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Falstaff LIVING 05/2021

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design / INTERVIEW > mich glücklich schätzen, wenn ich davon einen kleinen Sehnsuchtsmoment einfange. Ideenschmiede Ein produktiver Ort: Michael Anastassiades Studio eröffnete 1994 in einer ehemaligen Autowerkstatt im Londoner Stadtteil Camden Town. Sie haben für Flos bewegliche Hängelampen wie die »Mobile Chandelier«-Kollektion entworfen. Ist das der Versuch, die Unberechenbarkeit von Licht zu reflektieren? Wenn ich Licht gestalte, kann es sich niemals um ein von seiner Umgebung isoliertes Objekt handeln. Ein kleiner Stoß kann alles verändern, auch der Positionswechsel des Betrachters. So bekommt die Raum-Beleuchtung etwas Dynamisches. Es geht um Balance. Nicht nur bei meinen Lampen, sondern bei all meinen Produkten. Können Sie beschreiben, wie Sie sich diesem Zustand nähern? Es gibt diesen Moment der ultimativen Stille. Der Augenblick, bevor ein Gegenstand, etwa eine Gabel, die Kante eines Tisches erreicht und herunterfällt. Oder du stellst das Glas an eine Stelle, wo alles perfekt angeordnet ist. So nehme ich Objekte wahr. Und im Design-Prozess geht es darum, die Menge an visuellen Informationen immer weiter zu reduzieren, um zum Wesenskern eines Objektes vorzustoßen. Erinnern Sie sich an ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit, als Sie eine künstlerische Begabung spürten? Es gab eine sehr frühe Passion für Gegenstände aus meinem Alltag. Ich habe etwas gespürt, das über das Materielle hinausging. Ich erinnere mich, dass ich Erwachsene, denen ich Konzentration Purismus in der Form, Materialreichtum im Detail: Der aus Marmor und Aluminium gefertigte Esstisch »Half A Square« für Molteni. molteni.it 82 falstaff LIVING 5 / 21

zum ersten Mal begegnete, bat, für mich etwas zu zeichnen. Ich habe dann sofort begonnen, das Bild nachzuzeichnen. Das war meine Art, zu kommunizieren. Ich hätte gerne Kunst studiert, aber das war für meine konservativen Eltern ein unvorstellbarer Gedanke. Und deshalb ging ich nach London, um Tiefbau zu studieren. Dort wurde mir allerdings schnell klar, dass ich nie als Ingenieur arbeiten würde. Das anschließende Design-Studium erschien mir als Kompromiss. Fotos: Lewis Khan, Courtesy of Lobmeyr, Giuseppe Brancato, Courtesy of FLOS, Courtesy of Molteni, Tommaso Sartori Handwerksethos Veredelte Scherben im Glasboden: die Serie »Flint« für die Manufaktur J.&L. Lobmeyr in der Tradition der Wiener Werkstätten. lobmeyr.at Leichtigkeit Eine Tischlampe, die den Raum mit der Ungebundenheit eines schwebenden Balles erfüllt: das Modell »IC« für die Marke Flos. flos.com Empfinden Sie sich als Designer oder Künstler? Als kreativer Mensch. Ich habe nach meinem Studium lange sehr kompromisslos gearbeitet. Diese Erfahrungen waren elementar, als ich 2007 mein Label gründete. Da war ich bereits 40. Ganz wichtig war dann die Begegnung mit Piero Gandini von Flos. Denn er sagte: ›Wir schätzen genau diese Kompromisslosigkeit.‹ Meine Unabhängigkeit habe ich auch bei meinen Kooperationen nie aufgeben müssen. Ich nehme einen Auftrag nicht wegen des Geldes an, sondern wenn er mich stimuliert. Raumskulptur Eine Frage der Geometrie und der Perspektive: die Serie »Coordinates« (Flos), die variabel an den jeweiligen Raum angepasst wird. Im Wiener MAK ist bald eine von Ihnen kuratierte Schau zur Wiener Werkstätte zu sehen. Was erwartet den Besucher? Es ist für mich eine große Ehre, den neuen »Showroom Wiener Werkstätte« zu eröffnen. Ich habe dafür aus der MAK-Sammlung vor allem Objekte aus der Frühphase herausgesucht und zeige im Zusammenspiel mit einigen meiner Arbeiten, wie sehr das Prinzip der kunstfertigen Reduktion der Werkstätte das Design bis heute beeinflusst. Für mich war es eine elementare Inspiration, als ich mein Studio gründete. Was ist für Sie das größte Lob? Als man meinen Objekten anfangs Etiketten aufdrücken wollte, war ich sehr irritiert. Da sprach ein Kritiker von Art-Deco-Anleihen, ein anderer entdeckte darin den Geist der Fifties. Was ich früher eher von mir gewiesen habe, kann ich heute anders annehmen. Als Designer erfindest du nichts wirklich Neues, sondern du komponierst Bestehendes auf deine Art. Und wenn darin Bezüge zu früheren Epochen gezogen werden, dann unterstreicht es die zeitübergreifende Substanz, die ich anstrebe. Mein Ideal ist es, dass der Designer hinter dem Objekt verschwindet. Ich stelle etwas in die Welt – und dann spricht es ganz individuell zu seinem Betrachter. Das ist für mich die schönste Form der Anerkennung. < 5 / 21 LIVING falstaff 83

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