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essay WOLFGANG PAUSER HEALTHSTYLE Gesund zu sein genügt nicht mehr. Mit dem richtigen Konsum hoffen wir, gesünder als gesund werden zu können. Wie ist das möglich und was spricht dafür? Als ich die Parole »Aus Lifestyle wird Healthstyle« (Trendbüro Hamburg) zum ersten mal hörte, empfand ich sofort körperliches Unbehagen. Die Zukunftsvision, von schlechtem Gewissen geplagt, in ständiger Sorge um meine Gesundheit zu leben, an rohen Karotten zu nagen und meine Lebenswelt einem Krankenhaus anzunähern, hielt ich für krank. Doch die Zukunftsforscher sollten Recht behalten. Gesundheit steigt unaufhaltsam auf zum höchsten aller Werte. Healthstyle durchdringt alle Lebensbereiche. Ein wachsender Anteil der Freizeit wird mit Gesundheit versprechenden Praktiken und Angeboten verbracht. Man geht nicht mehr tanzen, sondern zu Tangolates, einer Mischung aus Tango und Pilatestraining. Oder besucht seinen persönlichen Healthcoach. Bei einem geselligen Abendmahl wird nicht mehr über Politik, Kultur, Rotweine und Gourmetlokale, sondern über Naturheilkräuter, Poweryoga, fantasierte Allergien und Darmbakterien parliert. Unsere Esskultur hat sich in den letzten 50 Jahren von der Quantität über die Qualität zur Diät entwickelt. Der eigene Körper ist nicht mehr nur der genießende, sondern zugleich der genossene. Das liebste Konsumobjekt, das an Prestigewirkung längst das teure Auto hinter sich gelassen hat. Wir planen seine Zukunft, investieren in ihn, produzieren ihn selbst, stellen ihn in die Auslage und warten ihn gewissenhaft. Im stolzen Blick auf seine Schlankheit konsumieren wir ihn als Designgegenstand, dessen Form nicht mehr mit einem Code der Schönheit, sondern der Gesundheitsmoral gelesen werden will. Der Unterschied zwischen dem Design des Healthstyle zu anderen Stilen besteht darin, dass es dabei nicht mehr um Ästhetik geht, sondern um eine Art Moral. Um die Haltung, sich selbst für alle Krankheiten des weiteren Lebens verantwortlich zu machen und damit staatlichen wie privaten Versicherungen viel Geld zu ersparen. Auch wenn Lebensführung und Körpergestaltung den größten Teil des Healthstyle ausmachen, kann man beobachten, wie er zunehmend auch die Welt der schönen Dinge, der neuen Technologien und zeitgeistigen Produktgestaltung erobert. Betrachtet man die siegreichen Designs der letzten drei Jahre beim Red Dot Award, wird die kontinuierliche Zunahme gesundheitsbezogener Produkte deutlich: Schmuckstücke für die Küche sind ein Langsamentsafter, die daydose-Nahrungsergänzungsmittelverpackung und ein Reiskocher mit Metallkörper in Roségold. Im Schlafzimmer begegnen wir einem »Stil-Fit«-Fitnessfahrrad auf dem ästhetischen Niveau einer modernen Skulptur, einem »wearable«-Messgerät für die Schlafeffizienz, einem den natürlichen Sonnenaufgang simulierenden Lichtwecker und einem nachtschwarzen Diffusor »Healthstyle hat auch die Welt der schönen Dinge, der neuen Technologien und zeitgeistigen Produktgestaltung erobert.« Fotos: beigestellt 86 falstaff living 01 / 18
für die permanente Aromatherapie. Die Deckenbeleuchtung wird nach lichttherapeutischen Gesichtspunkten von einer App gesteuert, während auf dem Boden der Raycop-Allergen-Saugroboter um den intelligenten Luftwäscher seine Runden zieht. Nur als eingebildeter Kranker kann man in einem solchen Ambiente ruhig zu Bette gehen. Die Ästhetik der traditionellen Fachgeschäfte für Rollatoren, Milchpumpen und Inkontinenzeinlagen haben die neuen Gesundheitsprodukte abgestreift. Hightech und Highstyle verbinden sich immer öfter zu dekorativen Gadgets für Selbstoptimierer, die ihre Haltung gern herzeigen. Die Smartwatch – am besten von Apple – hat das gestylte Selftracking-Armband als Schmuckstück längst überholt. In ihr tragen diverse Apps die Daten der Sensoren aller Geräte zusammen, werten sie statistisch aus, verwandeln sie in bunte Diagramme und laden sie zwecks Motivation und Selbstdarstellung auch gleich auf Social- Media-Plattformen hoch. Doch