannsburg, wo wohl bereits die Römer Reben pflanzten, war in der Zeit der ungarischen Königsherrschaft Sitz einer Burggrafschaft und kam in den Besitz der Zisterziensermönche aus dem nahe gelegenen Klostermarienberg. Die sehr weinaffinen Glaubensbrüder trieben den Weinbau konsequent voran. Kaiser Friedrich III. erlaubte den Lutzmannsburgern sogar die zollfreie Einfuhr nach Österreich, und bald wurden die Weine der Region bis nach Schlesien und Polen exportiert. Erzeugt wurden in den Weinbergen des heutigen Blaufränkischlands fast ausschließlich weiße Sorten, Deutschkreutz war im 17. Jahrhundert bei Weinkennern für seine süßen Ausbruchweine bekannt. Hier befanden sich Schloss und herrschaftliche Weingärten der Magnatenfamilien Nádasdy de Fogáras und danach der Esterházy de Galántha, und so bildete Keresztur, wie Deutschkreutz auf Ungarisch hieß, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ein frühes und dynamisches Zentrum der Weinkultur. Clemens Reisner vom Weingut Hans Igler und sein imposanter Barrique-Raum im Schaflerhof. Michael Kerschbaum vom Weingut Kerschbaum in Horitschon. VON WEISS ZU ROT Heute kaum zu glauben, dominierten bis weit in die Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts Welschriesling, Grüner Veltliner, Weißburgunder und Müller-Thurgau das Bild der Weingärten, die roten Sorten waren noch klar in der Unterzahl. Wieder war es Lutzmannsburg, wo man bald nach der Reblauskatastrophe in größerem Umfang auf Rotwein setzte. Man versuchte sein Glück mit dem Blaufränkisch, der sich in Niederösterreich – und da speziell rund um Bad Vöslau – in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestens bewährt hatte. Langsam verbreitete sich dieser sogenannte Rotwein, den man heute aufgrund seiner Farbe eher als Rosé bezeichnen würde. Diese frühen Rotweine wurden oft künstlich entsäuert und wiesen eine liebliche Süße auf. Wichtig ist auch der Blick auf die Betriebsstrukturen. Bis zur großen Zäsur des Weinskandals Mitte der Achtzigerjahre gab es im Mittelburgenland eine Vielzahl Fotos: Herbert Lehmann,, beigestellt 44 falstaff nov 2020

an gemischten landwirtschaftlichen Betrieben, der Weinbau war oft nur ein zweites Standbein. Die Trauben wurden an Genossenschaften abgeliefert, da zählte für den Erzeuger oft Menge mehr als Güte. Mit dem Ende der Achtzigerjahre begann die Zeit der Spezialisten. Eine junge Generation von gut ausgebildeten, bereits weitgereisten Önologen entschied sich, jenen Weg einzuschlagen, der von einer Handvoll von Pionieren – allen voran dem Visionär Hans Igler aus Deutschkreutz – bereits in Ansätzen vorgegeben war. Internationale Aspekte in der neuen Rotweinbereitung brachte der Ausbau in kleinen französischen Eichenfässern mit sich, der biologische Säureabbau hielt ebenfalls Einzug in den Kellern. Und weil sich viele Winzer an Vorbildern in Bordeaux und Kalifornien orientierten, stand die Rebsorte Cabernet Sauvignon bald im Fokus und in den Weingärten des Mittelburgenlands, wenngleich in bescheidenem Umfang. Bald aber schlug die große Stunde der Cuvée, einer Marriage mehrerer Sorten zu einem harmonischen Ganzen. Nicht der reinsortige Blaufränkisch stand also zunächst im Vordergrund, erst im Verschnitt mit Cabernet Sauvignon, Merlot und etwas Zweigelt, verbrämt durch ein erkennbares Holzkorsett, fand der neue Rotweinstil wachsende Anerkennung bei Kritikern und Kennern. ERST ENDE DES 20. JAHRHUNDERTS EROBERTE SICH DIE ROTWEINSORTE BLAUFRÄNKISCH IHRE FÜHRUNGSROLLE IM MITTELBURGENLAND. Albert Gesellmann achtet stets auf Perfektion – im Keller ebenso wie draußen bei der Weinlese. cio«, Paul Kerschbaums »Impresario«, K+K Kirnbauers »Das Phantom«, Silvia Heinrich mit »Elegy«, Tesch mit »Titan«, Heri Bayers »In Signo Leonis«, Pfneisls »Pentagon«, Langs Cuvée »Excelsior«, Ibys »Quintus«, Paul Lehrners »Paulus«, Josef Reumanns »Vinum Sine Nomine«, Strehns »Pandur«, Rudolf Webers »Villa Nomine Lusman«, Wellanschitz mit »Fraternitas« und Wieder mit »Sempre« und »Morandus«. Dazu gesellt sich eine Vielzahl an ansprechenden, alltagstauglichen Cuvées auf hohem Niveau zu konsumentenfreundlichen Preisen bis etwa 20 Euro mit unzähligen Klassikern wie »Vulcano« (ab 1988), »Kreos«, »Grand Pri«, »Big Blend«, »Georg«, »Gregor«, »Maestro« und < ERFOLGREICHE MISCHUNG Das Wort »Barrique« – Betonung auf dem Buchstaben a – war der Begriff der Stunde und wurde gerne in großen Lettern und roter Farbe über das Etikett gestempelt. Das bedeutete in den Anfangsjahren: Der Wein schmeckt mehr nach Holz als nach Frucht, kostet dafür aber das Doppelte. Doch Schritt für Schritt lernten die Winzer den Umgang mit der neuen Technik, gute Jahrgänge wie 1997, 1999 und schließlich 2000 ebneten den mittlerweile bekannten Cuvées den Weg in den Handel und in die Spitzengastronomie. Die Cuvée-Klassiker des Mittelburgenlands lesen sich wie ein Who’s who der österreichischen Rotwein- Oberliga: Gagers »Quattro« (ab 1988), Gesellmanns »Opus Eximium« (seit 1988) oder »Bela Rex« (ab 1992), Iglers »Ab Eri- nov 2020 falstaff 45

FALSTAFF ÖSTERREICH