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Falstaff LIVING Nr. 03/2022

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trends / ARTY WEEKEND

trends / ARTY WEEKEND »TRIEST LEBT NOCH IN DER VERGANGENHEIT« Das Architektenpaar Peter Lorenz und Giulia Decorti pendelt zwischen Wien und Triest. Der Tiroler mit Triestiner Mutter und die gebürtige Triestinerin haben ein komplexes Verhältnis zur Stadt an der Adria, der sie großes europäisches Potenzial attestieren. INTERVIEW MAIK NOVOTNY LIVING Wie würden Sie als Architekt:innen und intensive Triest-Kenner:innen den Charakter der Stadt beschreiben? GIULIA DECORTI Triest war einmal eine kosmopolitische Hafenstadt, die vom kulturellen Austausch mit aller Welt geprägt war. Stolz sind die Triestiner noch immer auf ihre Literaturszene, wenn wir an Italo Svevo und James Joyce denken. Die Erinnerung an Sisi und Maria Theresia, die nie in Triest waren, ist lebendiger als in Österreich. Gerade in der Kunst spielten auch Frauen wie Leonor Fini eine wesentliche Rolle. Die Stadt hat diese vielfältige Identität immer mehr verloren – den historischen kulturellen Austausch gibt es kaum mehr. Aber allein die Lage als nördlichster Hafen an der Adria mitten in Europa kann eine enorme Kreativität bewegen. PETER LORENZ Wir bemühen uns seit gut 20 Jahren, die Kontakte zwischen Triest und Österreich zu intensivieren. Das Interesse und die Zuneigung sind gegenseitig. Triest hat aber in 50 Jahren ein Drittel seiner Einwohner:innen verloren und ist ähnlich wie Wien in den 1980er-Jahren etwas verschlafen. Wien hat sich seit damals phänomenal entwickelt, während Triest noch immer von seiner Vergangenheit lebt. Welche Emotionen verbinden Sie als gebürtige Triestinerin und als Tiroler mit Mutter aus Triest mit der Stadt? Peter Lorenz gründete 1980 in Innsbruck LORENZATELIERS, Architekturbüro für Urbanismus, Architektur und Gestaltung; seit 1991 mit Standort in Wien. Seit 2014 ist Giulia Decorti Partnerin. lorenzateliers.at GIULIA DECORTI Man kann es wohl als Hassliebe bezeichnen! Ich sehe von außen das enorme Potenzial, das diese Stadt hat und leider wenig nutzt. Triest hat die schönsten Sonnenuntergänge der Adria – manche sagen sogar, der ganzen Welt – und eine fantastische Natur. Die alleinige Ausrichtung auf Tourismus erzeugt aber noch keine lebendige Urbanität. PETER LORENZ Wir hoffen auf die jungen Bürger:innen, die nun durch Covid oder Brexit wieder zurückkehren und für diese wunderbare Stadt starke Vorstellungen entwickeln. Triest hat das große Potenzial seines Hafenareals, für das es schon viele Pläne gab. Was kann und soll hier passieren? GIULIA DECORTI Im Moment wird hier eifrig agiert, aber das Areal wird einfach filetiert ohne professionelle Stadtplanung und ohne architektonische Qualitätssicherung. Dabei hat Triest eine Vergangenheit großer realisierter Visionen, wenn wir an das Borgo Teresiano mit seinem Kanal denken, der im 18. Jahrhundert angelegt wurde. PETER LORENZ Der Porto Vecchio ist eine europäische Jahrhundertchance nach dem Vorbild der HafenCity in Hamburg. In Triest stammt der letzte Masterplan von Max Fabiani, der 1953 die Küste bis nach Koper ( Capodistria) ins Blickfeld nahm. Von ihm stammt auch eines der schönsten Gebäude der Stadt, die Casa Bartoli an der Piazza della Borsa. Fabiani war auch der Ansporn für uns, im Jahr 2018 in Eigeninitiative die städtebauliche Vision »Costa Triestina« vorzustellen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist Triest wieder mit seinen unmittelbaren Nachbarn Slowenien und Kroatien räumlich zusammengerückt. Wächst die Region hier zusammen? GIULIA DECORTI Hier gibt es in der Kriegsgeneration immer noch unverarbeitete Traumata, die bis heute subkutan weiterwirken. In der jüngeren Generation ist das aber kein Problem mehr, nur leider ziehen viel Jüngere aus der Stadt weg. PETER LORENZ Das räumliche Zusammenrücken liegt auf der Hand – aber das vorurteilslose menschliche Zusammenrücken steht noch aus. Triest müsste wieder in den Mittelpunkt seines Hinterlandes rücken, um seine Bedeutung zurückzugewinnen. Gibt es gute kulturelle Nachrichten aus Triest? GIULIA DECORTI Triest kann und muss wieder international werden. Es gibt aber jetzt schon Museen und Galerien, die sehenswert sind, und das sehr aufwendig renovierte Castello Miramare, das einen wenig bekannten Teil der Geschichte hervorragend darstellt. Das »Caffè San Marco« könnte auch in Wien stehen und zeigt die immer noch geschätzte Kaffeehauskultur. Last but not least: Die Essund Weinkultur ist unverändert hoch und allein schon ein Grund für einen Besuch! PETER LORENZ Wir sind grenzenlose Optimisten. Wir arbeiten an einem »Ort für Junge« in einer aufgelassenen Schiffsfabrik und wollen dort ein Learning Center für junge Leute etablieren und hoffen auf Partner:innen, die wie wir an das unglaubliche Potenzial von Triest als kulturelles Gelenk zwischen Balkan, Italien und dem Norden glauben! Fotos: LORENZATELIERS, Nicole Bernradon, Shutterstock 62 falstaff LIVING 3 / 22

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