PUBLIKATIONEN ÖSTERREICH

Liebe Leserin, lieber Leser,

willkommen zu Ihrem E-Reader des Falstaff Magazins! Ihre persönlichen Zugangsdaten haben Sie per Post bekommen. Klicken Sie bitte oben rechts auf "LOGIN" und geben Sie Ihren Usernamen und Ihr Passwort dort ein.

Anschließend wählen Sie bitte unterhalb der aktuellen Ausgabe aus den Reitern Ihre Sammlung, für die Sie ein Abo besitzen. Darin finden Sie die Ausgabe, die Sie lesen möchten.

Wenn Sie ein gültiges Abo für die gewählte Ausgabe besitzen, können Sie im E-Reader das vollständige Magazin lesen. Haben Sie für eine Ausgabe kein gültiges Abo, werden die Seiten ab Seite 20 nur verschwommen dargestellt.

Viel Spaß beim Genuss Ihrer digitalen Falstaff-Ausgabe!

Ihr Falstaff Team

Aufrufe
vor 2 Jahren

Falstaff Living Deluxe 2022

  • Text
  • Falstaff
  • Falstaffmagazin
  • Cookig
  • Recipes
  • Kochen
  • Rezepte
  • Wein
  • Gourmet
  • Weingut
  • Restaurant
  • Restaurantguide
  • Weinguide
  • Lifestyle
  • Weinbau
  • Vxlnv

1958 begann er, als

1958 begann er, als Grafiker im Technischen Museum an den Partituren des Orgien Mystedesign & trends / COVERSTORY Relikte In Mistelbach im Nitsch-Museum sind Relikte vom Sechs-Tage-Spiel ausgestellt, das posthum im Sommer mit den ersten zwei Tagen begonnen wurde. Ich war ein Schulversager und musste das Gymnasium verlassen. Meine zeichnerische Begabung ermöglichte mir das Studium an der Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt. Ich erhielt dort eine gute künstlerische Grundausbildung. Ich entwickelte mich vom Naturstudium zur abstrakten Malerei. Auch beschäftigte ich mich mit Lyrik, Dichtung, Theater und klassischer Musik. Die Gesamtkunstwerkansätze der griechischen Tragödie, von Claudio Monteverdi, von Richard Wagner, Richard Strauss, Claude Debussy, Alexander Skrjabin, Wassily Kandinsky und Arnold Schönberg faszinierten mich. Philosophie, vergleichende Religionswissenschaften und Psychoanalyse, die Mystik aller Religionen interessierten mich. Zur gleichen Zeit begriff ich die landschaftliche Schönheit des Weinviertels.« So führt Hermann Nitsch in seiner Biografie wesent liche Grundelemente seines Schaffens an. Malaktion Die 20. Malaktion, deren Relikte in Venedig parallel zur Kunst-Biennale präsentiert wurden, fand 1987 in der Wiener Secession statt. PROTESTE UND GEFÄNGNIS 20 LIVING de deluxe

ien (O.M.) Theaters zu arbeiten und versuchte ein »Sechs Tage dauerndes Urdrama zu schreiben, welches die antike Tragödie, Shakespeare, Faust, Kleist und Wagner zusammenfassen und auf einen Nenner bringen sollte«. Tachismus und Informel von Pollock, Francis, De Kooning oder Rainer, gaben ihm durch eine Künstlerhaus-Ausstellung 1959 die Inspiration für seine Malerei. »Die erste Stufe der Realisation des O.M. Theaters fand auf einer Bildfläche statt«, so Nitsch. 1961 lernte er mit Mühl, Brus und Schwarzkogler seine Mitstreiter des »Wiener Aktionismus« kennen. Erste Ausstellungen, Aktionen, Proteste, Skandale, Gefängnis strafen folgten. Alles längst Kunstgeschichte, wobei der Urkern immer das O.M. Theater war, »die Essenz seines Lebens«, wie Almuth Spiegler im Nachruf schrieb, »in seiner ganzen synästhetischen Pracht, all seiner intellektuellen, mythologischen, dialektischen Verdichtung, seinem Urexzess, seinem Leid, seiner Erlösung, seinem Duft und Gestank, seinem Ekel und seinem Genuss, seinem Strahlen und seinem Dunkel, seinem Lärm und seinen Orgelharmonien.« Sein Theater für alle Sinne, denn »diese Intensität war ihm sehr wichtig. Er hat die Lauheit unserer Gesellschaft gehasst. Urlaub war für ihn ein Horror. In seinem Theater ist man von so vielen Sinneseindrücken überwältigt, dass man im Hier und Jetzt ist – egal, ob man möchte oder nicht. Selbst die, die das ablehnen, können sich aus diesem gewaltigen Sinnesrausch nicht befreien«, sagt Rita Nitsch dazu, die 1988 Nitsch geheiratet hat. Nitsch war bis zuletzt aktiv: »Er hat sogar an dem Tag, als er ins Krankenhaus musste, in der Früh noch etwas gemacht. Er hat immer gearbeitet, selbst wenn ich ihn doch zu einer Urlaubsreise animieren konnte, hat er zumindest geschrieben. Große Teile des ›Seins‹ (seine Theorie des O.M. Theaters, Anm.) hat er auf Reisen geschrieben.« IN OPER UND BURG Die Frage nach den wichtigsten künstlerischen Projekten zu beantworten, fällt Rita Nitsch nicht leicht, viel Großes ist passiert: »Das Sechs-Tage-Spiel, das wir 1998 in einem Stück aufgeführt haben, war wohl der Höhepunkt seines Schaffens. Dann ›Hérodiade‹ an der Wiener Staatsoper. Die Aktion im Burgtheater war ihm ebenfalls sehr wichtig, weil er auf die Bühne des Theaters durfte, das er vorher anzünden wollte. Das hat ihn sehr gefreut. Höhepunkte waren auch die Eröffnungen seiner Museen in Mistelbach und Neapel, die Malaktion in der Wiener Secession von 1987, die heute noch komplett vorhanden ist:« Mit der »Hérodiade« von Massenet lieferte Nitsch 1995 seine erste, vielbeachtete Musiktheaterarbeit ab, der dann noch »Saint François d’Assise« von Messiaen, Schumanns »Faust-Szenen«, die Philip-Glass-Oper »Satyagraha« und 2021 die »Walküre« bei den Festspielen in Bayreuth folgten. Richard Wagner, von dem er gerne noch den »Parsifal« ausgestattet und in Szene gesetzt hätte, und sein Festspielhaus sind auch Vorbild für Schloss Prinzendorf, das 1971 erworben wurde: »Sein Wunsch war, dass Prinzendorf die Stätte seines Theaters ist, vergleichbar mit > Fotos: Johannes Kernmayer, Marcin Gierat – Zuecca Projects/© Hermann Nitsch Walküre Rita Nitsch beim Gespräch im Nitsch Museum in Mistelbach, wo aktuell die Relikte der Bayreuther »Walküre« von 2021 beeindrucken. LIVING de deluxe 21

FALSTAFF ÖSTERREICH