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Falstaff LIVING Nr. 04/2022

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trends / ARTY WEEKEND

trends / ARTY WEEKEND »DAS GELD ZIEHT SCHARFE TRENNLINIEN« Seit 2019 ist Maurin Dietrich Direktorin des Münchner Kunstvereins. Im Interview erklärt sie, ob ihr Umzug von Berlin nach Bayern ein Kulturschock war und welche Rolle Institutionen, Sammler:innen und die freie Szene in der kunstverwöhnten bayerischen Hauptstadt spielen. INTERVIEW MAIK NOVOTNY LIVING Sie sind 2019 von Berlin nach München gezogen. Von einer Metropole, die als jung, provokant und diskursfreudig gilt, in eine Stadt, die den Ruf hat, brav, bürgerlich und snobistisch zu sein. Wie haben Sie den Unterschied erlebt? MAURIN DIETRICH Berlin ist eine Stadt der Künstler:innen, München ist eine Stadt der Kunstinstitutionen, mit weniger Raum für künstlerische Produktion. München wurde schließlich schon in den 1980er-Jahren gentrifiziert, Berlin erst die letzten Jahre. München ist im konkreten und übertragenen Sinne für mich interessant, weil man sich in Berlin oft in einem linksliberalen Echoraum bewegt, in dem man sich über vieles einig ist, und dann in München in dieser politischökonomischen Substanz landet, in der das, was mir selbstverständlich schien – Teilhabe, der Klassenbegriff, die soziale Gerechtigkeit –, neu ausverhandelt werden muss. Das heißt, München ist tatsächlich so konservativ, wie man sagt? Schon Herbert Achternbusch sagte »In Bayern gibt es 60 Prozent Anarchisten, und die wählen alle die CSU.« Dazu kommt der Katholizismus mit seinen Themen wie Vergebung, Sünde und Schuld und dem Feudalismus, der in den verschiedenen Organisationsstrukturen weiterlebt. Das Geld zieht hier scharfe Trennlinien, auch in den Biografien. Wie können junge Künstler:innen in einer so teuren Stadt wie München überhaupt wohnen und arbeiten? Diese Frage höre ich oft. Als ich zum Kunstverein kam, haben wir geschaut, wo es noch Freiräume gibt, und sind weit in der Peripherie gelandet, in Inning am Ammersee. Dort organisieren wir in einem ehemaligen Reiterhof Residencies mit Stipendiat:innen. Wir waren uns nicht sicher, ob das funktioniert, aber es ist in wenigen Monaten eine lebendige Struktur entstanden mit vielen Werkstätten. Man sieht, dass das vermeintlich Einfache – nämlich Raum zur Verfügung zu stellen und umzuverteilen – in dieser Stadt beinahe subversiv ist. Szene-Insider Maurin Dietrich studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften an der FU Berlin, realisierte zahlreiche Ausstellungen und war vier Jahre am KW Institute for Contemporary Art in Berlin tätig. Seit 2019 ist sie Direktorin des Kunstvereins München. Welche Rolle spielen die Sammler:innen in dieser reichen Stadt? Es gibt eine enorme Dichte, deren Sammlungen zwar qualitativ unterschiedlich sind, wo es aber einfach zum guten Ton gehört, Kunst zu sammeln, wenn man Geld hat, egal in welchem Berufsfeld man tätig ist. Manche finanzieren Künstler:innen auch komplizierte Projekte, ohne dass das Ergebnis immer schon feststeht. Sie haben 2019 die Leitung des Kunstvereins München übernommen, der 2023 sein 200-jähriges Jubiläum feiern wird. Welche Rolle spielen die Traditionen des Hauses? 62 falstaff LIVING 4 / 22

Das Modell des von selbstbewussten Bürger:innen vor 200 Jahren gegründeten Vereins ist sehr interessant, denn im Grunde ist das eine komplette kleine, autonome Demokratie. Toll ist auch, dass man aus dieser Geschichte mit ihrer Dichte an Ausstellungen schöpfen kann, mit vielen Künstler:innen, die bald darauf ihren Durchbruch feiern konnten. Mein Team und ich haben uns von Anfang an die Aufgabe gestellt, die 200-jährige Geschichte aufzuarbeiten, zu digitalisieren, zu archivieren und zu analysieren, vor allem die nationalkonservativen Strömungen des 19. Jahrhunderts und die NS-Zeit. Ist das Münchner Publikum besonders kunstinteressiert und leicht zu begeistern oder eher verwöhnt? Man muss nicht um Aufmerksamkeit kämpfen, weil die Institutionslandschaft sehr ausdifferenziert ist. Im Kunstverein sind wir über den teilweise täglichen Austausch mit den Mitgliedern verbunden und genießen die produktive Reibung. Die großen Institutionen sind leicht zu finden – welche experimentellen Galerien und Artspaces würden Sie Besucher:innen besonders empfehlen? AAP Archive Artist Publications hat ein tolles Archiv mit Publikationen von Künstler:innen, die Stadtteilbibliothek Monacensia hat eine tolle Ausstellung zur politischen Kunst der 1980er-Jahre. In der Galerie von Deborah Schamoni ist wirklich jede Ausstellung spannend, zudem betreibt sie gemeinsam mit Nir Altman den Projektraum Schwabinggrad. Fotos: Manuel Nieberle, Shutterstock Diskurse im Arkadenhof Der 1823 in den Räumen der historischen Arkaden des Hofgartens gegründete Kunstverein stellt eine innovative und streitbare Plattform für zeitge nössische Kunst und ihre Diskurse dar und erfreut sich weit über München hinaus internationaler Anerkennung. kunstverein-muenchen.de

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