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Falstaff Living 02/2017

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living / design / MENSCH

living / design / MENSCH & MASCHINE Hightech-Pavillon im Vitra Design Museum Der »Elytra Filament Pavilion« aus Karbonfaser wurde von einem Roboter hergestellt. Roboter »YuMi« (links) ermöglicht das Teamwork zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz. »Letztlich haben wir es mit Ideologie zu tun und weniger mit Technologie – Technologie ist immer nur das Spiegelbild der Menschen, die dahinter stehen.« AMELIE KLEIN Vitra Design Museum > Dinge zusammenbringt, die eigentlich nicht zusammenpassen. Ein gutes Beispiel für diese Überbrückung von Scheindifferenzen wäre etwa eine robotische Lampe. So eine Lampe besticht nicht unbedingt durch ihre schöne Form oder ihre Funktion, sondern vor allem durch ihre Interaktivtät. Die Lampe weiß, wann ich nach Hause komme, weil mein Smartphone ihr das meldet. Sie weiß: Als Erstes gehe ich ins Vorzimmer, hänge meinen Mantel auf, dann gehe ich in die Küche und mache mir einen Tee. Dort brauche ich viel Licht, damit ich mir nicht das heiße Wasser über die Hand schütte. Dann setze ich mich aufs Sofa und trinke bei gedimmtem Licht meine Tasse Tee. Das ist die Art und Weise, wie die Lampe und ich interagieren. Sie hat meine Gewohnheiten studiert, und so bauen wir eine Beziehung auf. Klingt fast so, als ob Sie schon Ihre Erfahrungen gesammelt hätten? Nicht ich, aber mein Chef, Mateo Kries. Er hat seiner Tochter zu Weihnachten einen Hunde-Roboter gekauft, und dieses Ding hat ab dem Moment, wo er es aus dem Regal im Kaufhaus genommen hat, angefangen, mit dem Schwanz zu wedeln, und nicht mehr aufgehört, bis er daheim angekommen ist. Er musste den Hund aus der Verpackung nehmen, um ihn auszuschalten. Warum aber macht der Roboter-Hund das? – Um eine Beziehung herzustellen. Es geht letztlich auch ums Design von Interaktion. Wie setzen Sie das in der Schau um? Wir haben »Kip«. Er ist ein kleiner Roboter, und je nachdem, wie man mit ihm redet, reckt er das Köpfchen – das ist ein Papierlampenschirm. Schreit man ihn an, macht er sich ganz klein und beginnt zu zittern. Dieses »Stop being mean to the lamp« funktioniert großartig. Allein dieses Sich-Kleinmachen, Sich-Ducken ist so etwas zutiefst Menschliches, dass die Besucher sich sofort mit dieser Lampe identifizieren, die nicht einmal ein Gesicht hat. Das ist schon sehr spannend. Das ist wahrscheinlich das beliebteste Ausstellungsobjekt, oder? Ja, alle lieben »Kip«, und jeder schreit ihn an – nach 800 Mal Angebrülltwerden ist der arme Kerl gleich am ersten Ausstellungstag eingegangen. Er ist ein Prototyp, hat keinen Stellvertreter, aber wir haben ihn wieder aufgepäppelt. Es gibt auch »Paro«, das ist diese Roboter-Robbe, die bereits in der Altenpflege Fotos: Naaro, beigestellt 54 falstaff 02 / 17

eingesetzt wird. Sie macht lustige Geräusche und fiept und hat genau die Proportionen von einem Neugeborenen. »Paro« ist ganz bewusst nicht wie ein geläufiges Haustier designt, damit die älteren Patienten nicht die Möglichkeit haben zu vergleichen und zu sagen: Meine Minki war aber viel besser. Trauen Sie selbst eigentlich Robotern? Mit der Maschine selbst habe ich kein Problem. Das, wovor ich mich viel mehr fürchte, ist die Durchdringung unserer physischen Umwelt mit Sensoren. Letztlich haben wir es mit Ideologie zu tun und weniger mit Technologie – Technologie ist immer nur das Spiegelbild der Menschen, die dahinter stehen. Es gibt da ein spekulatives Projekt in Schanghai mit selbstfahrenden Autos. Es heißt ja, sie wären sicherer als wir unzuverlässigen Menschen, aber auch ein selbstfahrendes Auto kann in einen ethischen Konflikt kommen. Also kommt es auf den Code an, nach dem es programmiert wurde. Es kann ein Auto sein, das nach humanistischen Kriterien entscheidet: Kinder, Mütter, alte Menschen gehen vor. Die zweite Entscheidungsvariante sind die Kosten: Was kommt am günstigsten? Die dritte: Was ist der maximale Schutz für den Fahrer? Schickt man diese drei Autos in Unfallszenarien, kann man sich vorstellen, wie es ausgeht. Es geht also immer um Ideologien. Von der Ideologie ist es nur ein kurzer Weg zur Philosophie, von der Philosophie ein noch kürzerer zum Design … Genau. Es ist eine politische Entscheidung, ob ein Designer zu einem Unternehmen geht, wo auf Transparency Wert gelegt wird. Denn während wir immer noch auf den Roboter warten, der uns umarmt oder erschießt, je nachdem, wie er drauf ist, verlieren wir völlig aus den Augen, dass unsere physische Umwelt immer autonomer wird. Wenn mein Kühlschrank eines Tages mit seinem Energieversorger redet und aus Kostengründen Atomenergie bucht, ohne dass ich es mitbekomme, hat das Diskussionsbedarf. Das wollen wir mit unserer Ausstellung erreichen. < KURATORIN AMELIE KLEIN im Gespräch mit LIVING-Autorin Michaela Ernst. »The Man Machine« Mit seiner Fotoserie zeigt Fotograf Vincent Fournier, dass uns Roboter gar nicht so fremd sind. Knuddelmonster Robbe »Paro« wird in der Altenpflege eingesetzt. Objekt »Kip« reagiert auf Lob und Tadel fast wie ein Mensch. Der lernfähige Konversationsroboter »Musio« passt sich dem Alter seines Besitzers an. * Die Ausstellung »Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine« läuft noch bis 14. Mai im Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Ab 21. Juni ist die Schau im Wiener MAK zu sehen. 02 / 17 falstaff 55

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