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Falstaff LIVING Nr. 03/2022

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trends / IMPOSSIBLE

trends / IMPOSSIBLE DESIGN Der Mensch neigt dazu, Regeln und Merksätze zu formulieren, um so seinen Alltag einfacher in den Griff zu bekommen. »Form follows function« ist so ein Merksatz. Geht man diesen geflügelten Worten auf den Grund, kommen oft überraschende Resultate heraus. Zum Beispiel stößt man dann auf den amerikanischen Bildhauer Horatio Greenough, ein Harvard-Absolvent übrigens, der mit seinen Thesen zu Kunst, Architektur und Design maßgeblichen Anteil daran hatte, den Funktionalismus auf den Weg zu bringen. Er überlegte sich schon vor genau 170 Jahren in Essays, wie Form und Funktion zusammenhängen, und bereitete so den Boden auf für einen der am öftesten ausgesprochenen und diskutierten Sätze, wenn es um Gestaltung geht. Bankgeheimnis Der französisch-argentinische Designer Pablo Reinoso lässt in Arbeiten wie der »Spaghetti Bale« Bänke gerne ausarten. pabloreinoso.com Mit »Form follows function« ist man üblicherweise auf der sicheren Seite, wenn es darum geht, ganzheitliche, lösungsorientierte Prozesse im Design voranzutreiben. Aber ja, ein bisschen schwammig ist die Sache natürlich auch, denn die Welt wäre wohl ein ziemlich langweiliger und eiskalter Ort, wenn einzig und allein das richtig und super wäre, was durch seine Funktion überzeugt. Kein Wunder also, dass kreative Geister allergisch reagieren und rebellisch werden, sobald Formel- und Regelhaftes auftaucht. Sie pfeifen auf die Form und wollen einfach nicht folgen. AUSSER FORM Und was bringt der Konventionsbruch? Sagen wir mal so: Apple ist – von der durchgefeilten Marketingstrategie einmal abgesehen – wohl Schrankensteins Monster Ein Klassiker der schiefen Optik ist der »Side 1/Side 2« vom japanischen Designer Shiro Kuramata aus dem Jahr 1970. Cappellini produziert das Teil noch immer. cappellini.com auch so erfolgreich geworden, da Steve Jobs stets davon predigte, Design und Funktion gleichwertig zu behandeln. Er war nicht der Erste, der auf diese Idee gekommen ist. In der Designgeschichte geht’s mitunter ziemlich wild zu, was das betrifft. Da kann man schon einmal Angst bekommen. »Als ich ein Kind war, hatten wir zu Hause ein ›Bocca‹-Sofa am Ende des Treppenflurs stehen. Ich hatte Angst, es würde mich bei lebendigem Leibe verspeisen«, erzählt etwa Charley Vezza, Chef des piemontesischen Interior-Labels Gufram. Seit über fünf Jahrzehnten produziert das Unternehmen das lippenförmige Sofa »Bocca«, das vom weltbekannten Turiner Architekturbüro Studio 65 bereits im Jahr 1970 ersonnen wurde. Ob die Form alles richtig macht, wenn sie Kindern Angst einjagt, sei jetzt einmal dahingestellt. Die Sache mit der Funktion ist den Kreativen im Studio 65 auf jeden Fall ein bisschen mehr wurscht, wenn es an die Realisierung von Design- und Bauprojekten geht. Das »Bocca«-Sofa zeugt davon. Inspiriert von Salvador Dalís »Mae West Lips Sofa« aus den 1930er-Jahren, hat man einen Produktklassiker geschaffen, der vor allem deswegen bleibenden Eindruck hinterlässt, weil er sich Fotos: © PABLO REINOSO, © Mousarris, beigestellt 30 falstaff LIVING 3 / 22

Am Teppich bleiben Stelios Mousarris hatte die geniale Idee, aus handgeknüpften Perserteppichen Freischwinger zu formen. mousarris.com »Als ich ein Kind war, hatten wir zu Hause ein ›Bocca‹- Sofa am Ende des Treppenflurs stehen. Ich hatte Angst, es würde mich bei lebendigem Leibe verspeisen.« CHARLEY VEZZA Chef von Gufram zwischen den Polen Skulptur und Alltagsgegenstand bewegt. Eindruck hinterließ übrigens auch die Arbeit »Chair« des Briten Allen Jones, die wie das Sofa-Lippenbekenntnis von Studio 65 ein Kind der Pop-Art ist. Bereits 1969 sorgte die ungewöhnliche Sitzmöglichkeit für ziemlich viel Wirbel, weil da ein bisschen mehr aus der Form geraten ist. Der Stuhl, neben Hutständer und Tisch Teil einer Möbelserie, zeigt nämlich eine Frau in SM-Fetischkleidung, die zum (Sitz-)Objekt degradiert wird. Das gab reichlich Diskussionsstoff und Diskursfutter > Cumulus-Kumpel Schlicht »Speaker Cloud« heißt diese Kombi aus Lautsprecher und LED- Lampe, die auch als Klangwolke durchgeht. rclarkson.com 3 / 22 LIVING falstaff 31

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