Falstaff LIVING 7/2020

trends / PORTRÄTS

trends / PORTRÄTS Verspielt Hayons eigene Designs haben eine eindeutige Handschrift: Er zitiert in seinen Werken Künstler wie Matisse oder spielt mit astronomischen Motiven. FORMENSPIEL Wo Kunst aufhört und Design anfängt, ist beim Spanier Jaime Hayon nicht sofort auszumachen. Seine Werke versprühen Fantasie, egal ob Tischobjekte in Vogelform, Vasen mit Bemalungen à la Matisse oder Spiegel in Form abstrahierter Schimpansenköpfe. Hayons Designs sind kindlich, aber nie infantil: Wenn er ein Karussell entwirft, sind die Reitfiguren modern monochrom und golden, ohne langweilig zu wirken. Hayons Spektrum ist weit: Neben regelmäßigen Ausstellungen und seinem eigenen Objektdesign entwirft er immer wieder Stücke für etablierte Interior-Marken wie Fritz Hansen oder &tradition, war aber auch schon für Bisazza oder Baccarat im Einsatz. Und auch mit den heimischen Firmen Wittmann und Swarovski arbeitet er zusammen. »Ich versuche, meinen Kunden gut zuzuhören – und wenn ich ihre Kultur und Identität verstanden habe, mache ich einen großen Schritt zurück und versuche, ein neues Licht auf die Marke zu werfen.« Jaime Hayon Der Spanier wurde 1974 in Madrid geboren. Er gründete sein Designstudio 2001 und machte 2003 erstmals mit der Ausstellung »Mediterranean Digital Baroque« in London von sich reden. Seine Studios in Valencia und Treviso fokussieren sich mittlerweile auf Möbeldesign. hayonstudio.com DESIGNERS TO WATCH Diese zwei Designer sprühen nur so vor Kreativität und lassen sowohl die Farben als auch die Puppen tanzen! TEXT SANDRA KEPLINGER Figurativ Diese Tableware-Kollektion trägt den klingenden Namen »Fun-Tional« und umfasst originell designte Accessoires wie Eiszangen, Salzstreuer oder eine manuelle Zitruspresse aus Edelstahl. Fotos: Sebastien Patron, James Mollison, Sabine Marcelis, Floor Knaapen, beigestellt 16 falstaff LIVING 07 / 20

Zeitgeist Der »Work from Home Cubicle« ist Marcelis’ Antwort auf die Herausforderungen der Pandemie. Spielerisch beschäftigt sie sich mit dem Thema Flexibilität. Sabine Marcelis Die 35-jährige Niederländerin mit neuseeländischen Wurzeln lebt und arbeitet in Rotterdam. 2011 schloss sie die Design Academy in Eindhoven ab und gründete kurze Zeit später ihr eigenes Studio. Sie kreiert Möbel und Leuchten, macht aber auch Installationen für Shops und Museen. sabinemarcelis.com FARBOFFENSIVE Mode, Licht und allen voran Farbe steht im Mittelpunkt des Schaffens von Sabine Marcelis. Die Niederländerin ist aber nicht nur eine brillante Industrie- und Objektdesignerin, sondern entwirft auch Shopdesigns inklusive grafisch-verspielter Installationen für große Marken wie Burberry, Fendi oder Aesop. Wie in ihren Designs spielt sie auch hier gerne mit Farbverläufen oder lässt Licht durch eingefärbtes Glas in den Raum dringen, was oft für eine verträumte, fast surreale Atmosphäre sorgt. Auch ihr Studio in Rotterdam wird so tagsüber in Pastelltöne getaucht. Marcelis’ Hang zum Surrealen ist nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass sie sich im Designprozess gerne von ihrer Intuition treiben lässt: »Ich habe keine Strategie, ich mache einfach, was mir in den Sinn kommt.« Dabei sind ihre Designs gar nicht unpragmatisch! Zuletzt kreierte sie für eine Ausstellung im London Design Museum eine Art Arbeitsnische, die in einem Sideboard versteckt ist und sich flexibel im Homeoffice einsetzen lässt. Materialvielfalt Gemeinsam mit »Made A Mano« entstand dieses Sideboard namens »Altar«, das teils aus Lavastein gefertigt wurde. Geradlinig Dieses Objekt aus der Serie »Equals« kombiniert Sitz- und Ablagefläche. 07 / 20 LIVING falstaff 17