Falstaff Magazin Österreich 04/2021

Wein-Chefredakteur PETER

Wein-Chefredakteur PETER MOSER WEIN FROSTIGER APRIL Es waren Wintertage im Frühling, die im April Teilen Frankreichs und Italiens enorme Frostschäden in den Weingärten bescherten. In manchen Regionen waren es die schlimmsten Frostnächte seit Jahrzehnten. In Frankreich waren Bordeaux, das Rhônetal – in Côte-Rôtie rechnet man mit der kleinsten Ernte seit 40 Jahren –, die Champagne und speziell das Burgund betroffen, wo 50 Prozent der Ernte vernichtet sind. Im Chablis wird berichtet, das 95 Prozent der Traubenansätze ausfallen werden. Minusgrade verzeichneten aber auch die Toskana und südliche italienische Regionen wie Latium bei Rom. Besonders hart getroffen ist das Piemont, wo nach Aussagen von Produzenten bei manchen Weingütern mit dem Verlust von bis 80 Prozent der Ernte gerechnet wird. POSSE: CHAMPAGNE GEGEN CHAMPAGNE Das kleine Winzerdorf liegt am schönen Neuenburger See im Schweizer Kanton Waadt. Nun herrscht Aufruhr im Idyll und der Grund dafür ist der Name: denn das Dorf heißt Champagne. Und auf ihren 28 Hektar erzeugen die Weinbauern ihren Wein nun unter dem AOC »Commune de Champagne«, eine Herkunftsbezeichnung die erst im Jänner eingeführt wurde. Prompt liefen die Anwälte der gleichnamigen französischen Schaumweinregion zum Kadi, und das Waadtländische Verfassungsgericht entschied wie bereits der EuGH zugunsten des 34.000 Hektar-Riesen aus Frankreich. Vielleicht sollten die Schweizer die Umbennung ihres Dorfes in Napa oder Brunello erwägen … champagne.ch BEAUSÉJOUR BLEIBT IM FAMILIENBESITZ Im vom französischen Erbrecht her notwendigen Verkauf des bekannten Grands Crus Classé konnte sich letztlich die 30-jährige Joséphine Duffau-Lagarrosse mithilfe eines Investments des Kosmetikkonzerns Clarins durchsetzen. Für die 6,75 Hektar zahlte sie stolze 75 Millionen Euro. 16 falstaff jun 2021

NOTIZEN Fotos: MATTHIAS RIETSCHEL / REUTERS / picturedesk.com, Swisswine, Christies, beigestellt »Wir wollten einen neuen, zeitgemäßen Stil, so pur wie nur irgendwie möglich.« JEAN CHARLES CAZES Château Lynch-Bages LYNCH-BAGES GANZ NEU Der Um- und Neubau des legendären Weingutes in Pauillac in Bordeaux dauerte mehrere Jahre. Währenddessen wurden einige exzellente Jahrgänge dieses beliebten Rotweines erzeugt. Nun präsentiert sich das Weingut in einem für Bordeaux ungewohnt praktischen Erscheinungsbild. Es ist ein Schloss ganz für den Wein geworden. lynchbages.com GALAKTISCHER PÉTRUS VON DER »MUSE« GEKÜSST Der außerirdische Pétrus 2000 durfte 14 Monate auf der Raumstation ISS reifen (Falstaff berichtete) und wird nun mit einer irdischen Schwesternflasche in einer kostbaren Truhe versteigert. Sollte der Schätzpreis von einer Million Dollar (830.000 Euro) annähernd erreicht werden, dann wird dies der höchste Preis, der jemals für eine Weinflasche bezahlt worden ist. christies.com Rechtzeitig zum Sommer lanciert der »Rosé de Provence«- Star Miraval, bekannt vor allem wegen seiner illustren Eigentümer Brad Pitt und Angelina Jolie, eine neue Super-Cuvée namens »Cuvée de Muse«. Wer sich eine Flasche aus der auf ganze 2872 Stück limitierte Auflage sichern will, muss tief in die Tasche greifen und dafür 255 Euro hinblättern. Der Wein gilt bereits zum Verkaufsstart als sammelwürdig. Dafür gibt es eine stylische Art-Deco-Flasche und 1500 ml Inhalt. millesima.at LAURENT VAILLÉ (1963 – 2021) Unter französischen Weinfreunden wurde er als »Le Mozart du Vin« bezeichnet. Vaillé, der sein Handwerk in der legendären Burgunderdomaine Coche-Dury, bei der Domaine de Trévallon und bei Hermitage-Star Jean Louis Chave erlernte, schuf in seiner Heimat Hérault die finessenreiche Rotwein-Ikone »La Grange de Pères«, übersetzt die »Scheune der Väter«. Jährlich nur 30.000 Flaschen dieses feinen Tropfens machten ihn unter Kennern heiß begehrt, rund 5000 Flaschen gab es vom Weißwein. 1988 hatte der gelernte Physiotherapeut rund 13 Hektar im Gassac-Tal im Süden Frankreichs ausgepflanzt und ab dem Jahrgang 1992 entwickelte er eine einzigartige Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Mourvèdre und Syrah, ein Vin de Pays, der unfiltriert auf die Flaschen kam. Bei einer Auktion 2019 bezahlte ein Liebhaber nicht weniger als 5219 Euro für eine Bouteille des ersten Jahrgangs dieses raren Weines. Anfang Mai ist der scheue Winzer Laurent Vaillé im Alter von nur 58 Jahren völlig unerwartet verstorben. PIO BOFFA (1955 – 2021) Traurige News kommen auch aus Italien. Der sympathische Pio Boffa (Bild), Chef des legendären Barolo-Weingutes Pio Cesare, verstarb nur 66-jährig im Krankenhaus von Alba an den Folgen einer Covidinfektion. Nun liegt die Leitung des 75 Hektar großen Spitzenbetriebes in den Händen seiner 23 Jahre alten Tochter Frederica, die von ihrem Cousin Cesare Benvenuto unterstützt werden soll. jun 2021 falstaff 17