worum handelt es sich bei jener Gesundheit, die wir für wichtiger halten als alle großen Probleme dieser Welt? René Leriche definierte Gesundheit einst als »Schweigen der Organe«. Um sich vollständig gesund zu fühlen, genügte es, nicht krank zu sein. Wer sich als Gesunder Sorgen über seinen Körperzustand machte, wurde als Hypochonder bezeichnet. In den letzten beiden Jahrhunderten hat uns der medizinische Fortschritt so sehr gesund gemacht, dass wir unbescheiden geworden sind. Nicht krank zu sein genügt nicht mehr, wir wollen mehr. Dafür haben wir den Gesundheitsbegriff so stark erweitert, dass er nun auch den möglichen zukünftigen Idealzustand des Körpers umfasst. Der realen Gesundheit haben wir damit eine fiktionale an die Seite gestellt. Aus kleinsten statistischen Abweichungen werden die größten Werbeversprechen extrapoliert. So lässt sich auch jungen Menschen die Fantasie einer lang anhaltenden späteren Gesundheit verkaufen, die sich empirischer individueller Überprüfung prinzipiell entzieht. Wer früh erkrankt, obwohl er sein Leben ganz in den Dienst am Sport, an der Askese und Diät stellte, hat die Wahl zwischen zwei Interpretationen: Ach, wie schade, dass ich mich so kasteit habe, wenn es nun doch nichts genützt hat – sagen die Abtrünnigen. Oh, dann habe ich wohl immer noch zu viele Sünden begangen und hätte strenger zu mir sein müssen, sagen die Rechtgläubigen. Das Schweigen der Organe wird neuerdings von einer gewaltigen Redseligkeit und einer eigenen Literaturgattung gefüllt. Der Glaube an die Machbarkeit künftiger Gesundheit (in relevantem, nicht homöopathischem Ausmaß) ist ein recht junges kulturelles Phänomen, das schon oft »Die Ästhetik der traditionellen Fachgeschäfte für Rollatoren, Milchpumpen und Inkontinenzeinlagen haben die neuen Gesundheitsprodukte abgestreift.« DR. WOLFGANG PAUSER war in den 1990er-Jahren Kolumnist für DIE ZEIT. Seitdem analysiert er Produkte aus kulturwissenschaftlicher Perspektive im Auftrag von Unternehmen und Agenturen. mit den Begriffen Körperkult und Gesundheitsreligion beschrieben wurde. Schließlich geht es beim Anti-Aging um eine Light-Version des ewigen Lebens. Für dieses soll man ganz nach religiöser Tradition strenge Regeln befolgen, andernfalls ein schlechtes Gewissen haben, fasten, auf Lust verzichten, Opfer bringen und auf der Gebetsmühle des Fitnessfahrrads tätige Reue üben und Buße tun. Jedes religiöse Heilsversprechen hat seinen seelischen Gewinn und seinen praktischen Preis. Die Gesundheitsreligion hat den Nachteil, dass sie den Zustand gegenwärtigen Wohlbefindens im Vergleich zu ihrem Zukunftsversprechen als defizitär erscheinen lässt. Weil wir mehr als gesund sein wollen, meinen wir, auch noch in Bestform zu wenig gesund zu sein. Statt die von der Schulmedizin erreichte Gesundheit zu genießen, lassen wir sie uns von der Gesundheitsindustrie zu einer Art potenzieller Krankheit erklären. Auch jung und fit fühlen wir uns stets ein wenig ungesund. Die Übertreibung der Vorsorge hat unser Alltagsleben mit Sorge überschattet. Der Drang, ganz für die künftige Gesundheit zu leben, ist so stark geworden, dass wir zu fragen vergessen, ob sich jenes Leben überhaupt lohnt, das wir so verbissen zu verlängern versuchen. Älter wird man schließlich nicht als junger, sondern als alter Mensch. Freilich kann man einer Religion nicht vorwerfen, eine solche zu sein. Vergleicht man den Gesundheitskult mit anderen Religionen, muss man beginnen, ihn zu loben. Denn der Gesundheitsapostel tut nur sich selber was an und nicht den anderen Menschen. Führt keine Glaubenskriege, sondern nörgelt und bekehrt bloß in privatem Kreise. »Hunde, wollt ihr ewig leben?«, schrie Friedrich der Große seinen Soldaten zu. Wir würden gern und haben glücklicherweise für unseren Kampf Mittel gewählt, die an Harmlosigkeit nicht zu überbieten sind. 01 / 18 living falstaff 87
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01 01 INHALT 01/2018 62 Die Homesto
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