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Falstaff Magazin Österreich 01/2021

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wein/ 250 JAHRE BLAUER

wein/ 250 JAHRE BLAUER PORTUGIESER Wenn man wissen will, wo die traditionsreiche Sorte Blauer Portugieser im Jahr 2021 steht, muss man nur die Weinkarten führender Restaurants oder das Angebot der größten Weinhändler des Landes durchblättern. Die Antwort: nirgendwo. Dabei war der Portugieser noch vor 40 Jahren die am meisten angebaute Rotweinsorte in Österreich. Doch seither wurde die Anbaufläche – völlig gegen den Rotweintrend – um mehr als die Hälfte reduziert und die Sorte in die völlige Bedeutungslosigkeit entlassen. Nichtsdestotrotz nimmt der Blaue Portugieser in Österreich, gemessen an der bepflanzten Fläche, mit 1265 Hektar immer noch den dritten Rang ein hinter Zweigelt (6300 Hektar) und Blaufränkisch (2800 Hektar), das sind immerhin 8,5 Prozent der heimischen Rotweinfläche und 2,7 Prozent aller österreichischen Weinberge insgesamt. Wobei – etwa die Hälfte aller Portugieser-Weingärten in Österreich hat ein Bestandsalter von 30 oder mehr Jahren. Warum aber wird dieser immer noch relativ weitverbreiteten Sorte so wenig Liebe entgegengebracht? Ist die Karriere dieser Rebsorte am Ende? Und: Wäre es überhaupt sinnvoll, den Blauen Portugieser vor dem Schicksal anderer heimischer Weinspezialitäten wie dem Neuburger oder dem legendären Zierfandler (von dem es heute keine 80 Hektar mehr gibt) zu bewahren, die Schritt für Schritt verschwinden? Zudem: Viel ist heutzutage vom »Feinkostladen Österreich« und all den autochthonen Sorten die Rede, die Realität sieht allerdings anders aus. Internationale Varietäten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon oder Merlot stehen heute global in der Gunst der Winzer und Konsumenten – nur allzu oft austauschbar und gleichzeitig mit wenig Aussicht, irgendwann zu den wirklich Besten gezählt zu werden. EINE HISTORISCHE SORTE Bis vor vier Jahren hielt sich jahrhundertelang die Mär, der Blaue Portugieser stamme tatsächlich aus Portugal – immerhin hieß er Alexander Stauffer aus Flomborn in Rheinhessen in Deutschland verarbeitet Trauben vom wurzelechten Blauen Portugieser. SEINE KARRIERE BEGANN 1770 IN BAD VÖSLAU, 100 JAHRE SPÄTER TRANK MAN IHN AUCH IN LONDON. HEUTE IST DER PORTUGIESER JEDOCH VERGESSEN. Fotos: Melanie Hubach Photographie, x-default, WSNA, beigestellt 66 falstaff feb–mär 2021

früher auch einmal Oporto-Rebe. Denn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte der steinreich gewordene Bankier Johann von Fries die Herrschaft Vöslau im Süden Wiens erworben, wo fast ausschließlich Weißweinbau betrieben wurde. Fries, der Rotwein bevorzugte, ließ also auch blaue Reben auspflanzen. Ein wenig Mährische (Blaufränkisch) gab es bereits, um das Jahr 1770 ließ der Freiherr seinen Hauern »Bündel mit Schnittreben zur Auspflanzung übergeben, die er auf Anraten seines portugiesischen Agenten hatte kommen lassen, um diese so vorzügliche blaue Rebgattung auf seiner Herrschaft Fesselau einzubürgern«. Woher man die Reben tatsächlich bezog, lässt sich heute nicht mehr erschließen, Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts tippten Experten aber bereits auf die Steiermark als Ursprung – was sich fast 200 Jahre später aufgrund von Genanalysen als richtig herausstellen sollte. Schnell wurden die Vorzüge der frühreifen Rotweinsorte mit ihrem blumigen Duft und milden Charakter erkannt, und sie verbreitete sich unter dem Namen »Vöslauer« zunächst im direkten Umland. Dennoch blieb Rotwein auch weiterhin ein exklusives Minderheitenprogramm in der Region. Aus dem Jahr 1798 hat sich die Einladung zu einer öffentlichen Weinversteigung erhalten, in welcher der Hofkeller der Herrschaft Vöslau rund 530 Eimer (oder 30.000 Liter) seiner Eigenbauweine, darunter eine kleine Menge Rotweine, anbietet. Verkauft werden »drei Eimer vom 1788er Burgunder Vöslauer, sieben Eimer vom 1795er Burgunder und schließlich zwölf Eimer vom rothen Vöslauer aus 1797« – also insgesamt ganze 1245 Liter Rotwein. Mit »Burgunder« ist hier die Rebsorte Blaufränkisch, mit »Vöslauer« eben der Blaue Portugieser angesprochen, der dann einige Jahre später auch in der Steiermark unter dem Namen »Feßlauer« in den Weingärten der Herrschaft Herberstein zu finden war. Thomas Pfaffmann vom Weingut Pfaffmann in der Pfalz pflegt einen Portugieser-Weingarten, der bereits 1931 gepflanzt wurde. Christoph und Heidi Bauer aus Jetzelsdorf im Pulkautal keltern den aktuell besten Blauen Portugieser Österreichs. RASANTER AUFSTIEG Der Wiener Kongress von 1813 bis 1815 war nicht nur ein weltpolitisch bedeutsames Ereignis, er veränderte auch < feb–mär 2021 falstaff 67

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