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Falstaff LIVING 3/2020

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design / COCOONING

design / COCOONING Untertauchen in Uruguay Daniel Germani entwarf für Gandia Blasco eine cocoonige Outdoor-Serie unter dem Namen »Solanas«, eine Hommage an einen Strand in Uruguay. Die Möbel laden zum Rückzug an der frischen Luft ein. gandiablasco.com Zieh dich dann vor allem in dich selbst zurück, wenn du gezwungen bist, unter vielen Menschen zu weilen«, hat Epikur einst gesagt. Die Lehre des griechischen Philosophen bekommt heute, mit 2300 Jahren Verspätung, größere Aktualität denn je. Doch wie gehen wir mit dieser Situation um? Wie gestaltet sich gesellschaftlicher Rückzug in einer Jahreszeit, die von Blütenpracht und Frühlingserwachen geprägt ist? Und welche Möglichkeiten und Lockmittel gibt es, um es sich inmitten des Lenzes in den eigenen Wänden bequem zu machen und sich einer ganz neuen, ungewohnten Wohnlichkeit hinzugeben? »Die Corona-Krise konfrontiert uns mit einer Realität, die wir in dieser Form noch nie zuvor erlebt haben«, sagt Simon Andreas Güntner. Der deutsche Soziologe ist Professor an der TU Wien und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Raumsoziologie und Fragen des urbanen Zusammenlebens. »Entsprechend neu und ungewohnt ist die Erkundung des eigenen Wohnumfelds, das sich durch die viele Zeit, die wir nun zu Hause verbringen, sowie durch die Überlappung mit zusätzlichen Funktionen wie etwa Schule und Arbeit vollkommen verändert. Wir müssen uns damit arrangieren, dass die Wohnung nun für einige Zeit mehr ist als bloß der Ort der Stille und des persönlichen Rückzugs. Entsprechend wichtig ist es, Grenzen zu setzen und Spielregeln des Wohnens und des eigenen Wohlbefindens zu definieren.« Doch um das Wohnen neu zu lernen, so Güntner, sei es wichtig, sich zuallererst darüber klar zu werden, was Wohnen überhaupt bedeutet. »Wohnen beinhaltet Kochen, Essen, Schlafen, Körperpflege und Freizeitgestaltung, doch es ist mehr als bloß die Summe der einzelnen Funktionen. Wohnen ist keine aktive Tätigkeit, sondern eine Qualität, eine Art Daseinszustand.« Und sobald sich dieser Daseinszustand verändert, so der Soziologe, sobald er um Lernen und Arbeiten erweitert wird, sobald das Wohnzimmer in Form von Videokonferenzen als optische Schnittstelle in die Öffentlichkeit hinausgetragen wird, brauche es Wohnrituale und klare Entgrenzungen. Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist die verstärkte Differenzierung zwischen privatem Wohnen und weniger privatem Wohnlernen, Wohnarbeiten und Wohnkommunizieren. Und hier kommt Epikurs Rückzug ins Spiel, der uns dabei behilflich sein kann, die unmittelbare Wohnumgebung räumlich, zeitlich und funktional zu gliedern und ganz bewusst private Orte, private Zeitfenster und private Zustände zu definieren. In der Architektur und im Wohndesign bezeichnet man das als Hygge beziehungsweise als Cocooning, als zelebriertes Verkriechen in einen kleinen, gemütlichen, schön gestalteten Wohnkokon. Einfach Platz nehmen! Der »Oliva« nach einem Entwurf von Constance Guisset für Zanotta besteht aus Ahornholz in unterschiedlichen Lackierungen und einem abnehmbaren Bezug aus Stoff oder Leder. zanotta.it At Home im Vogelkäfig Die Serie »Bird« von Wittmann gibt es in unterschiedlichen Varianten, u. a. als Sofa, Lounge-Chair und Hochlehner. Das perfekte Zusammenspiel aus Freiheit und Rückzug, aus Offenheit und Geborgenheit. wittmann.at Fotos: beigestellt 76 falstaff LIVING 03 / 20

Kompakt wie die Westentasche Die Symbiose aus Funktionalität und kleinem Coffeetable nennt sich bei Potocco »Pocket«. Und ja, Platz zum Verstauen gibt es im zweiteiligen Allrounder auch. potocco.it »Natürlich ist es leichter, sich in eine große, schöne und mit einer Terrasse ausgestattete Wohnung zurückzuziehen, in der man sowohl Geselligkeit genießen als auch Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten finden kann«, sagt die Wiener Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern, die gemeinsam mit ihrem Mann Matthias Horx das Zukunftsinstitut mit Sitz in Wien und Frankfurt leitet und die vor ein paar Wochen unter diezukunftnachcorona.com einen eigenen Corona-Blog gestartet hat. »Aber auch in kleineren Wohnungen und weniger privilegierten Wohnsituationen hat man Möglichkeiten, den Raum zu gestalten und entsprechende unterstützende Rituale einzuführen.« Einer der wichtigsten Schritte, so Horx- Strathern, sei das neue, unvoreingenommene Kennenlernen der vermeintlich gewohnten Wohnräume. Dazu zählt der Blick in Ecken und Nischen, das Aufstöbern von Unbekanntem, das Hinauskramen längst vergessener Dinge. »Vielleicht gibt es im Abstellraum eine Holzkiste, die ich als Beistelltisch im Wohnzimmer oder auf dem Balkon verwenden kann, vielleicht findet sich im Keller ein alter Sessel, den ich als Küchenstuhl reaktivieren kann, und vielleicht sind es einfach nur Textilien und Accessoires, die ich nun mit einem anderen Auge betrachte.« Sie selbst, erzählt sie im Telefon-Interview, habe im gesamten Haus Möbel verrückt, Tische umgestellt und sämtliche Kissen und Decken miteinander vertauscht. »Auch dann, wenn die Farben nicht zusammenpassen, wenn der Tisch aus der Werkstatt plötzlich im Schlafzimmer steht, wenn es gerade nicht so super harmoniert, wie man es sonst gewohnt ist.« Doch damit sei das Spektrum noch lange nicht ausgeschöpft, so Horx-Strathern, und zählt auf: Bilder und Fotografien an die Wand hängen, Upcycling-Experimente machen, Dinge reparieren, Blumen kaufen, Alltagsrituale einführen. »Wir wohnen zu sechst und haben mit Beginn der Corona-Krise angefangen, unsere Stammplätze am Esstisch aufzugeben und jeden Tag in einer anderen Konstellation zu Abend zu essen. Bei sechs Personen im Haushalt ergibt das 120 unterschiedliche Sitzvarianten. Der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt!« Was Möbel, Formen, Farben, Materialien und Ornamente betrifft, meint der Wiener Möbel- und Produktdesigner Thomas Feichtner, könne man sich an sommerlichen Farben sowie beispielsweise an skandinavischem Design orientieren. »Während wir uns im Winter gerne mit Fellen, Kerzenschein und > Kredenz für Fred Feuerstein Die »Colina Credenza« von Kelly Wearstler besticht durch organisches, monolithisches Design. Jedes Stück wird in Los Angeles aus weißem Harz mit einem gipsartigen Finish handgefertigt. Ab 28.000 Euro. kellywearstler.com 03 / 20 LIVING falstaff 77

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